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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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verpflichtete sich, ihm jeden Monat die gleiche Summe zu bringen oder bringen zu lassen, und versprach, dass es ihm an seiner »Tafel« nie an etwas mangeln würde. Doch dafür wollte sie, dass man sie in ihrem neuen Leben in Ruhe ließ. Außerdem verlangte sie, dass er den Bettlern befahl, die Schwelle »ihrer« Bratküche zu räumen; und sie löste Flipot, Linot und Rosine ebenfalls aus.
     
    Cul-de-Bois’ Miene sagte ihr, dass sie endlich das Richtige getan hatte und dass er zufrieden war. Sie hatte ihre offene
Rechnung mit der Gaunerzunft beglichen, und er würde sie stets beschützen.
     
    Zum Abschied verneigte sie sich tief und feierlich vor ihm.

Kapitel 16
    M ein Kind, Gott soll mich verdammen, wenn ich jemals wieder den Fuß in eine Kaschemme setze, wo man sich erlaubt, einen der feinsten Gaumen von Paris derart zu täuschen!«
     
    Als Barbe diese in feierlichem Ton abgegebene Erklärung vernahm, eilte sie in die Küche. Der Gast beschwerte sich! Er war nicht zum ersten Mal im Kecken Hahn. Stets setzte er sich, mit Atlas und Bändern geschmückt, schweigend und allein an einen Tisch.
    Der Mann, der zurechtgemacht war wie eine pompöse Tischdekoration, aß stets mit geradezu religiöser Andacht und zahlte grundsätzlich das Doppelte der Summe auf der Rechnung. Daher verdiente seine Äußerung, die wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam, höchste Aufmerksamkeit.
    Sofort eilte Angélique zu ihm. Der Edelmann musterte sie von Kopf bis Fuß. Ihre Schönheit und vielleicht die ungewöhnlich vornehme Ausstrahlung der jungen Wirtin verblüfften ihn.
    Nachdem er kurz gezögert hatte, wiederholte er seine Klage.
     
    »Mein Kind, ich muss Euch sagen, dass ich nie wieder den Fuß in Euer Lokal setzen werde, wenn man mich noch einmal auf diese Weise hinters Licht führt.«

    Angélique zwang sich, ihren unterwürfigsten Tonfall anzuschlagen, und fragte ihn, was denn sein Missfallen erregt habe.
    Auf ihre Frage hin erhob sich der Gast in allergrößter Aufregung. Er war puterrot angelaufen, und am liebsten hätte sie ihm auf den Rücken geklopft, denn sie überlegte, ob ihm ein Hühnerknochen im Hals steckengeblieben war.
    Endlich fand der Mann seine Stimme wieder.
    »Meine Schöne, Ihr seht mir sicher an, dass ich in meinem Haus so viele Dienstboten beschäftige, dass ich es nicht nötig habe, in einem Lokal zu essen. Das erste Mal bin ich auch rein durch Zufall eingetreten, denn ein absolut göttlicher Duft, der aus Eurer Tür drang, hat mich angezogen. Und ich habe es gut getroffen, denn zu meiner großen Überraschung habe ich ein Omelett zu essen bekommen, wie ich es – und merkt auf, dies als Parlamentsrat! – nicht zustande bringen würde!«
     
    Angélique hatte einen raschen Blick über den Tisch schweifen lassen und sich angesichts der kaum angerührten Burgunderflasche davon überzeugt, dass er diese seltsamen Reden nicht schwang, weil er etwa betrunken gewesen wäre. Sie unterdrückte ihren Drang, laut zu lachen, und antwortete ihm in unschuldigem Ton.
    »Maître, wir sind nur einfache Gastwirte und haben noch viel zu lernen. Ich muss gestehen, ich hatte keine Ahnung, dass Parlamentsräte so wählerische Gäste sind…«
    Doch der Gast ließ sich nicht von seinem Thema abbringen und klagte weiter. Das Omelett, das man ihm heute serviert hatte, war vollständig anders als das, an das er eine göttliche Erinnerung bewahrte.
    »Die Eier waren aber frisch …«, warf Angélique vorsichtig ein.

     
    Doch der Parlamentsrat unterbrach sie mit einer dramatischen Handbewegung.
    »Alles andere wäre ja wohl auch unverschämt! Aber das ist gar nicht die Frage. Ich will wissen, wer kürzlich dieses Omelett zubereitet hat. Denn es ist unglaublich, dass man behauptet, das Omelett von heute sei das Gleiche wie das von damals.«
    Angélique überlegte und erinnerte sich, dass sie das berühmte Omelett selbst zubereitet hatte.
    »Freut mich, dass es Euch geschmeckt hat«, sagte sie, »aber ich muss gestehen, dass ich aufs Geratewohl einiges zusammengeworfen habe, um Euren spontanen Wunsch zu erfüllen. Üblicherweise muss man bei uns die Bestellung im Voraus aufgeben, damit ich die Zutaten besorgen kann.«
    Ein gieriges Glitzern trat in die Augen des Beamten. Er flehte Angélique geradezu an, ihm ihr Rezept zu verraten, und es kostete sie ebenso viel Koketterie, ihr Geheimnis zu bewahren, als hätte sie ihre Tugend verteidigen müssen.
    Als praktisch denkende Frau beschloss Angélique, nachdem sie sich rasch ein Bild

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