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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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verteidigen …«
    »Barrikaden...!«, erklang ein allgemeiner Aufschrei.
    »O ja! Ich will Euch erklären, wie das geht. Ihr rollt alle leeren Weinfässer herbei, die Ihr finden könnt, füllt sie mit Erde oder Pferdemist, bindet sie mit Ketten zusammen und legt sie quer über die Straßen. Und schon habt Ihr Barrikaden … Paris ist mittlerweile vollkommen unpassierbar, und die Pariser sind die Herrscher über die Hauptstadt.«
    Darauf folgte allgemeines Schweigen. Man wusste nicht so recht, ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht war. Die stets aufmerksame und um das Wohlergehen ihrer Gäste besorgte Pulchérie ergriff das Wort. »Ihr mögt doch sicher etwas trinken. Einen Apfeltresterwein vielleicht oder etwas Dickmilch? Ich sehe, Ihr habt einen weiten Weg hinter Euch.«
    »Danke. Wir nehmen gerne einen Schluck Traubenwein mit Wasser.«
    »Traubenwein haben wir leider nicht mehr«, antwortete Baron Armand, »aber ich lasse gleich eine Magd zum Pfarrer schicken, um welchen zu holen.«
    Unterdessen nahm der Marquis Platz. Während er mit seinem mit einer Satinschleife verzierten Ebenholzstock spielte, erzählte er, dass er geradewegs aus Saint-Germain komme und die Straßen die reinsten Kloaken seien. Noch einmal entschuldigte er sich für seinen bescheidenen Aufzug.
    Wie sähe er denn aus, wenn er prächtig gekleidet wäre, fragte sich Angélique im Stillen.
    Der Großvater hatte genug von diesem ewigen Kleidergerede und tippte ärgerlich mit der Spitze seines Stocks an die Stiefelstulpen seines Besuchers.

    »Nach der ganzen Spitze an Euren Stiefeln und Eurem Kragen zu schließen, ist das Edikt, mit dem Kardinal Richelieu 1633 solches Flitterwerk verboten hat, wohl in Vergessenheit geraten.«
    »Puh!«, seufzte der Marquis. »Leider noch nicht genug. Die Regentin ist arm und streng. Ein paar von uns stürzen sich in den Ruin, um diesem frömmlerischen Hof wenigstens ein bisschen Eleganz zu bewahren. Monsieur Mazarin findet Gefallen an prunkvollem Auftreten, aber er trägt die Kardinalsrobe. Seine Finger sind beladen mit Diamanten, aber sobald die Prinzen ihr Wams auch nur mit ein paar Bändern schmücken, wettert er wie sein Vorgänger. Die Stiefelstulpen... ja...«
    Er überkreuzte die Füße und musterte sie genauso aufmerksam wie Baron Armand seine Maultiere.
    »Ich glaube, diese Mode, die Stiefel mit Spitze zu verzieren, wird bald ein Ende haben«, erklärte er. »Einige junge Herren tragen inzwischen Stulpen, die so breit sind wie die Manschette einer Fackel und deren Rand so schwer steif zu halten ist, dass sie mit gespreizten Beinen laufen müssen, als litten sie an einer unanständigen Krankheit... Wenn eine Mode schrecklich wird, verschwindet sie von ganz allein wieder. Seid Ihr nicht auch dieser Ansicht, liebe Cousine?«, fragte er, an Hortense gewandt.
    Sie antwortete mit einer Kühnheit und Spontaneität, die man dieser mageren Libelle gar nicht zugetraut hätte.
    »Ach, lieber Cousin, ich glaube, dass eine Mode immer recht hat, solange sie noch nicht verschwunden ist. Doch zu diesem speziellen Punkt kann ich Euch keine Meinung sagen, da ich noch nie solche Stiefel wie die Euren gesehen habe. Ihr seid ganz zweifellos der modernste von all unseren Verwandten.«
    »Ich stelle mit Freude fest, Mademoiselle, dass die Abgeschiedenheit Eurer Provinz Euch nicht davon abhält, ihrem
Geist und ihrer Etikette voraus zu sein, denn wenn Ihr mich schon für modern haltet, solltet Ihr wissen, dass zu meiner Zeit ein junges Mädchen niemals als Erste ein Kompliment gemacht hätte. Aber so verhält es sich nun einmal in der neuen Generation … und das ist ganz und gar nicht unangenehm, im Gegenteil. Wie heißt Ihr?«
    »Hortense.«
    »Hortense, Ihr müsst unbedingt einmal nach Paris kommen und in den Kreisen unserer gelehrten und preziösen Damen verkehren. Philippe, mein Sohn, seht Euch vor, womöglich bekommt Ihr es bei Eurem Besuch auf unseren Ländereien im Poitou mit einem starken Gegner zu tun.«
    »Beim Schwert des Béarners 3 «, rief der alte Baron. »Ich beherrsche Latein und ein wenig Englisch, behelfe mich leidlich im Deutschen und habe auch meine eigene Sprache, das Französische, studiert, und trotzdem muss ich gestehen, Marquis, dass ich nicht das Geringste von dem verstehe, was Ihr gerade zu diesen Damen gesagt habt.«
    »Die Damen haben es verstanden, und das ist das Wichtigste, wenn von Spitzen die Rede ist«, entgegnete der Edelmann fröhlich. »Und was ist mit dem Rest der Stiefel? Wie

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