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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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und erhalten hat. Aber im Moment verdorrt sie in ihrer Scholastik. Die Wissenschaft bleibt irgendwelchen Erleuchteten überlassen, die bereit sind, schlagende Tatsachen zu leugnen, solange sie keine theologische Begründung für ein Phänomen finden können, für das es nur eine natürliche Erklärung gibt.«
    Er verstummte, zog seine Frau abrupt an seine Brust und sagte etwas, das sie erst später verstehen sollte.
    »Auch Ihr sollt meine Zeugin sein.«
     
    Am nächsten Morgen stellte sich Fritz Hauer, der Sachse, ein, um die Besucher zur Goldmine zu führen.
     
    Diese bestand aus einer weitläufigen Ausschachtung, ähnlich einem Steinbruch, am Fuß der Vorberge der Montagne Noire. Auf einem gewaltigen, ovalen Terrain von fünfzig Klafter Länge und fünfzehn Klafter Breite hatte man die oberste Erdschicht abgetragen, und die graue Gesteinsmasse wurde
mit hölzernen und eisernen Keilen zu kleineren Blöcken zerteilt, anschließend auf Karren verladen und zu den Mühlsteinen transportiert.
    Weitere hydraulisch betriebene Stampfer zogen besonders Bernallis Aufmerksamkeit auf sich. Sie bestanden aus mit Eisenblechen beschlagenen Hämmern, die herunterfuhren, wenn ein Kasten mit Wasser gefüllt war und das Gleichgewicht verlor.
     
    »Was für ein Verlust an Wasserkraft«, seufzte Bernalli, »aber was für eine einfache Installation, wenn man ohne Arbeitskräfte auskommen will. Ist das auch eine Eurer Erfindungen, Graf?«
    »Ich habe nur die Chinesen nachgeahmt, bei denen es solche Apparaturen, wie man mir dort versichert hat, seit drei- oder viertausend Jahren gibt. Man benutzt sie vor allem, um den Reis zu schälen, der ihre übliche Nahrung darstellt.«
    »Aber wo bleibt bei alldem das Gold?«, wandte Bécher, der Mönch, ein. »Ich sehe hier nur ein graues, schweres Pulver, das Eure Arbeiter aus diesem zermahlenen graugrünen Gestein gewinnen.«
    »Ich werde es Euch in der Gießhütte der Sachsen zeigen.«
     
    Die kleine Gruppe ging ein Stück weiter, wo in einem Schuppen ohne Wände abgedeckte katalanische Schmelzöfen standen.
     
    Blasebälge, die jeweils von zwei jungen Burschen bedient wurden, erzeugten einen heißen, erstickenden Hauch. Bleiche Flammen, die ausgesprochen stark nach Knoblauch rochen, sprangen immer wieder aus dem offenen Schlund der Öfen und hinterließen eine Art rußigen, schweren Rauch, der sich in der ganzen Umgebung als schneeweißer Belag absetzte.

    Angélique nahm etwas von diesem Schnee mit den Fingerspitzen auf und wollte sie an den Mund führen, um diesem Knoblauchgeruch, der ihr Rätsel aufgab, nachzugehen.
    Wie ein Gnom aus der Hölle sprang da ein Ungeheuer in menschlicher Gestalt in einer Lederschürze herbei und schlug ihr kräftig auf das Handgelenk, um sie daran zu hindern.
    »Gift, gnädige Dame«, stieß der Zwerg auf Deutsch hervor, ehe sie etwas tun konnte.
    Unentschlossen betrachtete Angélique das weiße Pulver, während der Mönch Bécher sie und die Umgebung eindringlich musterte.
    »Bei uns«, bemerkte er leise, »tragen die Alchemisten bei der Arbeit eine Maske.«
     
    Doch Joffrey hatte ihn ebenfalls gehört und schaltete sich ein.
    »Bei uns gibt es aber eben keine Alchemie, obwohl natürlich nicht alle Zutaten essbar sind. Ja, manche sollte man nicht einmal berühren. Verteilt Ihr regelmäßig Milch an Eure ganze Mannschaft, Fritz?«, fügte er auf Deutsch hinzu.
    »Die sechs Kühe waren schon da, ehe wir gekommen sind, Herr.«
    »Gut, und vergesst nicht, dass sie nicht zum Verkaufen da ist, sondern um sie zu trinken.«
    »Wir leiden keine Not, Herr, und wir wollen auch so lange wie möglich am Leben bleiben«, gab der bucklige Werkmeister zurück.
    »Darf man erfahren, Monsieur, was für eine breiige Masse ich da in diesem Höllenofen sehe?«, fragte Bécher, indem er sich bekreuzigte.
    »Das ist derselbe schwere Sand, den Ihr bei seiner Förderung aus dem Bergwerk gesehen habt, gewaschen und getrocknet.«
    »Das graue Pulver, von dem Ihr behauptet, es enthalte
Gold? Ich habe nicht das kleinste Körnchen darin schimmern sehen, nicht einmal gerade eben, als es im Wasser gewaschen wurde.«
    »Und dennoch ist es goldhaltiges Gestein. Bring uns mal eine Schaufelvoll davon her, Fritz.«
    Der Arbeiter stieß seine Schaufel in einen großen Haufen graugrünen, körnigen Sandes, der einen vage metallischen Glanz hatte.
     
    Behutsam strich Bécher etwas davon in seiner Hand aus, roch daran, kostete und spie es sofort wieder aus.
    »Arsen. Ein starkes Gift. Aber mit

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