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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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Kunden gehören.«
    Angélique hatte nur ein Wort gehört.
    Â»Der Justizpalast…?! Wollt Ihr damit sagen, wir waren gerade im Justizpalast?«
    Â»Genau.«
    Â»Warum habt Ihr mir das nicht gesagt? Mein Gemahl war hinter diesen Mauern ganz in meiner Nähe, und ich habe nichts gespürt.«

    Â»Ihr irrt. Er ist noch sehr weit entfernt. Am anderen Ende dieser Türme und Gebäude. Ihr müsst an der gesamten Ladengalerie vorbei, um zur Conciergerie am Quai des Morfondus zu gelangen, wo die Gefangenen untergebracht sind.«
    Â»Und diese Kirche mit den bis in den Himmel hinaufreichenden Fenstern, die ich in der Dunkelheit gesehen habe, war also die Sainte-Chapelle, in der die heilige Dornenkrone aufbewahrt wird?«
    Â»So ist es.«
    Â»Ich hätte beten können.«
    Â»Warum nicht? Ein wenig Beten hat noch nie geschadet...«
    Â 
    Angélique war zutiefst verstört.
    Dieser Unbekannte, der von einem Fluch gesprochen hatte, hatte die Erinnerung an den Mann mit den leuchtenden Augen wieder hochkommen lassen, der sie – Gott, wie fern das alles schien! – in Saint-Jean-de-Luz zweimal so erschreckt hatte. Damals hatte sie den seltsamen Eindruck verspürt, nicht klar bestimmen zu können, mit was für einem Menschen sie es eigentlich zu tun hatte. Zum Schluss hatte sie sich sogar gefragt, ob er tatsächlich existierte oder ob sie sich diese Begegnungen unter dem Eindruck der Müdigkeit und der Hitze nicht bloß eingebildet hatte. Doch als sie ein paar Tage vor ihrer Abreise aus Saint-Jean-de-Luz an einen Platz gekommen war, auf dem einige Stallburschen des Kardinals gerade die bestickten Überwürfe seiner Maultiere falteten, was einiges an Kraft und Ausdauer erforderte, hatte sie unvermittelt seinen Namen gehört: Flégétanis. Daraufhin war sie stehen geblieben und hatte den Plaudereien zugehört, mit denen die Männer sich von der harten Arbeit ablenkten.
    Sie hatten gesagt, dass er ein Schreiber in Diensten Fouquets war und sich durch besonderen Eifer auszeichnete. Als Beispiel führten sie die Abrechnungen an, die er für die Galeere im
Becken der Nivelle erstellt hatte... Sie hatten auch gesagt, dass man sich vor seiner Vorliebe für Okkultismus in Acht nehmen müsse, durch die er viel zu tief in die Geheimnisse des gesamten Hofes verstrickt war. Denn welcher der Höflinge hatte keine gefährlichen Geheimnisse? Sie alle versuchten mit Hilfe der okkulten Wissenschaften in die Zukunft zu blicken... Außerdem hatten die Männer behauptet, dass er zusammen mit dem Vater der Mancini-Schwestern Alchemie und Weissagung betrieben habe. Der alte Mancini besaß ein geheimes Kabinett im Louvre oder im Palais Royal und war in diesen Künsten äußerst bewandert. Und jedes Mal, wenn er magische Pendel über dem Horoskop seiner Tochter Maria schwingen ließ, hatte er gesagt, dass sie allen nur Ärger bringen werde …
    Â 
    Hatte Angélique an diesem Tag begonnen, den seltsamen Mann für das Unglück verantwortlich zu machen, das über sie hereingebrochen war? Und dennoch war die Erinnerung an ihn mit der Zeit verblasst.
    Aber seit der Fremde vorhin das Wort »Fluch« ausgesprochen hatte, war das Gefühl plötzlich wieder da.
    Â 
    Â»Es hat aufgehört zu schneien«, sagte Desgrez. »Lasst uns weitergehen.«
    Sie folgte ihm die lange, breite Straße entlang, die ihr damals, als sie mit dem alten Onkel hinausgegangen war, um die Fortschritte an den Triumphbögen auf dem Pont Notre-Dame zu bewundern, wie ein Fluss erschienen war, der die Insel in zwei Welten teilte: die Rue de la Barillerie, die immer häufiger der Boulevard de Paris genannt wurde.
    Auf der einen Seite lag die Kathedrale Notre-Dame, auf der anderen der Justizpalast mit seinen Nebengebäuden, die sich bis zum Pont-Neuf hinzogen.

    Als sie das Ende des Pont Notre-Dame erreichten, blieb Sorbonne plötzlich reglos stehen und spitzte die Ohren.
    Wenige Schritte vor ihnen stand in geradezu unverschämt provozierender Haltung ein großer, athletischer, in Lumpen gekleideter Kerl, der auf die beiden Spaziergänger zu warten schien. Unter seinem verblichenen, mit einer Feder geschmückten Hut erkannte man das von einer violetten Geschwulst entstellte Gesicht und die schwarze Binde, die eines seiner Augen bedeckte. Der Mann lächelte.
    Sorbonne stürzte auf ihn zu. Wie ein Akrobat sprang der Bettler zur Seite und

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