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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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Baron treuherzig.
    »Ich werde es Euch irgendwann erzählen, wenn diese unschuldigen Ohren nicht in der Nähe sind. Aber in Eurer Halle erfriert man ja, mein Lieber. Dürfte ich nun meine reizende Cousine begrüßen...?«
    Der Baron entgegnete, er vermute, die Damen seien beim Anblick der Equipagen in ihre Gemächer geeilt, um sich anzukleiden, aber sein Vater, der alte Baron, werde höchst erfreut sein, ihn zu sehen.
    Angélique bemerkte den verächtlichen Blick, mit dem ihr junger Cousin den heruntergekommenen, düsteren Salon bedachte. Philippe du Plessis hatte sehr helle blaue Augen, aber sie waren kalt wie Stahl. Der gleiche Blick, der über die verschlissenen Tapisserien, das kümmerliche Feuer im Kamin und
sogar über den alten Großvater mit seiner altmodischen Halskrause gestrichen war, richtete sich auf die Tür, und die blonden Augenbrauen des Jünglings hoben sich, während ein spöttisches Lächeln auf seinen Lippen erschien.
    Madame de Sancé kam in Begleitung von Hortense und den beiden Tanten herein. Sie hatten ihre besten Kleider angezogen, aber diese mussten in den Augen des jungen Edelmanns äußerst lächerlich erscheinen, denn er begann in sein Taschentuch zu prusten.
    Angélique, die ihn nicht aus den Augen ließ, verspürte den wilden Drang, ihn anzuspringen und ihm das Gesicht zu zerkratzen. War nicht vielmehr er derjenige, der hier lächerlich aussah, mit seinen bauschigen Spitzen, der Flut von Bändern auf seiner Schulter und den von den Achseln bis zu den Handgelenken geschlitzten Ärmeln, damit das feine Hemd darunter sichtbar wurde?
    Sein weniger affektierter Vater verneigte sich vor den Damen, wobei er mit seiner schönen geschwungenen Feder über den Steinboden fegte.
    »Meine liebe Cousine, verzeiht meinen bescheidenen Aufzug. Ich schneie unversehens herein und bitte Euch für eine Nacht um Eure Gastfreundschaft. Das hier ist mein Sohn, Philippe. Er ist gewachsen, seit Ihr ihn zuletzt gesehen habt, aber das macht den Umgang mit ihm nicht einfacher. Ich werde ihm demnächst ein Obristenamt erstehen, die Armee und der Kampf werden ihm guttun. Die heutigen Pagen bei Hof kennen keine Disziplin mehr.«
    Plötzlich trat der Marquis ein paar Schritte zurück, hob in freudiger Überraschung die Hände, und zum ersten – und vielleicht letzten – Mal sahen die Kinder, wie jemand ihre Mutter bewundernd anschaute.
    Denn sein Blick galt der Baronin de Sancé.
    »Meine liebe Cousine, Ihr ahnt nicht, wie sehr es mich
freut, die einzigartige Farbe der Augen Eurer Familie wiederzusehen. Sie erscheinen wie klares Wasser. Aber Lusignan ist ja auch nicht fern, wo die Fee Mélusine, die Ahnfrau des Geschlechts dieser großen Fürsten und Könige von Zypern und Jerusalem, die Gemahlin von Raymond de Forez, dem ersten Herrn von Lusignan, das schönste ihrer Schlösser bauen ließ. Ich entsinne mich, dass die Familie Mayeraie, der Ihr entstammt, sich rühmt, zu den Nachfahren unserer berühmten Fee zu gehören...«
    Er drehte sich zu Angélique um.
    »Und mir scheint, Ihr habt diese einzigartige Farbe an eine Eurer Töchter weitergegeben.«
    »Aber mit mehr Glanz, Marquis, dem Glanz der Jugend«, entgegnete die Baronin, die einst eine geistreiche Frau gewesen war und sich die Reflexe ihrer gesellschaftlichen Erziehung bewahrt hatte, die einen lehrte, niemals eine Bemerkung unerwidert zu lassen, wie unpassend sie auch sein möge.
    Doch ein leises Rot hatte ihren blassen Teint dunkler gefärbt.
    »Meine liebe Cousine, Ihr seid zu bescheiden.«
    »Und Ihr, mein lieber Cousin, wart schon immer zu galant.«
    »V …Vater«, mischte sich der vor Überraschung stotternde Philippe ein. »Wollt... wollt Ihr etwa behaupten, die Ahnfrau dieser … dieser Leute... sei eine … eine Fee gewesen …?«
    »Aber ja doch! Also fühlt Euch geehrt, ihre Bekanntschaft zu machen. Denn im Dunkel der Zeiten heiratete Mélusine Raimondin de Forez und wurde dadurch nicht nur zur Wurzel der Hauses Lusignan, sondern auch zur Mutter der Häuser Luxemburg und Böhmen...«
    Philippe riss vor Staunen die blauen Augen auf.
    »Aber das ist … das ist lächerlich...«
    »Spielt Euch nicht so auf, mein Junge. Man merkt, dass Ihr nicht in dieser Provinz geboren seid, sonst würdet Ihr Euch
nicht so tölpelhaft aufführen. Eure Mutter hat nicht gut daran getan, Euch nur mit Pariser Milch aufzuziehen. Daraus erwachsen hysterische Gestalten ohne jeden Verstand, genau wie dieser Pöbel, der Barrikaden errichtet hat, um das Parlament zu

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