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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Hofhund verdankte sein Leben nur der gutherzigen Javotte. Und Angélique vertraute darauf, dass er wenigstens bellen, die Nachbarschaft alarmieren und die Eindringlinge erschrecken würde, falls jemals Einbrecher versuchten, in ihren Zufluchtsort einzudringen.
    Angélique fragte sich allerdings, wie Florimond reagieren würde, aber er schien mit den beiden Neuankömmlingen nur gute Erinnerungen zu verbinden. Am Ende war es sie selbst, Angélique, der sich, wenn sie Javotte und Patou ansah, das Herz zusammenzog, weil sie daran dachte, wie Florimond in der Hundehütte gelebt hatte. Einmal mehr gelobte sie sich, dass ihre Kinder nie wieder hungern oder frieren sollten. Unter ihrem Dach würden nur glückliche Menschen leben.
     
    An diesem Abend war sie leichtsinnig gewesen und hatte Spielzeug gekauft. Nicht die Papierwindmühlen oder Steckenpferde, die man für ein paar Sous auf dem Pont-Neuf erwerben konnte, sondern Spielzeug aus der Galerie des Justizpalasts, von dem es hieß, es sei in Nürnberg hergestellt: eine kleine vergoldete Kutsche aus Holz mit vier Püppchen, drei gläserne Hunde, eine Elfenbeinpfeife und für Cantor ein Ei aus bemaltem Holz, das mehrere Eier in seinem Inneren barg.

     
    Angélique betrachtete ihre kleine Familie.
    »Eines Tages«, sagte sie zu Barbe, »werden diese beiden jungen Herren in die Akademie von Montparnasse gehen, und wir werden sie bei Hofe vorstellen.«
    Barbe faltete die Hände.
    »Das glaube ich auch, Madame.«
    In diesem Moment ging auf der Straße der Totenausrufer vorüber.
    »Hört mich, ihr Leute, die ihr schlaft,
betet zu Gott für die Verstorbenen !«
    Verärgert lief Angélique zum Fenster und kippte einen Topf Wasser auf ihn hinunter.
     
    Eine von Angéliques Ideen bestand darin, das exotische Getränk, das man Schokolade nannte, der Pariser Gesellschaft bekanntzumachen. Trotz ihrer Enttäuschung bei der ersten Begegnung mit der seltsamen Mixtur war ihr dieser Gedanke nicht mehr aus dem Kopf gegangen.
     
    David hatte ihr den Patentbrief seines Vaters gezeigt.
    Der jungen Frau schien der Brief alle Anzeichen für Echtheit und Gültigkeit aufzuweisen. Er war sogar von König Ludwig XIV. unterzeichnet und verlieh dem Sieur Chaillou das alleinige Recht, in Frankreich Schokolade herzustellen und zu verkaufen, und hielt fest, dass dieses Privileg auf neunundzwanzig Jahre gültig sei.
    Diese Schlafmütze David hat nicht die geringste Ahnung vom Wert des Schatzes, den er da geerbt hat, dachte Angélique. Man muss doch mit diesem Papier etwas anfangen können.
    Sie fragte David, ob er Gelegenheit gehabt habe, zusammen
mit seinem Vater Schokolade zuzubereiten, und welcher Gerätschaften sich dieser bedient habe.
    Der Kochlehrling, der nur zu froh war, auf diese Weise die Aufmerksamkeit seiner Angebeteten zu erlangen, erklärte ihr mit wichtiger Miene, die Schokolade stamme aus Mexiko und sei im Jahre 1500 von dem berühmten Seefahrer Hernando Cortés am spanischen Hof eingeführt worden. Von Spanien aus sei die Schokolade nach Flandern gelangt. Dann hätten sich zu Beginn des Jahrhunderts Florenz und Italien für das neue Getränk begeistert, ebenso wie die deutschen Fürsten, und inzwischen trank man es sogar in Polen.
    »Mein Vater hat mir diese Geschichten von Kindheit an eingebläut«, erklärte David ein wenig verlegen seine Kenntnisse auf diesem Gebiet.
    Unter Angéliques aufmerksamem Blick, der auf ihm ruhte, wurde er abwechselnd rot und blass. Ein wenig schroff forderte sie ihn auf, mit seinen Erklärungen fortzufahren.
     
    Er vertraute ihr an, einige von seinem Vater hergestellte Gerätschaften befänden sich immer noch in seinem Geburtshaus in Toulouse, in der Obhut entfernter Verwandter. Die Herstellung der Schokolade sei einfach und kompliziert zugleich.
    Davids Vater hatte die Bohnen zunächst aus Spanien und dann direkt von Martinique von einem Händler namens Costa schicken lassen.
    Die Bohnen musste man fermentieren, und dieser Vorgang musste im Frühling stattfinden, solange es noch nicht zu heiß war.
    Nach der Fermentation mussten die Bohnen getrocknet werden, allerdings nicht allzu stark, damit sie beim Enthülsen
nicht brachen. Anschließend mussten sie ein weiteres Mal getrocknet werden, um sie im Mörser zerstoßen zu können, aber nicht zu sehr, sodass sie ihr Aroma bewahrten.
    Schließlich wurden sie zerstampft; und in diesem Vorgang lag das große Geheimnis zur erfolgreichen Herstellung der Schokolade. Dies musste kniend geschehen, und der

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