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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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kurzerhand zum Kammerdiener beförderter Stallknecht hatte, um das Feuer wieder anzufachen, ein großes Büschel feuchtes Stroh in den Kamin geworfen. In den Rauchschwaden, die daraufhin den Raum erfüllten, hörte man eine ganze Weile nur lautes Husten.
    »Sapperlot, Cousin«, rief der Marquis, als er wieder Luft bekam, »jetzt verstehe ich, warum Ihr gerne ein wenig aufatmen wollt. Euer Rindvieh hier verdient eine anständige Tracht Prügel.«
    Er nahm die Sache mit Humor, und Angélique fand ihn trotz seiner gönnerhaften Art recht angenehm. Seine Plaudereien hatten sie fasziniert. Es kam ihr so vor, als sei das alte, verschlafene Schloss aufgewacht und hätte seine Tore zu einer fremden Welt voller Leben geöffnet. Außerdem glaubte er wenigstens daran, dass die Fee Mélusine die Ahnfrau ihrer Familie
war, und wenn er von Raymond de Forez sprach, dem unbesonnenen Gemahl der Fee, nannte er ihn vertraulich Raimondin, wie es sich nur jemand erlauben konnte, der im Poitou geboren war.
    Sein Sohn hingegen blickte immer mürrischer drein. Stocksteif auf seinem Stuhl sitzend, die blonden Locken sorgfältig über den breiten Spitzenkragen gelegt, warf er Josselin und Gontran entsetzte Blicke zu. Als die beiden bemerkten, welche Wirkung sie mit ihrem flegelhaften Benehmen erzielten, verstärkten sie dieses noch und gingen so weit, mit dem Finger in der Nase zu bohren oder sich am Kopf zu kratzen. Ihr Treiben brachte Angélique völlig aus der Fassung und erfüllte sie mit solchem Unwohlsein, dass ihr beinahe übel wurde. Tatsächlich fühlte sie sich schon seit einer ganzen Weile nicht gut, sie hatte Bauchschmerzen, und Pulchérie hatte ihr verboten, rohe Möhren zu essen, wie sie es sonst immer tat. Aber an diesem Abend hatte sie trotz der Aufregung und Ablenkung, die die ungewöhnlichen Besucher ins Schloss brachten, das Gefühl, ernstlich krank zu werden. Jedes Mal, wenn sie ihren Cousin Philippe du Plessis ansah, schnürte ihr etwas die Kehle zusammen, und sie wusste nicht, ob es Abscheu war oder Bewunderung. Noch nie hatte sie einen so schönen Jungen gesehen.
    Sein Haar, das ihm in seidigem Schwung in die Stirn fiel, schimmerte so golden, dass ihre eigenen Locken dagegen regelrecht braun wirkten. Er hatte vollkommen ebenmäßige Züge. Sein mit Spitzen und blauen Bändern geschmücktes Gewand aus feinem grauem Tuch passte wundervoll zu seinem hellen, rosigen Teint. Ohne die Kälte in seinem Blick, die so gar nichts Weibliches an sich hatte, hätte man ihn für ein Mädchen halten können.
    »Wo waren wir stehen geblieben?«, fuhr der Marquis fort, als sich der Rauch allmählich auflöste. »Ach ja, ich erzählte Euch gerade von all diesen verrückten Frauenzimmern, die
meine Gattin in die Fronde hineingezogen haben... die Herzogin von Montbazon, die Herzogin von Chevreuse, Madame de Bouillon, die Prinzessin von Condé, also die Gemahlin von Prinz Louis II., und seine Schwester, die Herzogin von Longueville … Im Grunde hat ja der Prinz von Marcillac den ganzen Ärger ausgelöst …«
    »Ist das nicht der Gouverneur des Poitou?«
    »Das war er früher einmal, aber jetzt nicht mehr. Denn der Prinz von Marcillac und Herzog von La Rochefoucauld, hat beschlossen …«
    »Obacht«, fiel ihm der pedantische Großvater ins Wort, »Herzog von La Rochefoucauld! Noch ist er das nicht. Sein Vater, mein Zeitgenosse, weilt noch unter den Lebenden, soweit ich weiß.«
    »Ja, ja, und das ist ja das ganze Unglück! Marcillac, der am Hof gut angesehen ist, nachdem er der Regentin mehr als einmal zu Diensten gewesen ist, hat um die Ehre eines ›Schemels‹ für seine Gemahlin ersucht. Ihr wisst doch, was ein Schemel bedeutet: dass eine Dame das Recht hat, sich in Gegenwart der Königin hinzusetzen. Diese Ehre wird für gewöhnlich nur Herzoginnen gewährt, und da Marcillac zu diesem Zeitpunkt, wie Ihr so zutreffend bemerktet, noch kein Herzog war, wurde sie ihm verwehrt. Doch der Gipfel der Demütigung war, dass Kardinal Mazarin, den die Königin liebt, wie Ihr wisst, zur gleichen Zeit den Schemel sechs anderen Damen des Hofes zugestand, die auch keinen höheren Rang bekleideten als die Prinzessin... Glaubt Ihr, einen solchen Affront könne man ohne Widerspruch hinnehmen?«
    »Ganz sicher nicht«, riefen die Damen wie aus einem Mund.
    »Und das hat Marcillac auch nicht getan. Er hat sich der Parlamentsfronde in Paris angeschlossen und sein Schwert in ihren Dienst gestellt. Und nach Paris mitgenommen hat er – oder er wurde von ihr

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