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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Vaters – de Morens – tragen. Und später würde sie versuchen, wenn schon nicht ihr Erbe, dann wenigstens die Titel zurückzubekommen.
    Vor Hoffnung war sie ganz berauscht. Mit Geld konnte man alles vollbringen. Hatte sie nicht bereits wieder ein eigenes Heim?
    Es war nur eine Portiersloge, aber da man durch das Portal eintrat, machte sie einen besseren Eindruck. Zwar waren die Türflügel aus schönem Eichenholz, die einmal für das Portal vorgesehen waren, nie eingesetzt worden, aber die Skulpturen waren fertig; zwei Wildschweinköpfe zwischen
Girlanden aus Blumen und Früchten. Von der Tordurchfahrt aus betrat man die kleine Wohnung.
    Barbe hatte die Bratküche ohne Bedauern verlassen. Sie arbeitete nicht gern in der Küche und fühlte sich mit ihren »Kleinen« sehr wohl. Schon seit längerer Zeit kümmerte sie sich nur noch um sie. Als Ersatz hatte Angélique zwei Küchenmädchen und einen Küchenjungen eingestellt. Zusammen mit Rosine, die sich zu einem liebenswürdigen Serviermädchen entwickelt hatte, Flipot als Küchenjungen und Linot, dessen besondere Aufgabe es war, die Gäste zu unterhalten und Waffeln, Fleischpasteten und Oblaten zu verkaufen, war das Personal des Kecken Hahns auf eine beeindruckende Zahl angewachsen.
    In der Rue des Francs-Bourgeois hatten Barbe und die Kinder ihre Ruhe.
    Angélique war froh, Florimond endlich aus der lärmenden Umgebung des Gasthauses wegbringen zu können. Er mochte das Spektakel und die Aufregung nicht, die von den sogenannten Herren mit guter Kinderstube veranstaltet wurden.
    Die Edelleute kamen in die Taverne, um die Einschränkungen der Etikette abzulegen, und das lief häufig aus dem Ruder. Man warf sich Krüge an den Kopf oder zog die Schwerter. Angélique selbst hatte keinerlei Vorbehalte dagegen, sich ins Getümmel zu stürzen. Bei solchen Gelegenheiten erinnerte sie sich an die Polackin, und ihr äußerst farbiger Wortschatz verfehlte nie seine Wirkung auf die erhitzten Gemüter. Das fiel ihr nicht schwer, denn es gehörte zu ihrem alltäglichen Kampf. Aber der Gedanke, Florimond könnte von dem Gebrüll weinend und zitternd aufwachen, erfüllte sie mit wildem Zorn.
    In der Wohnung hätte er seine Ruhe. Statt der Abfall-und Küchengerüche würde er die frische Luft der Gärten
und Parks atmen, die die Schönheit des Viertels ausmachten, in dem seit Beginn des Jahrhunderts der Adel seine Stadthäuser bauen ließ. Die Kinder würden in den Gärten des Temple spazieren gehen und dort Ziegenmilch trinken oder im Garten des Hôtel de Guis oder im Klosterbezirk der Zölestiner spielen, dessen Laubengänge für ihr herrliches Obst und die Trauben berühmt waren, die nicht ihresgleichen hatten.
     
    Am Abend ihres Einzugstags war Angélique so aufgeregt, dass sie ohne Unterlass zwischen den Etagen auf und ab lief. Viele Möbel besaß sie noch nicht: In jedem Zimmer stand ein großes Bett; außerdem gab es ein kleines Bett für die beiden Kinder, zwei Tische, drei Stühle und Sitzkissen aus Plüsch. Aber im Kamin tanzte das Feuer, und im großen Zimmer duftete es nach Crêpes; denn es war Brauch, eine neue Wohnung durch das Backen von Crêpes einzuweihen.
    Patou, der Hund, wedelte mit dem Schwanz, und die kleine Magd Javotte strahlte Florimond an, der ihr Lächeln erwiderte.
    Angélique war nach Neuilly gefahren und hatte Florimonds und Cantors einstige Elendsgefährten zu sich geholt. Als sie in die Rue des Francs-Bourgeois einzog, war ihr der Gedanke gekommen, dass sie einen Wachhund brauchte. Nachts war das Marais-Viertel mit seinen großen Freiflächen und Feldern, die die Häuser voneinander trennten, abgelegen und gefährlich. Angélique war sich zwar des Schutzes durch Cul-de-Bois sicher, aber im Dunkel mochten Diebe sich in der Adresse irren. Da hatte sie sich an das kleine Mädchen erinnert, dem ihre Kinder ohne jeden Zweifel ihr Leben verdankten, und an den Hund, der Florimond in seinem Elend beschützt hatte.
    Die Amme erkannte sie nicht, denn Angélique trug ihre
Maske und war in einer Mietkutsche gekommen. Angesichts der Geldsumme, die sie ihr anbot, war die Frau hocherfreut gewesen und hatte das Mädchen, das ihre Nichte war, ohne Bedauern ziehen lassen.
    Was den Hund anging, so beteuerte sie, er sei alt und zu nichts mehr nütze. Er sei nicht einmal in der Lage – Madame sei Zeugin – zu bellen, wenn ein Fremder in den Hof komme. Man würde ihn töten … nachdem du ihn zuerst hast halb verhungern lassen, dachte Angélique. Auch der arme

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