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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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waren, von Arbeitern, die ihre Karren zum Bauplatz schoben, und sogar von Kutschen, die die Edelleute der umliegenden Schlösser zum Lever des Königs brachten.
Am Fuße des Hügels stieß man auf Meister Savary, der, in seinen weiten schwarzen Mantel gehüllt, auf einer mitleiderregenden klapprigen Schindmähre saß.
»Euer prächtiges Rennpferd wird bestimmt die Bewunderung Seiner orientalischen Exzellenz erregen«, sagte Angélique zu ihm. Der alte Mann überhörte die Ironie. »Großartig! Großartig!« brummte er in seinen Bart, während er die Gruppe betrachtete, und seine Augen hinter den Gläsern seines großen Lorgnons leuchteten auf. Am Abend zuvor, während sie – ihrer Trauer wegen sitzend – dem Ball beigewohnt hatte, war Angélique ein Zettel zugesteckt worden:
»Lasst Euch, wenn Ihr morgen aufbrecht, von mindestens vieren Eurer Diener begleiten. Nicht etwa um Eurer Sicherheit, sondern um Eures Ansehens willen. Savary.«
Mit Malbrant Schwertstreich, ihren beiden Lakaien, ansehnlichen, munteren Burschen, ihrem Kutscher und Flipot als Lückenbüßer hatte Angélique eilends das gewünschte »Gefolge« aufgestellt. Die vier Bedienten trugen die blau-gelbe Livree der Plessis-Bellière, und ihre Pferde waren kohlschwarz. Sie selbst ritt die stampfende, glänzend gestriegelte helle Ceres.
»Großartig«, wiederholte Savary. »Prächtiger geht es auch im Hoftheater des Sultans von Bagdad nicht zu.«
Gemächlich trabte die Kavalkade über die verschneite Straße, Savary begann von seiner Exzellenz Mohammed Bachtiari Bey zu erzählen.
»Er ist einer der gebildetsten Männer, die ich kenne.«
»Ihr kennt ihn also?«
»Ja... ich bin ihm früher einmal begegnet.«
»Wo?«
»Das tut nichts zur Sache…«
Der Apotheker wollte ablenken, aber schließlich gab er Angéliques neugierigem Drängen nach:
»Im Kaukasus. Am Fuße des Berges Ararat.«
»Was tatet Ihr dort? Habt Ihr damals schon Eure Mumia gesucht?«
»Pst, Madame! Redet nicht mehr so laut davon. Ich hätte damals schon meine Unachtsamkeit beinahe teuer bezahlt. Bachtiari hatte mich zu fünfundzwanzig Peitschenhieben verurteilt und obendrein dazu, bei lebendigem Leibe bis zum Hals in einem großen Gipskrug eingegraben, auf meinen sicheren Tod zu warten. Im letzten Augenblick wurde ich von einem am Hofe des Schahs von Persien sehr einflussreichen Jesuitenpater gerettet.«
»Ihr scheint Seiner Exzellenz diese üble Behandlung nicht nachzutragen?«
»Seine Grausamkeit hindert ihn nicht, ein Freund der Wissenschaften und ein großer Philosoph zu sein. Und auch nicht daran, Geschäftssinn zu haben, was bei den Persern von heute noch seltener ist, die den Handel allmählich syrischen oder armenischen Kaufleuten überlassen haben. Es ist sehr wohl möglich, dass Bachtiari Bey eines Tages den Thron von Persien besteigt.«
Der kleine Flipot mischte sich ein:
»Er soll eine Halskette mit hundertsechs Perlen für die Königin bei sich haben und Lapislazuli, so groß wie Taubeneier…«
Angélique warf ihm einen argwöhnischen Blick zu.
»Pass mir ja auf deine Finger auf und kümmere dich fürs erste nur darum, dass du anständig im Sattel sitzt!«
Der Kleine war das Reiten tatsächlich nicht gewohnt; dauernd rutschte er bald nach rechts, bald nach links und hatte seine liebe Not, sich im letzten Augenblick unter den Spötteleien seiner Kameraden rechtzeitig wieder zu fangen.
Angélique ritt neben Savary an der Spitze, der ihr rasch noch ein wenig Persisch beibringen wollte.
»Wenn man zu Euch sagt: Salam aleïkum, so antwortet: Aleïkum as-Salam. Das ist eine Begrüßungsformel. Danke heißt: Barik Allah, was wörtlich bedeutet: Gott segne Euch. Wenn Ihr den Namen Mohammeds aussprechen hört, dann fügt schleunigst hinzu: Ali vali ullah, das heißt: Ali ist ein Freund Gottes. Das freut sie, denn die Perser sind Anhänger des schiitischen Schismas und nicht des sunnitischen wie die Araber und Türken.«
»Ich glaube, ›guten Tag‹ und ›danke‹ werde ich mir merken, aber die Propheten überlasse ich Euch«, sagte Angélique. »Was geht denn dort vorne vor?«
Sie waren der Landstraße gefolgt, die um die westlichen Bezirke von Paris herumführte, und eben an einer Wegkreuzung angekommen. Schon aus der Ferne ließ sich eine Menschenansammlung vor einem Podest erkennen, das von den Piken berittener Gendarmerie umgeben war.
»Sieht nach ’ner Hinrichtung aus«, sagte Flipot, der ein scharfes Auge hatte. »Ein armer Teufel, der gerade aufs Rad gebunden wird.«
Auch

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