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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Gedanken! Alles wird gut verlaufen. Der Palast ist es gewöhnt, allen, welche die Freude lieben, seine Tore zu öffnen; und bei dieser Gelegenheit wird er ausschließlich diese Freunde empfangen. Es geht nur darum, zu feiern und einander in Liebe zu begegnen.«
    »Ich habe Gerüchte gehört, manche Leute sähen darin Zusammenkünfte von Eingeweihten.«
     
    Sie sah, wie er die Augenbrauen runzelte und amüsiert das Gesicht verzog.
    »Eingeweihte? Und was soll das Eurer Meinung nach heißen?«
    »Ich habe keine Ahnung«, gestand Angélique, »aber... ich fürchte um Euch!«
     
    Ein ganzes Feuerwerk spöttischer Funken sprühte aus den Augen des Grafen.
    »Gott im Himmel! Ich liebe es, wenn Ihr um mich fürchtet!«
    Er musterte sie mit einem warmen Blick.
    »Habt keine Angst! Ihr werdet sehr schön sein. Ihr werdet die Königin des Festes sein. Und Eure prüden Freundinnen...«, rief er.
     
    »... werden eben maskiert kommen!«, endete er, und ging lachend davon.

    Dieser Vorfall erinnerte sie daran, dass sie während ihrer ersten Monate im Languedoc viel mutiger gewesen war und sich viel wohler gefühlt hatte als heute.
     
    Gern wäre sie zu dieser Zeit der Leichtigkeit zurückgekehrt, zu der schwindelerregenden Aufregung, die sie während der ersten Monate empfunden hatte. Sie hatte sich in ihr neues Leben gestürzt, als hätte sie es aus freien Stücken erwählt. Und jetzt ließ sie sich, fasziniert und magisch angezogen, von allem überraschen, was er vor ihr verbarg, was sein Blick verhieß, wenn er dem ihren begegnete, von dem Ausdruck seiner Augen, wenn er sie ansah.
    Erneut wurde sie in seinen Bann gezogen. Aber war sie ihm während seiner Abwesenheit überhaupt entkommen?
     
    Und jetzt herrschte einsame Nacht.
    Er war dort oben.
    Er war allein, und er war stark.
    Sie erriet, dass er unsichtbare Welten erforschte. Er entfleuchte durch Räume voller überwältigender Erkenntnisse, in die sich nur Männer wagen durften, die anders als die anderen waren; doch sie zog er mit sich, band sie durch einen Lichtstrahl an sich wie mit einem unwiderstehlichen goldenen Faden, denn sie war seine Gefangene.
    Sie dachte an alles, was in der Fantasie der Amme an diesem Ort umging.
    Sie hatte von Leichen und von einem Familiendämon gesprochen, der ihm zu Diensten ist, die Frauen zu sich zu locken. So ein dummes Zeug!
    Aber etwas war immer noch übrig von der Angst, die der Verdacht einer Verbindung mit dem Teufel erzeugt, die bloße Andeutung unbekannter Verbrechen, deren gewalttätiger Nachhall unsichtbar an dem Ort verharrt, wo sie begangen wurden.

    Es war Zeit, endlich diese albernen Vorstellungen zu vertreiben.
    Dies war ihr Haus.
    Angélique wollte alles wissen.
     
    Sie stieg die Treppe hinauf.
    Sie erklomm die schönen, harmonischen Stufen, die durch das Mondlicht, das von überallher einfiel, durch die Fenster, Loggien und die Galerien mit ihren Reihen kleiner Bögen, mit Silber übergossen wurden.
    Drei Etagen, vier.
    Und oben stand, wie sie es erwartet hatte, die Tür der geheimnisvollen Kammer offen.
     
    Aus dem Inneren schien blaues Licht zu dringen.
    Angélique trat an die Türschwelle.
    Der weitläufige Raum, der so hoch war, dass man die Decke die im Dunkel, nicht erkennen konnte, setzte sich in einer Terrasse fort, die einen Teil des Palastdachs darstellte.
    Erkennen konnte man sie nicht. Denn in der weit offenen Glastür, durch die man hinausgelangte, stand nur der Himmel, an dem der Mond so hell leuchtete, dass das tiefe Blau der Nacht noch intensiver erschien. Im Gegensatz zu dem Dunkel, das im Inneren des Gebäudes herrschte, entsprang die einzige Beleuchtung der Nacht aus ihrer grenzenlosen Tiefe selbst, die wie eine dichte, samtige Substanz wirkte und von allen Sonnen des Universums durchdrungen wurde.
     
    Die Nacht herrschte, die schützende, schweigsame Göttin, die zu den Menschen herabgestiegen war.
    Nur der Mond, das nahe, vertraute Gestirn, zerstreute, mit seinem Schein die Dunkelheit und hob mit einem schimmernden Pinselstrich den Umriss der Möbel hervor. Einige von denen,
Lesepulte und Tische voller Bücher, waren ganz gewöhnlich und andere waren seltsamer, entworfen und aufgebaut nach kabbalistischen Berechnungen, oder zarte Rädchen, die pulsierten wie ein Herz im Inneren des Körpers: Astrolabien, Drehscheiben für astronomische Berechnungen...
    Ein einziger Mensch befand sich in diesem Raum, der Herr dieses ungewöhnlichen Ortes.
     
    So, wie es ihr schon einige Male widerfahren war,

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