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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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wenigstens einmal in den Armen gehalten hat …
     
    Eines Morgens, als Angélique mit ihrem Mann in die Bibliothek des Palastes trat, trafen sie dort auf Clément Tonnel, den Haushofmeister, der dabei war, sich Buchtitel auf Wachstäfelchen zu notieren. Genau wie beim ersten Mal, als sie ihn dort erwischt hatten, war er verlegen und versuchte, seine Tafeln und seinen Griffel zu verbergen.
     
    »Ihr naseweiser Bursche, scheint Euch doch tatsächlich für das Lateinische zu interessieren!«, rief Graf de Peyrac mehr überrascht denn verärgert.
    »Ich habe mich schon immer von der Gelehrsamkeit angezogen gefühlt, Monsieur. Mein Ehrgeiz wäre gewesen, Schreiber bei einem Notar zu werden; daher ist es eine große Freude für mich, in einem Haushalt zu dienen, dessen Herr nicht nur ein großer Edelmann, sondern auch ein hervorragender Gelehrter ist.«
    »Meine alchemistischen Bücher werden Euch allerdings nichts über die Juristerei lehren«, meinte Joffrey de Peyrac stirnrunzelnd, dem die durchtriebene Art des Haushofmeisters noch nie gefallen hatte. Als Einzigen unter seinen Dienstboten duzte er ihn nicht.

    »An der Arbeit dieses Clément habe ich nichts auszusetzen«, meinte Angélique nachdenklich, nachdem dieser gegangen war. »Aber seine Anwesenheit bedrückt mich mehr und mehr, obwohl ich nicht weiß, warum. Wenn ich ihn ansehe, habe ich das Gefühl, dass er mich an etwas Unangenehmes erinnert; und dabei habe ich ihn selbst aus dem Poitou mitgebracht.«
    »Ach was!«, meinte Joffrey achselzuckend, »er ist ein wenig neugierig; aber solange seine Wissbegierde ihn nicht dazu verleitet, in meinem Laboratorium herumzuschnüffeln...«
     
    Dennoch war Angélique auf unerklärliche Weise besorgt; und mehrmals während des Tages schob sich das pockennarbige Gesicht des Haushofmeisters störend in ihre Gedanken.
    Kurz darauf bat Clément Tonnel um Urlaub, um zur Regelung einiger Erbschaftsangelegenheiten nach Niort zurückzukehren. Diese Erbstreitigkeiten nehmen offenbar nie ein Ende, dachte Angélique. Sie erinnerte sich, dass er schon einmal aus dem gleichen Grund eine Stellung hatte aufgeben müssen. Maître Clément versprach, im folgenden Monat zurück zu sein, doch als Angélique beobachtete, wie er sorgfältig sein Pferd anschirrte, überkam sie die Vorahnung, dass sie ihn so bald nicht wiedersehen würde.
     
    Sie erlebte hier vieles, was so einen tiefen Eindruck auf sie machte, dass sich in ihrem Kopf alles vermischte.
     
    Als Tonnel fort war, wurde sie von einem ganz und gar unlogischen Drang ergriffen, Monteloup und ihre alte Heimat wiederzusehen. Dabei vermisste sie ihren Vater nicht; eher hegte sie wegen der Umstände ihrer Verheiratung immer noch einen unbestimmten Groll gegen ihn. Ihre Brüder und Schwestern waren in alle Winde zerstreut. Sie vermutete, dass die Tanten noch mürrischer und schwatzhafter geworden waren und die
Amme noch herrischer. Kurz stieg die Erinnerung an Nicolas in ihr auf. Er war nach Angéliques Hochzeit aus der Gegend verschwunden.
     
    Nach einer eingehenden Gewissenserforschung wurde Angélique klar, dass sie der Gedanke an eine Heimreise nur deswegen verfolgte, weil sie sich auf Schloss Plessis davon überzeugen wollte, ob die besagte Schatulle mit dem Gift sich immer noch in ihrem Versteck in dem Ziertürmchen befand. Doch eigentlich gab es keinen Grund, weshalb sie nicht mehr dort sein sollte. Zufällig entdecken würde man sie höchstens, wenn man das ganze Schloss abtrug.
    Warum nur beunruhigte sie diese alte Geschichte mit einem Mal wieder? Die damaligen Rivalitäten waren längst beigelegt. Monsieur de Mazarin, der König und sein jüngerer Bruder lebten noch. Monsieur Fouquet war ein mächtiger Mann geworden, ohne das Verbrechen zu begehen. Und sprach man nicht davon, dass der Prinz von Condé wieder in Gnaden aufgenommen werden sollte?
     
    Sie schob ihre Hirngespinste beiseite und vergaß sie.

Kapitel 12
    A n diesem Abend war der Mond ein vollkommenes Rund. Langsam ging er auf und ließ sein silbriges Licht durch das Blattwerk scheinen.
    Angélique, die an den Säulen ihrer Terrasse lehnte, konnte sich nicht zum Schlafengehen entschließen, obwohl keine so übermäßige Hitze herrschte, dass man sich gedrängt gefühlt hätte, Tätigkeiten, die bei Tag zu beschwerlich waren, auf die Nacht zu verschieben.
    Zu dieser Stunde lag der Palast wie eine Oase der Stille da.
    Angélique und der Graf de Peyrac waren allein. Niemand sonst bewegte sich zwischen diesen Mauern,

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