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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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verschwand durch die Tür eines der Häuser auf der Brücke. Der Hund hetzte hinter ihm her.
    Dann hörten sie ein lautes Platschen.
    Â»Dieser verfluchte Calembredaine!«, knurrte Desgrez. »Er ist trotz der Eisschollen in die Seine gesprungen, und ich wette, dass er sich jetzt gerade durch das Pfahlwerk davonmacht. Er hat wahre Rattenlöcher unter allen Brücken von Paris.«
    Â 
    Sorbonne kam mit hängenden Ohren zurück.
    Angélique bemühte sich, ihre Angst zu beherrschen, trotzdem wurde sie von düsteren Vorahnungen geplagt. Sie hatte das Gefühl, als sei dieser schäbige Herumtreiber, der sich ihr unvermittelt in den Weg gestellt hatte, das Sinnbild einer schrecklichen Zukunft.

DRITTER TEIL
    Auf den Stufen des Justizpalasts

Kapitel 12
    E s wurde gerade erst hell, als Angélique in Begleitung der Nonne den Pont-au-Change überquerte und die Île de la Cité erreichte.
    Â 
    Es war bitterkalt. In der Seine trieben dicke Eisschollen, die die Pfeiler der alten Holzbrücken bedrohlich knarzen ließen.
    Schnee bedeckte die Dächer, säumte die Kranzgesimse der Häuser und ließ die Turmspitze der Sainte Chapelle, die inmitten der gedrungenen Masse des Justizpalasts aufragte, wie einen Frühlingszweig erblühen.
    Nur ihre fromme Verkleidung hielt Angélique davon ab, bei einem Branntweinhändler ein kleines Gläschen zu erstehen. Der Mann eilte mit roter Nase durch die Straßen, um die Handwerksgesellen, die armen Schreiber und die Lehrlinge aufzuwecken, die morgens als Erste aufstehen müssen, um den Laden, die Werkstatt oder die Schreibstube zu öffnen.
    Â 
    Die große Uhr am Eckturm schlug sechs Mal. Ihr unvergleichliches Zifferblatt auf blauem, mit goldenen Lilien verziertem Grund, der auf Anweisung von Heinrich III. frisch gemalt worden war, bildete immer noch eine aufsehenerregende Neuheit. Diese Uhr war das Juwel des Justizpalasts. Ihre kleinen Figuren aus bunt bemaltem Ton und die Taube, die den Heiligen Geist symbolisierte und unter ihren Flügeln den Darstellungen von Mitgefühl und Gerechtigkeit Zuflucht bot, leuchteten im grauen Morgenlicht in all ihrer roten, weißen und blauen Pracht.

    Nachdem sie der Rue de la Barillerie gefolgt waren, ein Gittertor passiert, einen großen Hof überquert und eine Vielzahl von Stufen erklommen hatten, wurden Angélique und ihre Begleiterin schließlich von einem Rechtsgelehrten angesprochen, in dem Angélique überrascht den Advokaten Desgrez erkannte. Sie fühlte sich eingeschüchtert angesichts seiner weiten schwarzen Robe, des blütenweißen Kragens und seiner fest gerollten Perücke unter dem Barett. In der Hand hielt er einen nagelneuen Prozessbeutel, der mit Akten vollgestopft zu sein schien. Mit ernster Miene erklärte er, dass er den Gefangenen soeben in der Conciergerie, dem Gefängis des Justizpalasts, aufgesucht habe.
    Â»Weiß er, dass ich im Saal sein werde?«, fragte Angélique.
    Â»Nein! Das würde ihn zu sehr aufregen. Und was ist mit Euch...? Versprecht Ihr mir, ganz ruhig zu bleiben?«
    Â»Ich verspreche es.«
    Â»Er ist... er ist übel zugerichtet«, fuhr Desgrez mit stockender Stimme fort. »Man hat ihn grausam gefoltert. Aber so besteht immerhin die Hoffnung, dass die offensichtlichen Übergriffe der Hintermänner des Prozesses die Richter vielleicht beeindrucken. Was auch passiert, werdet Ihr stark sein?«
    Sie nickte, ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    Â 
    An der Tür des Saals verlangten königliche Wachen unterschriebene Einlasskarten. Angélique war kaum überrascht, als die Nonne an ihrer Seite eine Karte vorwies und leise sagte: »Dienst Seiner Exzellenz des Kardinals Mazarin!«
    Daraufhin nahm sich ein Gerichtsdiener der beiden Ordensschwestern an und führte sie in einen bereits vollbesetzten Saal, in dem sich die schwarzen Roben der Juristen mit den Kutten und Soutanen der Priester und Mönche mischten.
    Â 
    Ein recht schmaler Streifen aus Adligen zierte den hinteren Bereich des Halbrunds. Angélique entdeckte niemanden, den sie
kannte. Entweder waren die Adligen des Hofes nicht zugelassen, oder sie wussten nichts von diesem hinter verschlossenen Türen abgehaltenen Prozess. Vielleicht wollten sie sich aber auch nur nicht durch ihre Anwesenheit kompromittieren.
    Die Gräfin de Peyrac und ihre Begleiterin wurden zu zwei etwas seitlich gelegenen Plätzen geführt, von wo aus

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