Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
Vom Netzwerk:
Gold hat es nichts zu tun. Außerdem kommt Gold in Kieselstein vor und niemals in Felsgestein. Und in dem Steinbruch, den wir eben gesehen haben, gibt es nicht einen Kiesel.«
    »Ganz genau, verehrter Kollege«, bestätigte Joffrey de Peyrac, um dann den sächsischen Werkmeister anzusprechen.
    »Wenn es so weit ist, gib dein Blei hinein!«
     
    Sie mussten jedoch noch eine ganze Weile warten. Die Masse im Ofen glühte immer stärker, schmolz zusammen und warf Blasen. Immer noch stiegen die schweren, weißen Dämpfe auf und schlugen sich überall, sogar auf den Kleidern der Umstehenden, als weißer, pulvriger Rückstand nieder.
    Dann brachten, als die Dampfbildung fast zum Erliegen kam und die Flammen herabsanken, zwei Sachsen in Lederschürzen auf einem Karren mehrere Bleibarren heran und ließen sie in die zähe Masse fallen.
    Die Schmelze verflüssigte und beruhigte sich. Der Sachse rührte sie mit einem langen Stock aus grünem Holz um.
    Blasen stiegen auf; dann bildete sich Schaum. Fritz Hauer nahm ihn mehrmals mit gewaltigen Sieben und eisernen Greifern ab und rührte dann weiter.

    Schließlich bückte der Werkmeister sich zu einem Abfluss, der im unteren Teil des Eisenbottichs angebracht war. Er zog den Stopfen aus Steingut heraus, der ihn verschloss, und ein silbriges Rinnsal begann in zuvor vorbereitete Barrenformen zu fließen.
    Neugierig trat der Mönch näher.
    »Das kann unmöglich etwas anderes als Blei sein.«
    »Wir sind immer noch einer Meinung«, bestätigte Monsieur de Peyrac.
     
    Doch mit einem Mal stieß der Mönch einen schrillen Schrei aus.
    »Ich sehe die drei Farben!«
    Keuchend wies er auf das schillernde Farbenspiel des erkaltenden Barrens. Seine Hände zitterten.
    »Das Große Werk, ich habe das Große Werk gesehen!«, stammelte er.
     
    »Der gute Mönch wird verrückt«, bemerkte Andijos ohne jeden Respekt vor dem Vertrauensmann des Erzbischofs.
    »Die Alchemisten legen, wo es um die Erzeugung des Steins der Weisen oder die Transmutation der Metalle geht, stets großen Wert auf das Erscheinen der ›drei Farben‹«, erklärte Joffrey de Peyrac lächelnd. »Doch dieses Phänomen hat keine große Bedeutung, sondern es ist von ähnlicher Art wie ein Regenbogen.«
     
    Plötzlich fiel der Mönch vor Angéliques Mann auf die Knie. Stammelnd dankte er ihm dafür, dass er ihn an diesem »Werk seines Lebens« habe teilhaben lassen.
    »Erhebt Euch, Pater«, sagte der Graf, den diese lächerliche Bekundung verdross, trocken. »Ihr werdet Euch selbst davon überzeugen können, dass Ihr eigentlich noch gar nichts gesehen
habt. Es tut mir leid für Euch, doch hier gibt es keinen Stein der Weisen.«
     
    Fritz Hauer, der Sachse, hatte die Szene mit einem störrischen Ausdruck auf seinem seltsamen, vom Staub und von Gesteinssplittern fleckigen Gesicht verfolgt.
    »Soll ich wirklich vor all diesen Herrschaften das Blei ausschmelzen?«, fragte er wieder auf Deutsch.
    »Tu einfach so, als wären wir beide allein.«
     
    Angélique sah, wie die Helfer den noch warmen Barren mit feuchten Tüchern hochnahmen und auf einen Karren legten. Sie schoben ihn zu einem kleinen, bereits rot glühenden Ofen.
    Der Innenraum, der eine Art offenen Schmelztiegel darstellte, war aus einem grellweißen, leichten und porösen Material gemauert: Tierknochen. Von den in der Nähe übereinandergeworfenen Kadavern stieg ein starker Verwesungsgestank auf, zu dem noch die Knoblauch- und Schwefelgerüche kamen, so dass man die Luft kaum atmen konnte.
    Bécher, der Mönch, dessen Gesicht zunächst vor Hitze und Aufregung hochrot geworden war, erbleichte, als er die Gebeine erblickte. Er begann sich zu bekreuzigen und Beschwörungen gegen den Teufel zu murmeln.
    Der Graf vermochte seine Heiterkeit nicht zu verbergen.
    »Schaut Euch an, welche Wirkung unsere Arbeit auf diesen modernen Gelehrten ausübt«, meinte er zu Bernalli. »Wenn ich daran denke, dass die Kupellierung über Knochenasche schon bei den alten Römern und Griechen eine der leichtesten Übungen war!«
     
    Doch Bécher hielt dem Schauspiel stand. Sehr blass und seinen Rosenkranz herunterleiernd, verfolgte er starren Blickes die Vorbereitungen des alten Sachsen und seiner Gehilfen.

    Einer von ihnen kippte glühende Kohlen in den Schmelzofen, und der andere betätigte den mit einem Pedal betriebenen Blasebalg, während das Blei rasch zu schmelzen begann und sich in der Mitte der runden Höhlung sammelte, die durch die Knochenziegel gebildet wurde.
    Als alles

Weitere Kostenlose Bücher