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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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Urteilsvermögen und Reife. Ich wäre froh, wenn meine Tochter Bertille mit Euch Umgang pflegen würde, denn leider bestätigen mir die Erzieherinnen ihrer Schule, dass sie ein Spatzenhirn hat, aus dem nicht viel herauszuholen ist.«
    »Ihr übertreibt, Monsieur«, widersprach Baron Armand höflich.
    Ausnahmsweise war Angélique mit Molines einer Meinung. Sie hasste die Tochter des Verwalters, ein dunkelhaariges, dunkelhäutiges und in ihren Augen ziemlich hinterhältiges Mädchen.
    Was den Verwalter betraf, waren ihre Gefühle nicht so eindeutig. Zwar fand sie ihn unsympathisch, aber dennoch flößte er ihr eine gewisse Achtung ein, die zweifellos auf das beruhigende
Äußere seiner selbst und seines Hauses zurückzuführen war. Die stets dunkle Kleidung des Verwalters war aus schönem Tuch, und er musste sie weggeben oder wahrscheinlich eher verkaufen, bevor sie die ersten Spuren von Abnutzung aufweisen konnte. Nach der neuen Mode trug er Schnallenschuhe mit einem recht hohen Absatz.
    Und in seinem Haus gab es ganz wunderbares Essen. Angélique schnupperte, als sie in den ersten mit Fliesen ausgelegten, blitzblanken Raum traten, der direkt an die Küche angrenzte. Madame Molines versank mit einem tiefen Knicks in ihre Röcke und kehrte sofort wieder zu ihrem Kuchen zurück.
    Der Verwalter führte seine Gäste in ein kleines Arbeitszimmer, in das er frisches Wasser und eine Flasche Wein bringen ließ.
    »Ich mag diesen Wein sehr gerne«, sagte er, nachdem er sein Glas in die Hand genommen hatte. »Er stammt von einem Hang, der lange brachgelegen hat und den ich im letzten Herbst mit viel Mühe zum ersten Mal ablesen konnte. Die Weine aus dem Poitou sind natürlich nicht so gut wie die der Loire, aber sie haben durchaus Finesse.«
    Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Ich kann Euch gar nicht oft genug sagen, Monsieur, wie sehr ich mich freue, dass Ihr meiner Einladung persönlich gefolgt seid. Das zeigt mir, dass unser Gespräch erfolgreich verlaufen könnte.«
    »Heißt das, Ihr habt mich mit dieser Aufforderung auf die Probe gestellt?«
    »Habt die Güte, mir zu verzeihen, Baron. Ich bin kein sehr gebildeter Mann und habe lediglich eine einfache Dorfschule besucht. Aber ich will Euch gestehen, dass der Dünkel mancher Adliger mir nie als Beweis für ihre Intelligenz erschienen ist. Doch es bedarf einer gewissen Intelligenz, um über Geschäfte zu reden, und seien diese auch noch so bescheiden.«

    Der Baron lehnte sich auf seinem gepolsterten Stuhl zurück und betrachtete den Verwalter neugierig. Er war ein wenig besorgt darüber, was ihm dieser Nachbar, der nicht den allerbesten Ruf genoss, wohl vorschlagen mochte. Es hieß, er sei sehr reich. Anfangs war er den Bauern und übrigen Pächtern gegenüber äußerst unnachgiebig gewesen, aber seit ein paar Jahren bemühte er sich, selbst mit den ärmsten Bauern freundlicher umzugehen. Man wusste nichts über die Gründe für diesen Sinneswandel und seine ungewohnte Großzügigkeit. Die Bauern misstrauten ihm, aber da er sich seitdem entgegenkommender zeigte, was die Steuern und andere Leistungen betraf, die das Gut dem König und dem Marquis du Plessis-Bellière schuldete, begegnete man ihm mit Respekt.
    Böse Zungen behaupteten, er tue dies nur, um seinen ständig abwesenden Herrn zu verschulden. Und die Marquise und ihr gemeinsamer Sohn Philippe interessierten sich genauso wenig für die Ländereien wie der Marquis selbst.
    »Wenn es stimmt, was man sich erzählt, sollt Ihr kurz davor sein, den gesamten Besitz selbst zu übernehmen«, bemerkte Armand de Sancé ein wenig barsch.
    »Reine Verleumdung, Baron. Ich lege nicht nur Wert darauf, ein treuer Bediensteter des Marquis zu bleiben, ich sähe auch nicht den geringsten Sinn in einem solchen Erwerb. Um Eure Bedenken zu zerstreuen, will ich Euch verraten – aber das ist nun wirklich kein Geheimnis -, dass der gesamte Besitz bereits mit hohen Hypotheken belastet ist!«
    »Schlagt mir jetzt nicht vor, ihn zu kaufen, dazu fehlt mir das Geld …«
    »Dieser Gedanke liegt mir fern, Monsieur… Etwas Wein …?«
    Von der Unterhaltung gelangweilt, huschte Angélique aus dem Arbeitszimmer und kehrte in den großen Raum zurück, wo Madame Molines in der Ecke auf einem Tisch mit dicker
Platte den Teig für einen riesigen Obstkuchen ausrollte. Lächelnd reichte sie dem kleinen Mädchen eine Dose, aus der ein köstlicher Duft aufstieg.
    »Hier, probiert das, Liebes. Das ist kandierte Angelika, die Pflanze, die genauso

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