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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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den Schwefel, die in ihm wohnen, und angeregt durch das Feuer, dass ich ständig in dem jeweils notwendigem Maße aufrechterhielt, das Gold langsam aufgelöst und in seine Atome zerlegt. Nach sechs Monaten habe ich ein schwarzes Pulver erhalten, das ich kimmerisches Dunkel genannt habe. Mittels dieses Pulvers war es mir möglich, Gegenstände aus glühendem Metall teilweise in reines Gold zu verwandeln; doch leider war der Lebenskeim meines purum aurum noch nicht stark genug, denn bis jetzt ist es mir noch nicht gelungen, etwas bis in die Tiefe und vollständig umzuwandeln!«
    »Aber Ihr habt doch gewiss versucht, diesen dahinsiechenden Keim zu kräftigen?«, fragte Joffrey de Peyrac, dessen Augen amüsiert blitzten.

    »Ja, und zweimal glaubte ich schon, meinem Ziel nahe zu sein. Beim ersten Mal bin ich folgendermaßen vorgegangen: Zwölf Tage ließ ich den Saft von Bingelkraut, Portulak und Schöllkraut auf einem Misthaufen zusammen vergären. Das Ergebnis destillierte ich und erhielt einen roten Saft, den ich wieder auf den Misthaufen zurückgab. Daraus entstanden Würmer, die sich gegenseitig verschlangen, bis nur noch ein einziger übrig blieb. Diesen fütterte ich dann ausschließlich mit den drei erwähnten Pflanzen, bis er dick geworden war. Anschließend verbrannte ich ihn zu Asche und mischte dieses Pulver mit Vitriolöl und dem kimmerischen Dunkel zusammen. Doch das hat die Kraft kaum verstärkt.«
     
    »Pfui!«, stieß der Chevalier der Germontaz angewidert aus.
     
    Angélique warf ihrem Mann einen entgeisterten Blick zu, doch dieser wirkte vollkommen ungerührt.
    »Und beim zweiten Mal?«, fragte er.
     
    »Beim zweiten Mal hegte ich große Hoffnungen. Bei dieser Gelegenheit brachte mir ein Reisender, der an unbekannten Gestaden gestrandet war, jungfräuliche Erde mit, auf die, wie er mir versicherte, noch nie ein Mensch den Fuß gesetzt hatte. Tatsächlich enthält vollkommen jungfräuliche Erde den Samen oder Keim der Metalle, das heißt des echten Steins der Weisen. Aber zweifellos war dieses Häufchen Erde doch nicht gänzlich unberührt«, schloss der gelehrte Kirchenmann mit kläglicher Miene, »denn ich habe die erhofften Ergebnisse nicht erzielt.«
     
    Jetzt wäre auch Angélique am liebsten herausgeplatzt. Um ihre Heiterkeit zu verbergen, wandte sie sich ein wenig überstürzt an ihren Mann.
    »Habt Ihr, Joffrey, mir nicht selbst erzählt, ihr hättet einmal
auf einer einsamen, von Nebel und Eis bedeckten Insel Schiffbruch erlitten?«
     
    Der Mönch fuhr zusammen, und seine Augen leuchteten auf. Er ergriff den Grafen de Peyrac bei den Schultern.
     
    »Ihr habt an unbekannten Ufern Schiffbruch erlitten? Ich wusste es, ich ahnte es. Dann seid Ihr es, von dem unsere hermetischen Schriften sprechen, derjenige, der ›vom äußersten Ende der Welt zurückkehrt, wo man den Donner grollen und den Wind pfeifen hört und wo Hagel und Regen fallen. An diesem Ort wird man das finden, was man sucht.‹«
    »Eure Beschreibung trifft ziemlich genau zu«, meinte der Edelmann lässig. »Ich kann noch einen brennenden Berg inmitten des anscheinend ewigen Eises dazugeben. Völlig unbewohnt. Die Gegend nennt sich Feuerland. Ein portugiesischer Segler hat mich gerettet.«
    »Ich würde mein Leben, ja sogar meine Seele für ein Stück von dieser jungfräulichen Erde geben«, rief Bécher.
    »Herrje! Ich gestehe, Pater, dass ich leider nicht daran gedacht habe, etwas davon mitzunehmen.«
     
    Der Mönch warf ihm einen düsteren, argwöhnischen Blick zu, und Angélique sah, dass er ihm nicht glaubte.
     
    Die hellen Augen der jungen Frau huschten zwischen den drei Männern hin und her, die in dieser bizarren Umgebung voller Reagenzgläser und Ballonflaschen vor ihr standen. Joffrey de Peyrac, der Große Hinkefuß aus dem Languedoc, lehnte sich an den aus Backstein gemauerten Abzug eines seiner Öfen und maß seine Gesprächspartner mit einem hochfahrenden, ironischen Blick. Er fand nichts dabei, deutlich erkennen zu lassen, wie sehr er diesen alten Don Quichotte der Alchemie
und seinen mit Bändern geschmückten Sancho Pansa verachtete.
    Neben diesen beiden grotesken Gestalten erschien er Angélique so großartig, so frei und so außerordentlich, dass ihr vor lauter Überschwang das Herz schwoll, bis es schmerzte.
    Ich habe Angst, dachte sie mit einem Mal. Ich habe Angst. Oh, wenn sie ihm nur nichts tun. Nicht, bevor er... bevor...
     
    Zaghaft wagte sie ihren Wunsch nicht zu Ende zu denken: Nicht, bevor er mich

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