Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges
Hintergedanken den traditionellen Dreikönigskuchen gegessen. Als ich gegen Mitternacht gerade mit ein paar Freunden in die Schenken ziehen wollte, erhalte ich doch tatsächlich den Befehl, meine Männer und meine ganze Ausrüstung zu sammeln und mich zu einem der Tore von Paris zu begeben. Von da aus soll ich nach Saint-Germain reiten, und dort finde ich die schon zuvor eingetroffene Königin und ihre beiden Söhne, ihre Hofdamen und Pagen, die ganze feine Gesellschaft, in dem alten zugigen Schloss auf Stroh gebettet. Zu guter Letzt taucht dann auch noch Monsieur Mazarin auf.
Seitdem wird Paris vom Prinzen von Condé belagert, der sich an die Spitze der königlichen Armeen gestellt hat. In der Hauptstadt hingegen ruft das Parlament immer noch zum Widerstand auf, aber es befindet sich dabei in einer recht misslichen Lage. Gondi, der Koadjutor von Paris, der gerne Mazarins Platz einnehmen würde, hat sich ebenfalls den Aufständischen angeschlossen. Ich selbst bin Monsieur de Condé gefolgt.«
»Das freut mich zu hören«, entgegnete der alte Baron. »Zu Zeiten von Heinrich IV. hätte man niemals ein solches Durcheinander erlebt. Parlamentsräte und Prinzen, die sich gegen den König erheben, daran erkennt man doch wieder einmal den Einfluss des englischen Gedankenguts. Soll nicht auf der anderen Seite des Kanals das Parlament ebenfalls einen Aufstand gegen seinen König angezettelt und es sogar gewagt haben, ihn einzusperren?«
»Sie haben sogar seinen Kopf auf den Richtblock gelegt. Seine Majestät Charles I. ist vergangenen Monat in London hingerichtet worden.«
»Wie grauenvoll!«, riefen die Anwesenden bestürzt.
»Wie Ihr Euch vorstellen könnt, hat diese Neuigkeit am französischen Hof, wo sich übrigens die unglückliche Witwe des englischen Königs mit ihren beiden Kindern aufhält, nicht gerade zur Beruhigung beigetragen. Deshalb wurde beschlossen, hart und unnachgiebig gegen Paris vorzugehen. Aus diesem Grund bin ich auch als Bevollmächtigter von Monsieur de Saint-Maur hierher geschickt worden, um im Poitou Truppen zu rekrutieren. Und es müsste doch mit dem Teufel zugehen, mein lieber Cousin, wenn ich auf meinen und Euren Ländereien nicht wenigstens ein Regiment zusammenbekäme, das ich meinem Sohn geben könnte. Also schickt Eure Faulpelze und Taugenichtse zu meinen Werbern, Baron. Wir werden Dragoner aus ihnen machen.«
»Müsst Ihr denn schon wieder von Krieg reden?«, entgegnete Baron Armand mit schleppender Stimme. »Man hätte doch meinen können, dass endlich Ruhe einkehrt. Wurde nicht erst im Herbst in Westfalen ein Vertrag unterzeichnet, mit dem die Niederlage Österreichs und des deutschen Kaiserreichs bestätigt wird...? Wir hofften, endlich ein wenig aufatmen zu können. Und dabei braucht sich unsere Region nicht einmal zu beklagen, wenn ich da an die Feldzüge in der Picardie und in Flandern denke, wo noch immer die Spanier stehen, und das seit über dreißig Jahren …«
»Die Menschen dort haben sich daran gewöhnt«, entgegnete der Marquis leichthin. »Der Krieg ist ein notwendiges Übel, mein Lieber, und es grenzt an Gotteslästerung, einen Frieden einzufordern, den Gott uns armen Sündern nicht bestimmt hat. Die Hauptsache ist, zu denen zu gehören, die Krieg führen, und nicht zu denen, die darunter leiden... Ich für meinen Teil würde immer die erste Lösung wählen, wozu mir mein Stand auch das Recht gibt. Das Ärgerliche an der ganzen Sache ist bloß, dass meine Gemahlin in Paris geblieben ist … Auf der anderen
Seite, jawohl, beim Parlament. Ich glaube nicht, dass sie einen Liebhaber unter diesen glanzlosen, schulmeisterlichen Magistraten hat. Aber diese Damen schmieden nun einmal für ihr Leben gerne Komplotte, und sie sind von der Fronde geradezu entzückt. Sie haben sich um die Tochter von Gaston d’Orléans geschart, dem Bruder von Ludwig XIII. Sie tragen blaue Schals um den Hals und sogar kleine Schwerter mit einem Wehrgehänge aus Spitze. Das ist ja alles recht hübsch, aber ich bin trotzdem besorgt um die Marquise …«
»Sie könnte zu Schaden kommen«, warf Pulchérie erschreckt ein.
»Nein. Ich halte sie für etwas überspannt, aber vorsichtig. Meine Sorgen sind anderer Art, und wenn jemand zu Schaden kommen sollte, dann wird es eher mich treffen, fürchte ich. Ihr versteht, was ich meine? Solche Trennungen sind verhängnisvoll für einen Ehemann, der nicht teilen mag. Was mich angeht …«
Der Rest ging in einem heftigen Hustenanfall unter, denn ein
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