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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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diese Angelegenheiten lassen sich nur unter vier Augen besprechen.«
    Monsieur du Plessis warf seinem Verwandten einen übertrieben resignierten Blick zu.
    »Also gut! Also gut, Cousin. Lasst uns in mein Schreibzimmer gehen. Meine Damen, bitte entschuldigt uns. Bis gleich...«
    Als er ihn gerade fortführen wollte, drehte sich einer der lockigen, gepuderten, sogar geschminkten jungen Herren, der im Mittelpunkt einer größeren Gruppe stand, zu ihnen um und rief den Baron an.
    »Monsieur de Sancé.«
    Und als dieser stehen blieb, fragte er: »Jagt Ihr immer noch mit Eurem Baumfalken?«
    Alle brachen in Gelächter aus.
    »Weder Baumfalke noch Falke«, gab der Baron nach einem sprachlosen Moment zurück. »Ich jage nicht, dafür habe ich keine Zeit...«
    Das musste die passende Antwort gewesen sein, denn das Gelächter verklang, und man wandte sich wieder dem Gespräch zu. Angélique hatte den Scherz nicht verstanden, aber sie spürte sehr wohl, dass der Jüngling den Baron mit seiner Bemerkung hatte verspotten wollen.
    Sie bemerkte, dass sich ein Kreis von Neugierigen um ihren Schemel geschart hatte. Sie fing sich wieder, und das entsetzliche Gefühl, dass ihr die Luft abgeschnürt hatte, verflog ein wenig.
    Inzwischen konnte sie die Gesichter, die sie umringten, deutlich sehen. Die meisten davon waren ihr fremd. Aber gleich
neben der Marquise saß eine sehr schöne Frau, die sie an ihrem weißen, wie Perlmutt schimmernden Busen erkannte.
    Madame de Richeville.
    Das goldbestickte Kleid der Gräfin und ihr mit Diamanten geschmückter Brusteinsatz führten ihr nur zu deutlich vor Augen, wie hässlich ihr eigenes graues Kleid war. All diese Damen glitzerten von Kopf bis Fuß. Am Gürtel trugen sie seltsamen Zierrat, kleine Spiegel, Schildpattkämme, Bonbondöschen und Uhren. Niemals würde Angélique sich so kleiden können. Niemals wäre sie fähig, andere mit solcher Herablassung zu mustern, niemals würde sie sich mit so hoher, gekünstelter Stimme unterhalten können, die klang, als würden die Damen ununterbrochen Bonbons lutschen.
    »Meine Liebe«, sagte eine von ihnen, »sie hat bezauberndes Haar, aber es ist nie richtig gepflegt worden.«
    »Ihre Brust ist recht flach für eine Fünfzehnjährige.«
    »Aber meine Liebe, ich glaube, sie ist nicht einmal dreizehn.«
    »Wollt Ihr meine Meinung hören, Henriette? Es ist zu spät, um ihr noch Schliff beizubringen.«
    Bin ich etwa ein Maultier auf dem Markt, fragte sich Angélique, viel zu verblüfft, um wirklich verletzt zu sein.
    »Was wollt Ihr denn?«, rief Madame de Richeville. »Sie hat grüne Augen, und grüne Augen bringen Unglück, genau wie Smaragde.«
    »Es ist ein seltener Farbton«, widersprach eine andere.
    »Aber reizlos. Seht nur, was dieses Mädchen für einen harten Blick hat. Nein, wirklich, ich mag grüne Augen nicht.«
    Wollen sie mir jetzt auch noch meine Augen und mein Haar nehmen, dachte das junge Mädchen. Das ist doch das Einzige, was ich überhaupt besitze.
    »Ach, Madame«, sagte sie unvermittelt mit lauter Stimme, »ich zweifle nicht daran, dass die blauen Augen des Abtes von
Nieul zärtlicher dreinschauen... und Euch mehr Glück bringen«, schloss sie leiser.
    Mit einem Schlag herrschte Totenstille. Vereinzelt hörte man ein Lachen, das sofort wieder erstarb.
    Die Damen sahen sich verstört um, als könnten sie nicht glauben, dass solche Worte aus dem Mund dieses ungerührt dasitzenden Mädchens gekommen sein sollten. Tiefe Röte überzog das Gesicht der Gräfin de Richeville und breitete sich weiter auf ihr Dekolleté aus.
    »Dich kenne ich doch!«, rief sie.
    Dann biss sie sich auf die Lippen.
    Die anderen musterten Angélique wie betäubt. Die Marquise, die selbst über eine äußerst spitze Zunge verfügte, erstickte erneut fast vor Lachen hinter ihrem Fächer. Aber diesmal war es ihre Nachbarin, vor der sie ihre Heiterkeit zu verbergen suchte.
    »Philippe! Philippe!«, rief sie, um die Fassung wiederzugewinnen. »Wo ist mein Sohn? Monsieur de Barre, wärt Ihr so freundlich, meinen Obristen zu holen...?«
    Und als der Sechzehnjährige vor ihr stand, bat sie: »Philippe, hier ist deine Cousine. Nimm sie mit zum Tanzen. In Gesellschaft junger Leute wird sie sich besser unterhalten als bei uns.«
    Ohne abzuwarten, war Angélique aufgestanden. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie ihr Herz schlagen spürte. Der junge Edelmann starrte seine Mutter mit unverhohlener Empörung an. Wie könnt Ihr es wagen, schien er zu sagen, mich in die

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