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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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überlassen, über Verbindungen zu entscheiden, die für ihre Familien von Vorteil sind, Allianzen, in die sie nicht nur ihre Zukunft, sondern auch ihren Namen einbringen.
    »Ist er... ist er jung?«, erkundigte sich das junge Mädchen zögerlich.

    »Jung? Jung?«, brummte der Baron verdrossen. »Was für eine müßige Frage für einen so praktisch veranlagten Menschen. Nun ja, Euer zukünftiger Gemahl ist zwölf Jahre älter als Ihr. Aber bei einem Mann sind dreißig Jahre das Alter von Kraft und Leidenschaft. Der Himmel kann Euch viele Kinder schenken. Ihr werdet einen Palast in Toulouse haben, Schlösser in Albi und im Béarn, prächtige Karossen, prunkvolle Kleider …«
    Monsieur de Sancé fiel nichts mehr ein, und er verstummte.
    »In meinen Augen jedenfalls«, fügte er schließlich hinzu, »ist dieser Antrag eines Mannes, der Euch ja ebenfalls noch nie zu Gesicht bekommen hat, ein unverhoffter, außerordentlicher Glücksfall...«
    Schweigend gingen sie ein paar Schritte weiter.
    »Das ist es ja gerade«, sagte Angélique leise. »Dieser Glücksfall erscheint mir einfach zu außergewöhnlich. Könnt Ihr mir verraten, Vater, warum dieser Graf, der alles hat, was er braucht, um eine reiche Erbin zur Frau zu nehmen, sich ausgerechnet im tiefsten Poitou ein Mädchen ohne Mitgift sucht?«
    »Ohne Mitgift?«, wiederholte Armand de Sancé, und seine Züge hellten sich auf. »Komm mit zurück ins Schloss, Angélique, und zieh dich zum Ausgehen an. Wir nehmen die Pferde. Ich will dir etwas zeigen.«
    Im Hof des Schlosses holte ein Knecht auf Weisung des Barons zwei Pferde aus dem Stall und zäumte sie rasch auf. Neugierig geworden fragte das junge Mädchen nicht mehr weiter. Während sie aufsaß, dachte sie bei sich, dass sie schließlich dazu bestimmt war, zu heiraten, und dass die meisten ihrer Schulkameradinnen Männer heirateten, die von ihren Eltern ausgesucht wurden. Warum war ihr diese Aussicht bloß so zuwider? Der Mann, den man für sie vorgesehen hatte, war kein Greis. Und sie würde reich sein …

    Plötzlich bemerkte Angélique, dass ein angenehmes Gefühl ihren Körper durchströmte, aber es dauerte ein paar Augenblicke, ehe sie den Grund dafür erkannte. Die Hand des Knechts, der ihr dabei geholfen hatte, sich im Damensitz aufs Pferd zu setzen, war auf ihren Knöchel geglitten und streichelte sie zärtlich mit einer Geste, die man beim besten Willen nicht als Unachtsamkeit hätte missverstehen können.
    Der Baron war ins Schloss gegangen, um seine Stiefel zu wechseln und einen sauberen Kragen umzulegen.
    Angélique zuckte zusammen, und das Pferd wich ein paar Schritte zur Seite.
    »Was fällt dir ein, du Bauerntölpel?«
    Sie spürte, wie sie rot wurde, und war wütend auf sich selbst, denn sie musste sich eingestehen, dass sie bei dieser flüchtigen Liebkosung einen wohligen Schauer gespürt hatte.
    Der Knecht, ein breitschultriger Hüne, hob den Kopf. Braune Locken fielen ihm in die vertrauten dunklen, verschmitzt funkelnden Augen.
    »Nicolas!«, rief Angélique, während die Freude darüber, ihren alten Spielgefährten wiederzusehen, und die Verwirrung über die Berührung, die er sich herausgenommen hatte, in ihr um die Vorherrschaft stritten.
    »Ah! Du hast Nicolas wiedererkannt«, sagte der Baron de Sancé, der mit großen Schritten näher kam. »Er ist der schlimmste Teufel weit und breit, niemand wird mit ihm fertig. Ihn interessieren weder die Feldarbeit noch die Maultiere. Ein Faulpelz und Schürzenjäger, das ist aus deinem früheren Kameraden geworden, Angélique!«
    Der junge Mann schien sich nicht im Mindesten für die Einschätzung seines Herrn zu schämen. Er musterte Angélique immer noch mit einer fast schon unverschämten Dreistigkeit, und sein Lachen ließ seine weißen Zähne aufblitzen. Unter seinem offenen Hemd sah sie seine kräftige schwarze Brust.

    »He, Junge! Nimm dir ein Maultier und komm mit«, befahl ihm der Baron, der nichts bemerkte.
    »Sehr wohl, Monsieur.«
    Die drei Reiter überquerten die Zugbrücke und bogen in den Weg ein, der links an Monteloup vorbeiführte.
    »Wohin reiten wir, Vater?«
    »Zur alten Bleimine.«
    »Zu diesen eingestürzten Öfen in der Nähe der Abtei von Nieul …?«
    »Ganz genau.«
    Angélique erinnerte sich an das Kloster der liederlichen Mönche, an diesen irrwitzigen Ausflug in ihrer Kindheit, als sie nach Amerika hatte auswandern wollen, und an die Erklärungen von Bruder Anselme zu Blei, Silber und den Arbeiten, die im Mittelalter in der

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