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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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Weg der Zugbrücke näherten. Lakaien in Livreen mit gelben Aufschlägen ritten den Kutschen und einem Karren voraus, der anscheinend mit Gepäck, Kammermädchen und Dienern beladen war. Schon sprangen die Kutscher von ihren hohen Böcken, um ihr Gespann durch den schmalen Durchgang zu führen. Hinten auf der ersten Karosse postierte Lakaien stiegen ab und öffneten die Türen, deren lackglänzende Seiten mit einem rot-goldenen Wappen verziert waren.
    Angélique flog die Turmtreppe hinab und erreichte die Freitreppe gerade rechtzeitig, um beobachten zu können, wie ein prächtig aussehender Edelmann über den Mist im Hof stolperte und sein federgeschmückter Filzhut zu Boden fiel. Ein kräftiger Stockhieb auf den Rücken eines Lakaien und ein Schwall von Flüchen begleitete den Vorfall.
    Auf den Spitzen seiner eleganten Schuhe von Pflasterstein zu Pflasterstein springend, erreichte der Edelmann schließlich die schützende Eingangshalle, wo Angélique und ein paar ihrer jüngeren Geschwister ihm entgegensahen.
    Ein ebenso erlesen gekleideter Jüngling von etwa fünfzehn Jahren folgte ihm.
    »Beim heiligen Dionysius, wo ist mein Cousin?«, rief der Ankömmling, während er sich empört umschaute.
    »Beim heiligen Hilarius«, entfuhr ihm, als er Angélique erblickte, »da steht das genaue Ebenbild meiner Cousine de Sancé, als ich ihr zur Zeit ihrer Vermählung in Poitiers begegnet bin. Erlaubt, dass ich alter Onkel Euch umarme, Kleines.«
    Er hob sie hoch und küsste sie herzlich. Das intensive Parfüm, mit dem die Kleidung des Edelmanns besprengt war, kitzelte sie so sehr in der Nase, dass sie zweimal herzhaft nieste, nachdem er sie wieder auf den Boden zurückgestellt hatte.

    Sie wischte sich mit dem Ärmel die Nasenspitze ab, ehe ihr blitzartig einfiel, dass Pulchérie sie deswegen getadelt hätte, aber sie errötete nicht, denn Scham oder Verwirrung war ihr fremd. Liebenswürdig machte sie vor dem Besucher, in dem sie inzwischen den Marquis du Plessis-Bellière erkannt hatte, einen Knicks. Dann trat sie vor, um ihren jungen Cousin Philippe zu küssen.
    Dieser wich einen Schritt zurück und warf dem Marquis einen entsetzten Blick zu.
    »Vater, muss ich diese... äh … diese junge Person tatsächlich küssen?«
    »Aber sicher doch, Grünschnabel, nutzt die Gelegenheit, solange noch Zeit dazu ist!«, rief der vornehme Herr und brach in schallendes Gelächter aus.
    Vorsichtig berührte der Jüngling Angéliques runde Wangen mit den Lippen, ehe er hastig ein besticktes, duftendes Taschentuch aus seinem Wams zog, mit dem er um sein Gesicht herumwedelte, als wollte er Fliegen verscheuchen.
    Bis zu den Knien mit Schlamm verkrustet, kam Baron Armand herbeigerannt.
    »Mein lieber Marquis, welch eine Überraschung! Warum habt Ihr keinen Boten vorgeschickt, um mir Euer Kommen anzukündigen?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, lieber Cousin, wollte ich eigentlich gleich nach Plessis fahren, aber unsere Reise war nicht frei von Ärgernissen: In der Nähe von Neuchaut brach uns eine Achse, wodurch wir viel Zeit verloren. Es wird schon dunkel, und wir sind halb erfroren. Als wir an Eurem Schloss vorbeifuhren, kam mir der Gedanke, Euch ohne viel Umstände um Eure Gastfreundschaft zu bitten. Wir haben unsere eigenen Betten und Kleidertruhen dabei, die unsere Diener in den Zimmern aufstellen können, die Ihr ihnen zuweist. Und wir beide haben auf diese Weise das Vergnügen, ohne weitere Verzögerung
ein wenig miteinander plaudern zu können. Philippe, begrüßt Euren Cousin de Sancé und die entzückende Schar seiner Erben.«
    Auf diese Aufforderung hin trat der schöne Jüngling schicksalsergeben vor und neigte seinen blonden Schopf zu einem tiefen Gruß, der angesichts des bäuerlichen Aussehens des Adressaten leicht übertrieben wirkte. Dann machte er sich gehorsam daran, die runden, schmutzigen Wangen seiner jungen Verwandten zu küssen, woraufhin er erneut sein Spitzentaschentuch hervorzog und mit hochmütiger Miene daran schnupperte.
    »Mein Sohn ist ein affektierter Höfling, der das Landleben nicht gewohnt ist«, erklärte der Marquis. »Er beherrscht nichts anderes, als auf der Gitarre herumzuzupfen. Ich hatte ihn als Pagen in den Dienst von Monsieur de Mazarin gegeben, aber ich fürchte, dort lernt er bloß, auf die italienische Art zu lieben. Findet Ihr nicht auch, dass er jetzt schon eher wie ein hübsches Mädchen aussieht …? Ihr wisst doch, was es bedeutet, auf italienische Art zu lieben?«
    »Nein«, antwortete der

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