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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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heißt wie Ihr. Ich mache sie selbst, mit schönem weißem Zucker. Und sie ist viel besser als die der Patres aus der Abtei, die nur einfache Kassonade dazu nehmen. Wie sollen die Pariser Konditoren diese Zutat denn zu schätzen wissen, wenn sie ihr ganzes Aroma verloren hat, nachdem die Mönche sie stundenlang in den riesigen Kesseln ausgekocht haben, in denen sogar noch die Reste ihrer Suppen und Wurstfüllungen kleben?«
    Während sie ihr zuhörte, knabberte Angélique genießerisch die zarten, klebrigen grünen Stängel. Das also wurde nach dem Pflücken aus diesen großen, starken Sumpfpflanzen, die im natürlichen Zustand bitter rochen. Bewundernd sah sie sich um. Die Möbel glänzten.
    In der Ecke stand eine Uhr, jene Erfindung, die ihr Großvater teuflisch nannte. Um sie besser sehen und vor allem ihr leises Ticken hören zu können, ging sie wieder näher an das Arbeitszimmer heran, wo sich die beiden Männer unterhielten.
    »Beim heiligen Dionysius, Molines, ich bin entsetzt«, hörte sie ihren Vater sagen. »Es wird ja vieles über Euch geredet, aber im Großen und Ganzen sind sich doch alle darin einig, dass Ihr recht vernünftig seid und über einen guten Riecher verfügt. Aber jetzt höre ich aus Eurem eigenen Mund, dass Ihr in Wahrheit die wildesten Utopien verfolgt.«
    »Was findet Ihr denn an dem, was ich Euch gerade dargelegt habe, so unsinnig, Baron?«
    »Also wirklich, denkt doch einmal nach. Ich wisst, dass ich mich mit Maultieren beschäftige und es mir gelungen ist, durch die Kreuzung von Eselhengst und Pferdestute eine hübsche Rasse zu züchten. Ihr schlagt mir vor, ich solle diese Zucht weiter
ausbauen, woraufhin Ihr Euch um den Verkauf der Tiere kümmern würdet. Das ist ja auch schön und gut. Aber wo ich Euch nicht mehr folgen kann, ist Eure Absicht, einen langfristigen Vertrag mit … Spanien zu schließen. Wir stehen schließlich mit Spanien im Krieg, mein Freund.«
    »Dieser Krieg wird nicht ewig dauern, Baron.«
    »Das hoffen wir auch. Aber auf eine solche Hoffnung kann man kein ernsthaftes Geschäft gründen.«
    Der Verwalter verzog das Gesicht zu einem flüchtigen herablassenden Lächeln, das der verarmte Edelmann jedoch nicht bemerkte.
    »Wie wollt Ihr überhaupt mit einer Nation Handel treiben, gegen die wir Krieg führen?«, fuhr Armand de Sancé aufgebracht fort. »Erstens ist es verboten, und das ist nur recht und billig, denn Spanien ist unser Feind. Und zweitens sind die Grenzen geschlossen, und alle Verbindungswege und Zollstätten werden überwacht. Ich will gerne zugeben, dass einem Feind Maultiere zu liefern weit weniger schlimm ist, als ihm Waffen zu verkaufen, umso mehr, als die Kämpfe nicht mehr hier stattfinden, sondern auf fremdem Gebiet. Aber letztlich habe ich ohnehin zu wenig Tiere, als dass es einen Handel lohnen würde. Das würde viel Geld und jahrelange Vorbereitungen erfordern. Und für ein solches Experiment reichen meine finanziellen Mittel nicht aus.«
    Aus Stolz verschwieg er, dass er sogar kurz davor stand, alle seine Tiere zu verkaufen und die Zucht ganz aufzugeben.
    »Vergesst nicht, Baron, dass Ihr bereits vier hervorragende Eselhengste besitzt und es für Euch sehr viel einfacher sein wird, Euch noch viele weitere bei den Adligen des Umlands zu beschaffen, als es für mich der Fall wäre. Und Eselstuten findet man zu Hunderten je zehn oder zwanzig Livres das Stück. Aber ich schlage Euch ja gar nicht vor, Esel zu züchten. Uns interessieren nur Maultiere.«

    »Fremde Stuten beschälen zu lassen ist teuer...«
    »Und genau deshalb müsstet Ihr sie erwerben.«
    »Das kostet ja noch mehr!«
    »Nicht, wenn wir eine regelrechte Maultierproduktion aufbauen... In der Nähe von Luçon gibt es einen Züchter, der jene Zugpferde heranzieht, die heutzutage als Poitevins bekannt sind, obwohl sie ursprünglich aus Flandern stammen. Man hat sie vor über einem Jahrhundert hierhergeholt, um bei der Trockenlegung der Sümpfe zu helfen. Bei ihm werden wir uns die hübschen, leicht gefleckten hellgrauen Stuten beschaffen, die unsere feurigen Esel so sehr mögen.«
    Von diesem Bild bezaubert, nickte Armand de Sancé eifrig mit dem Kopf.
    »Baron«, fuhr Molines fort, »während Eurer Zeit in den Armeen des Königs habt Ihr die anderen Provinzen des Königreichs bereist. Und bei dieser Gelegenheit konntet Ihr feststellen, dass es nirgendwo sonst einen so außergewöhnlichen Einhufer gibt wie unseren großen Poitou-Esel mit seinen fächerförmigen Ohren und dem fast

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