Angélique - In den Gassen von Paris
Basse-Normandie und Perche gelebt – beides an guten Erzeugnissen reiche Landstriche, die eine Vorliebe für gutes Essen förderten. Seine Eltern hatten ihn zum Studium angehalten. Er
hatte sich eine Stelle als Verpflegungsoffizier bei der Armee gekauft, und nach einigen Feldzügen, die er im Dienste des Grafen de Soissons verbracht hatte, wie sie sicher wisse, eines Herrn von sehr hoher Abstammung, hatte er zu seinem eigenen Vergnügen die Meisterprüfung als Koch abgelegt. Um seine Kenntnisse zu vervollkommnen, war er anschließend nach Italien gegangen, um die Spezialitäten auf dem Gebiet der Limonaden und des Zuckerwerks, von Eis und Sorbets, Dragees und Pastillen und eben auch die Zubereitung der Schokolade zu studieren.
»Bei meiner Rückkehr aus Italien im vergangenen Jahr hatte ich das Glück, das Wohlgefallen Seiner Majestät zu erlangen, sodass meine Zukunft jetzt gesichert ist. Ich will Euch erzählen, wie es dazu kam: Als ich in der Gegend von Genua über Land reiste, fielen mir auf den Feldern ganz herrliche Erbsenschoten auf, und das im Januar! Da bin ich auf die Idee gekommen, sie pflücken und in eine Kiste packen zu lassen. Und vierzehn Tage später habe ich sie dem König überreichen lassen durch Monsieur Bontemps, seinen obersten Kammerdiener.
Ja, meine Liebe, Ihr braucht mich gar nicht mit so großen Augen anzusehen. Ich habe den König gesehen, und er hat mich huldvoll angehört. Soweit ich mich erinnere, wurde Seine Majestät von Monsieur begleitet, dem Grafen de Soissons, der mich kannte, Marschall de Gramont, dem Marquis de Vardes, dem Grafen de Noaillles und dem Herzog de Créqui. Nachdem sie meine Erbsen betrachtet hatten, riefen all diese hohen Herren einmütig aus, noch nie hätten sie etwas Schöneres gesehen. Der Graf de Soissons hat ein paar Schoten vor dem König geöffnet. Nachdem dieser mir seine Zufriedenheit zum Ausdruck gebracht hatte, befahl er, sie zu Sieur Beaudoin, seinem obersten Koch, zu bringen und ihm auszurichten, er möge aus einem Teil davon
mehrere Portionen zubereiten, eine für die Königinmutter, eine weitere für die Königin und eine dritte für den Kardinal, der zu der Zeit im Louvre weilte. Den Rest solle man für ihn übriglassen, davon wolle er am Abend mit Monsieur essen. Zugleich befahl er Monsieur Bontemps, mir ein Geldgeschenk zu überreichen, aber das lehnte ich ab. Doch Seine Majestät bestand darauf, mich zu belohnen, und erklärte, er werde mir alles geben, was ich verlange. Nachdem ich nachgedacht und eine Bestandsaufnahme meines Vermögens angestellt hatte, habe ich beschlossen, Seine Majestät um die Erlaubnis zur Eröffnung eines Getränkehandels zu ersuchen, der unter anderem Schokolade verkaufen wird. Soeben habe ich die Zusicherung erhalten, dass mir diese in Kürze gewährt werden soll.«
»Warum habt Ihr denn Euer Geschäft noch nicht eröffnet?«
»Gemach, meine Schöne. Solche Dinge brauchen ihre Zeit. Aber vor Kurzem hat mir Kanzler Séguir, nachdem er meinen königlichen Patentbrief geprüft hat, versprochen, ihn zu registrieren und mit dem königlichen Siegel und seiner Unterschrift zu versehen, damit er schnellstens in Kraft treten kann. Ihr seht also, schöne Freundin, dass ich das Monopol auf den Verkauf besitze und es Euch schwerfallen dürfte, mich auszustechen, selbst wenn es Euch gelingen sollte, ein ähnliches Patent wie meines zu erhalten.«
Angélique war erschrocken gewesen, als er sich auf den Grafen de Soissons bezog, eine sehr hohe Persönlichkeit, die den Prinzen von Geblüt nahestand; aber rasch begriff sie, dass dies nur ein Zufall war und nichts mit ihrer eigenen Verbindung zur Gräfin de Soissons zu tun hatte. Audiger hatte sehr geschickt das Haus dieses Fürsten ins Spiel gebracht, das allerdings mehrere hundert Dienstboten zählen
mochte. Wichtig war das, was er anschließend über die großzügige Gabe des Königs erzählt hatte.
Trotz der Sympathie, die ihr die heitere Art und die Offenheit des Besuchers einflößten, war sie aufrichtig enttäuscht und hätte ihm am liebsten heftig widersprochen und ihn ein wenig zurechtgestutzt, indem sie ihm erklärt hätte, dass sie – besser gesagt, der junge Chaillou – ebenfalls ein solches Monopol besitze. Und ihres hatte noch den Vorteil, älter zu sein.
Aber sie hielt sich zurück und spielte ihre Trümpfe nicht aus. Gut möglich, dass eine der Urkunden ungültig war; besser, sie erkundigte sich zuerst bei den Innungen und beim Vorsteher der
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