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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Erdgeschoss geführt, und Sergeanten ließen sie an der Wand entlang Aufstellung nehmen.

    Die Tür öffnete sich, und ein hochgewachsener, korpulenter Soldat trat ein. Er trug eine prächtige, braune Perücke, die ein gerötetes Gesicht mit einem dicken schwarzen Schnurrbart umrahmte. Mit seinem blauen Rock, der sich über seinen feisten Schultern spannte, dem wuchtigen Schwertgehenk, das quer über seinem stattlichen Schmerbauch hing, den breiten, mit Posamenten besetzten Ärmelaufschlägen, seinem Schwert und dem enormen, mit goldenen Eicheln zusammengehaltenen Revers ähnelte er ein wenig dem Großen Matthieu, allerdings ohne die Gutmütigkeit und Jovialität des Quacksalbers. Tief unter buschigen Brauen lagen kleine, hart dreinblickende Augen. Er trug Stiefel mit hohen Absätzen, die seine gewaltige Statur noch betonten.
    »Das ist der Hauptmann der Wache«, flüsterte Angéliques Nachbarin. »Oh, er ist schrecklich! Man nennt ihn den Menschenfresser.«
    Der Menschenfresser schritt die Reihe der Gefangenen ab, wobei seine Sporen auf dem Steinboden knallten.
    »Ha, ha, meine Mädchen, da steht euch eine schöne Tracht Prügel bevor! Macht schon, runter mit dem Mieder. Und passt auf, dass ihr nicht so laut schreit, sonst gibt es noch ein paar Hiebe extra.«
    Die Frauen, die schon einmal ausgepeitscht worden waren, machten ergeben den Oberkörper frei. Diejenigen, die Hemden trugen, ließen sie an den Armen hinabgleiten und schlugen sie über ihre Röcke. Die Frauen, die zögerten, wurden von den Bütteln brutal ausgezogen. Einer von ihnen zerrte Angéliques Mieder herunter und riss es entzwei. Eilig machte sie selbst ihren Oberkörper frei, weil sie fürchtete, die Männer könnten den Gürtel bemerken, in dem ihr Messer steckte.

     
    Der Hauptmann der Wache ging auf und ab und musterte die Frauen, die in einer Reihe vor ihm standen. Vor den Jüngsten hielt er an, und seine kleinen Schweinsäuglein leuchteten auf. Schließlich deutete er mit einer gebieterischen Geste auf Angélique.
    Verschwörerisch kichernd holte einer der Büttel sie aus der Reihe.
    »Bringt dieses Gesindel fort«, befahl der Offizier. »Und seht zu, dass ihr ihnen ordentlich das Fell gerbt! Wie viele sind es?«
    »Etwa zwanzig, Monsieur.«
    »Wir haben jetzt vier Uhr nachmittags. Ihr müsst bis Sonnenuntergang fertig sein.«
    »Zu Befehl, Monsieur.«
     
    Die Büttel trieben die Frauen nach draußen. Auf dem Hof erblickte Angélique einen mit festen Ruten beladenen Karren. Er würde dem jämmerlichen Zug bis zu der Stelle in der Nähe der Kirche Saint-Denis-de-la-Châtre folgen, an der die öffentlichen Züchtigungen vollzogen wurden. Die Tür fiel wieder zu, und Angélique blieb allein mit dem Hauptmann zurück. Verstohlen warf sie ihm einen überraschten, besorgten Blick zu. Warum überließ man sie nicht demselben Los wie ihre Gefährtinnen? Würde sie wieder in den Kerker geworfen werden?
    In dem Saal mit seiner niedrigen, gewölbten Decke und den feuchten Wänden war es eiskalt. Zitternd verschränkte Angélique die Arme und umfasste ihre Schultern; vielleicht weniger, um sich vor der Kälte zu schützen, als ihre Brust dem gierigen Blick des Menschenfressers zu entziehen.
    Dieser kam schweren Schrittes heran und hüstelte.
    »Also, meine Kleine, hast du wirklich Lust, dir deinen hübschen, weißen Rücken zerschlagen zu lassen?«

    Da sie nicht antwortete, sprach er weiter.
    »Sag etwas! Willst du das wirklich?«
    Natürlich konnte Angélique nicht behaupten, sie hätte Lust dazu. Sie entschied sich, den Kopf zu schütteln.
    »Nun gut, das könnten wir arrangieren«, fuhr der Mann in süßlichem Ton fort. »Es wäre doch schade, ein so hübsches Hühnchen zu verunstalten. Vielleicht können wir beide uns ja einig werden?«
    Er legte einen Finger unter ihr Kinn, damit sie zu ihm aufsehen musste, und stieß einen bewundernden Pfiff aus.
    »Teufel noch eins, was für schöne Augen! Deine Mutter muss Absinth getrunken haben, als sie dich erwartete. Komm, lächle einmal für mich.«
    Hinterlistig glitten seine dicken Finger über ihren zarten Hals und liebkosten ihre gerundete Schulter.
    Sie fuhr zurück und konnte einen Ekelschauer nicht unterdrücken. Der Menschenfresser lachte, dass sein Wanst bebte, doch sie sah ihn aus ihren grünen Augen fest an. Schließlich wurde er als Erster verlegen, obwohl er sie mit seiner kräftigen Gestalt überragte.
    »Wir sind uns einig, oder?«, meldete er sich erneut zu Wort. »Du kommst mit mir in mein

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