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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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findet Ihr die?«
    »Warum sind sie vorn so lang und haben eine viereckige Spitze?«, fragte Madelon.
    »Warum? Das weiß niemand, kleine Cousine, aber es ist der letzte Schrei. Und das ist wahrlich einmal eine sinnvolle Mode! Kürzlich nutzte Monsieur de Rochefort die Gelegenheit, dass Monsieur de Condé mit Feuereifer redete, und schlug ihm jeweils einen Nagel durch beide Schuhspitzen. Als der Prinz weitergehen wollte, stellte er fest, dass er am Boden festgenagelt war. Stellt Euch nur vor, seine Schuhe wären nicht so lang gewesen, dann wären seine Füße durchbohrt worden.«
    »Schuhwerk wurde nicht dazu geschaffen, dass manche
Leute sich einen Spaß daraus machen, anderen Nägel durch die Füße zu treiben«, schimpfte der Großvater vor sich hin. »Das sind doch Albernheiten.«
    »Wisst Ihr übrigens, dass der König in Saint-Germain ist?«, fragte der Marquis.
    »Nein«, antwortete Armand de Sancé. »Und warum sollte diese Nachricht so außergewöhnlich sein?«
    »Aber mein Lieber, wegen der Fronde natürlich.«
    Dieses Geplauder amüsierte die Damen und Kinder, aber die beiden an ländliche Behäbigkeit gewöhnten Provinzadligen fragten sich, ob ihr redseliger Verwandter sich nicht wie üblich über sie lustig machte.
    »Wegen der Fronde? Dem Kinderspielzeug 4 ?«
    »Ein Spielzeug! Ihr seid ja vielleicht gut, Cousin. Was wir am Hof die Fronde nennen, ist nichts anderes als die Revolte des Pariser Parlaments gegen den König. Habt Ihr so etwas schon jemals gehört? Seit mehreren Monaten streiten diese Herren bereits mit der Regentin und ihrem italienischen Kardinal herum... Es geht um irgendwelche Steuern, die ihre Privilegien nicht einmal berühren. Aber sie gebärden sich als Beschützer des Volkes und überreichen ihr Remonstration über Remonstration. Und die Regentin wird allmählich ungehalten. Ihr müsst doch zumindest von den Unruhen letzten August gehört haben?«
    »Nur flüchtig.«
    »Der Anlass war die Verhaftung des Parlamentsrates Broussel. Die Regentin ließ ihn eines Morgens festnehmen, nachdem er gerade seine Medizin genommen hatte. Da sich der Pöbel auf die Schreie einer Dienerin hin zusammengerottet hatte, konnte Comminges, der Hauptmann der Garde, nicht warten, bis er sich angezogen hatte, und schleifte ihn im Nachthemd von Kutsche zu Kutsche. Schließlich gelang ihm die aufgetragene Verhaftung, doch es kostete ihn nicht wenig Mühe. Später
hat er mir anvertraut, dass er diesen wilden Ritt durch die aufgebrachte Menge sehr amüsant gefunden hätte, wenn er eine hübsche junge Dame hätte entführen sollen und nicht einen verzweifelten Greis, der nicht wusste, wie ihm geschah.
    Jedenfalls begann der enttäuschte Pöbel Barrikaden in den Straßen zu errichten. Wie Ihr wisst, ist das ein beliebtes Spiel der Pariser, um ihren Zorn auszudrücken.«
    »Und was ist mit der Königin und dem kleinen König?«, fragte die gefühlsselige Pulchérie angstvoll.
    »Was soll ich Euch sagen? Sie empfing die ehrenwerten Richter äußerst herablassend und gab schließlich nach. Seitdem haben sie sich mehrmals gestritten und wieder versöhnt. Aber glaubt mir, seit ein paar Monaten erscheint mir Paris wie ein vor Leidenschaften brodelnder Hexenkessel. Es ist eine freundliche Stadt, aber in ihren Tiefen kriecht unzähliges notleidendes, kriminelles Gesindel herum, das man nur loswürde, wenn man alles auf einen Haufen werfen und wie Ungeziefer verbrennen würde.
    Ganz zu schweigen von diesen Flugschriftenschreibern und verdreckten Poeten, deren Feder schmerzhafter sticht als der Stachel einer Biene. Paris ist überschwemmt von Schmähschriften, die in Versen und Prosa unablässig das Gleiche fordern: ›Weg mit Mazarin! Weg mit Mazarin!‹ Mittlerweile werden sie sogar schon als ›Mazarinaden‹ bezeichnet.
    Die Königin findet sie überall, selbst in ihrem Bett, und nichts ist besser dazu angetan, einem die Nacht zu verleiden und einen gelblichen Teint zu bescheren, als diese unschuldig anmutenden Papierchen.
    Kurzum, es kam zum Eklat. Die Richter hatten es schon lange geahnt. Weil sie unablässig fürchteten, die Königin könnte den kleinen König aus Paris fortschaffen, kamen sie jeden Abend dreimal in großer Zahl angerannt und baten darum, das schöne Kind beim Schlafen bewundern zu dürfen, obwohl
sie sich in Wahrheit bloß vergewissern wollten, dass es noch da war. Aber die Spanierin und der Italiener sind schlau. Am Dreikönigstag haben wir am Hof fröhlich getrunken und geschlemmt und ohne

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