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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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in der Nähe des Louvre und des königlichen Palasts. Und es darf kein Lokal sein, das einer Taverne oder Bratstube ähnelt. Ich stelle mir schöne schwarze und weiße Fliesen vor, Spiegel und vergoldete Schnitzereien, und dahinter einen Garten
mit Weinlauben wie im Zölestinerkloster … richtige Liebeslauben.«
    Bei dieser Beschreibung heiterte sich die Miene des Haushofmeisters, den Angéliques Ausführungen verdrossen hatten, ein wenig auf.
     
    »Ihr seid wahrhaftig bezaubernd, wenn Ihr Euch von Eurem impulsiven Temperament mitreißen lasst, meine Kleine. Ich liebe Eure Heiterkeit und Spontaneität, zu denen bei Euch ein rechtes Maß an Bescheidenheit kommt. Ich habe Euch aufmerksam beobachtet. Es gefällt mir, dass Ihr schlagfertig und dennoch gesittet seid. Allerdings kann ich Euch nicht verhehlen, dass mich Eure zu praktische Sichtweise und Eure Art, von Gleich zu Gleich mit erfahrenen Männern umspringen zu wollen, abstoßen. Ein energischer Ton und eine schroffe Rede passen nicht zur Zartheit einer Frau. Sie sollte es dem Manne überlassen, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, sonst verwirrt und verwuselt sich ihr kleines Hirn noch.«
    Angélique platzte vor Lachen heraus.
    »Ich sehe schon, wie Meister Bourjus und David über diese Fragen diskutieren.«
    »Um diese beiden geht es gar nicht.«
    »Und worum dann? Habt Ihr immer noch nicht begriffen, dass ich mich allein durchschlagen muss?«
    »Genau das ist es; Ihr braucht einen Beschützer.«
    Auf diesem Ohr war Angélique taub.
    »Gemach, gemach, Meister Audiger. Ihr seid in Wahrheit nur ein neidischer Schurke und wollt Eure Schokolade allein trinken. Und da Euch das, was ich Euch unterbreite, ganz und gar nicht gefällt, versucht Ihr, Euch aus der Affäre zu ziehen, indem Ihr mir Reden über die Zerbrechlichkeit der Frauen haltet. Doch in Wahrheit ist in diesem kleinen
Krieg, den wir uns liefern, das, was ich Euch anbiete, eine ausgezeichnete Lösung.«
    »Also, ich kenne tausendmal bessere Lösungen.«
     
    Angesichts des eindringlichen Blicks, mit dem der junge Mann sie bedachte, verfolgte Angélique das Thema nicht weiter. Sie räumte seinen Teller ab, wischte über den Tisch und erkundigte sich, was er als Nachspeise wünsche. Dann entfernte sie sich in Richtung Küche; doch er stand auf und hatte sie mit zwei Schritten eingeholt.
    »Angélique, meine Süße, seid nicht grausam«, flehte er sie an. »Macht am Sonntag eine Landpartie mit mir. Ich möchte ernstlich mit Euch sprechen. Wir könnten zur Mühle von Javel gehen und ein Fischragout essen, und dann spazieren wir querfeldein. Wie wäre es?«
    Er hatte die Hand auf Angéliques Taille gelegt. Angezogen von diesem frischen Gesicht und besonders von den kräftig geschwungenen Lippen unter dem dunklen, zweigeteilten schmalen Schnurrbart schlug sie die Augen zu ihm auf. Seine Lippen würden sich beim Küssen fest anfühlen, um sich dann zu öffnen und sich fordernd auf die Haut zu legen …
    Eine Woge der Lust, über die sie keine Kontrolle hatte, überlief sie, und mit schwacher Stimme willigte sie ein, am nächsten Sonntag mit ihm zur Mühle von Javel zu wandern.
     
    Die Aussicht auf diesen Spaziergang wühlte Angélique stärker auf, als ihr lieb war. Da konnte sie sich zur Vernunft rufen, sooft sie wollte; aber jedes Mal, wenn sie an Audigers Lippen dachte und an seine Hand, die auf ihrer Taille gelegen hatte, überlief sie ein köstlicher Schauer. Es war lange her, dass sie so etwas verspürt hatte. Wenn sie recht überlegte, hatte Angélique seit ihrem Abenteuer mit dem Hauptmann
der Wache keinen Mann mehr angerührt. Was natürlich streng genommen nicht stimmte, denn ihr Leben spielte sich in einer sinnlich aufgeladenen Atmosphäre ab, der man sich schwer entziehen konnte. Unzählige Male hatte sie sich mit Ohrfeigen der Küsse und Berührungen ihrer Gäste erwehren müssen. Mehrmals war sie im Hof von einem berauschten Rüpel angefallen worden und hatte ihn mit ihren Holzschuhen treten und um Hilfe rufen müssen. All das hatte bei ihr – zusammen mit dem unangenehmen Erlebnis mit dem Hauptmann und Calembredaines groben Umarmungen –das bittere Gefühl hinterlassen, dass man ihr Gewalt angetan hatte.
     
    Erstaunt stellte sie fest, dass so plötzlich, wie sie es vor zwei oder drei Tagen nicht für möglich gehalten hatte, alte, süße Empfindungen in ihr erwachten. Audiger würde ihre Verwirrung doch hoffentlich nicht ausnutzen und ihr das Versprechen entlocken, seinen Geschäften

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