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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Schlafgemach, und nachher gehst du wieder zu den anderen Frauen. Aber die Büttel werden dich in Ruhe lassen und nicht auspeitschen … Gefällt dir das, meine Schöne?«
    Er brach in lautes Gelächter aus. Energisch zog er sie an sich und begann, ihr Gesicht mit schmatzenden, gierigen Küssen zu übersäen.
    Die Berührung dieses feuchten, nach Tabak und Rotwein stinkenden Mundes stieß Angélique ab. Wie ein Aal wand sie sich, um sich dieser Umarmung zu entziehen. Das Schwertgehenk und die Posamenten an der Uniform des Hauptmanns scheuerten ihr die Brust auf.

    Endlich konnte sie sich befreien und beeilte sich, ihr zerfetztes Mieder so gut wie möglich zusammenzuziehen.
    »Was denn?«, meinte der Hüne verblüfft. »Was ist denn mit dir los? Hast du nicht verstanden, dass ich dir die Strafe ersparen will?«
    »Ich danke Euch«, gab Angélique entschieden zurück. »Aber ich möchte mich doch lieber auspeitschen lassen.«
    Der Mund des Menschenfressers klappte auf, sein Schnurrbart zitterte, und er wurde knallrot im Gesicht, als drückten ihm die Schnüre seines Kragens mit einem Mal die Luft ab.
    »Was … was sagst du da?«
    »Ich ziehe es vor, mich auspeitschen zu lassen«, wiederholte Angélique. »Der Profoss von Paris hat mich zur Prügelstrafe verurteilt. Ich darf mich der Justiz nicht entziehen.«
    Entschiedenen Schrittes ging sie zur Tür, doch er hatte sie mit einem einzigen Satz eingeholt und packte sie am Hals.
    Oh, mein Gott!, dachte Angélique. Nie wieder werde ich ein Huhn am Hals nehmen. Das ist ja ein ganz scheußliches Gefühl!
    Der Hauptmann musterte sie aufmerksam.
    »Du bist mir aber ein komisches Mädchen«, meinte er ein wenig keuchend. »Für das, was du gerade getan hast, könnte ich dich mit meinem Säbel niedermachen und dich tot auf dem Boden liegen lassen. Aber ich will dir nichts tun. Du bist schön und gut gebaut. Je länger ich dich anschaue, umso mehr begehre ich dich. Es wäre doch zu dumm, wenn wir uns nicht verständigen könnten. Ich kann dir einen Dienst erweisen. Schau doch nicht so böse drein. Sei nett zu mir, und wenn du dann zu den anderen zurückkehrst, wer weiß… Vielleicht wird ja der Wächter, der dich zu ihnen führt, in eine andere Richtung schauen …«

    Blitzartig sah Angélique die Möglichkeit zur Flucht vor sich. Florimonds und Cantors kleine Gesichter tanzten vor ihrem inneren Auge.
    Verstört betrachtete sie das grobe, gerötete Gesicht, das sich über sie beugte. Gegen ihren Willen rebellierte ihr Körper. Das war unmöglich. Niemals würde sie in der Lage dazu sein! Aus dem Armenhaus konnte man fliehen … Vielleicht konnte sie es ja schon auf dem Weg dorthin versuchen…
    »Lieber gehe ich ins Armenasyl«, rief sie außer sich. »Ich …«
    Der Rest dessen, was sie hatte sagen wollen, ging in einer wütenden Attacke unter. Sie wurde geschüttelt, dass es ihr den Atem verschlug, und üble Beschimpfungen prasselten auf sie ein. Eine Tür öffnete sich wie ein heller Tunnel, und sie schoss hinaus wie eine Pistolenkugel.
    »Schlagt diese Hure, bis ihr die Haut in Fetzen herunterhängt!«
    Und die Tür schlug mit einem Donnerschlag zu.
    Angélique war in eine Gruppe von Männern von der Bürgerwehr hineingestolpert, die soeben die Nachtwache übernommen hatten. Diese waren meist friedliche Handwerker oder Händler, die nicht ohne Murren diese Verpflichtung übernahmen, die ihre Innungen um der Sicherheit der Stadt willen von ihnen einforderte. Sie waren die sogenannte sitzende oder schlafende Wache, was viele Interpretationen zuließ.
    Kaum hatten sie begonnen, ihre Kartenspiele und Pfeifen auszupacken, da fiel ihnen dieses halbnackte Mädchen vor die Füße. Der Hauptmann hatte derart gebrüllt, dass niemand seinen Befehl verstanden hatte.
    »Noch eine, der unser tapferer Hauptmann übel mitgespielt hat«, meinte einer von ihnen. »Man kann nicht behaupten, die Liebe mache ihn zartfühlend.«

    »Erfolg hat er aber damit. Seine Nächte sind niemals einsam.«
    »Na ja, er sucht sich die Frauen unter den Gefangenen aus und lässt sie zwischen dem Kerker und seinem Bett wählen.«
    »Wenn der Profoss von Paris das wüsste, würde er ihm die Hölle heißmachen!«
     
    Angélique war aufgestanden. Sie fühlte sich völlig zerschlagen. Die Wachen sahen sie gelassen an. Sie stopften ihre Pfeifen und mischten die Karten.
    Zögernd ging sie bis zur Schwelle der Wachstube. Niemand unternahm einen Versuch, sie aufzuhalten.
    Sie befand sich in der Rue Saint-Leufroy, der

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