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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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hohen Brotgebers zu besänftigen, was ihm offensichtlich gelang. Das Gesicht des Botschafters hellte sich auf, während er einen Vorschlag äußerte, der, wie ihm schien, alles wiedergutmachen würde. Der Jesuit blieb stumm. Zum Dolmetschen gedrängt, sagte er widerstrebend:
»Seine Exzellenz bittet Euch, die Hinrichtung zu wiederholen.«
»Aber das ist unmöglich, mein Vater«, sagte der Offizier verdutzt. »Wir haben keinen weiteren Verurteilten.«
Der Mönch übersetzte.
Der Bey deutete auf die Perser hinter ihm.
»Er sagt, Ihr möchtet einen Mann seiner Eskorte nehmen... Er besteht darauf... Er sagt, wenn Ihr Euch ungefällig zeigt, werde er sich beim König, Eurem Herrn, beklagen und verlangen, dass man Euch den Kopf abschlägt.«
Monsieur de Jarnoux traten trotz der Kälte Schweißtropfen auf die Stirn.
»Was soll ich tun, Pater? Ich kann doch nicht auf eigene Faust irgend jemand zum Tode verurteilen?«
»Ich könnte ihm in Eurem Auftrag antworten, die Gesetze Eures Landes erlaubten nicht, dass man einem Ausländer auch nur ein Haar krümme, solange er Euer Gast sei. Wir dürften daher keinen seiner persischen Sklaven opfern, auch nicht mit seiner Zustimmung.«
»Gut so. Gut so. Sagt es ihm, ich bitte Euch dringend.«
Bachtiari Bey geruhte zu lächeln und schien den Takt der französischen Gesetze zu würdigen. Aber sein Einfall lag ihm doch zu sehr am Herzen, um ihn so ohne weiteres aufzugeben, und plötzlich deutete er erbarmungslos auf Savary. Der Apotheker stieß ein jämmerliches Geheul aus, sprang vom Pferd und warf sich, mit der Stirn den Schnee berührend, zu Boden.
»Aman! Aman! (Gnade, Gnade!)« schrie er.
»Was geht da vor, mein Vater?« fragte Angélique.
»Der Botschafter hat befohlen, unter Eurer Begleitung einen neuen Verurteilten auszuwählen, da er Euretwegen das Ende des Schauspiels versäumt habe. Er hat sich für diesen Greis entschieden. Im übrigen findet er, ein Mann, der auf einem solchen Pferd zu reiten wage, verdiene es nicht, zu leben.«
Halblaut fuhr der Jesuit fort:
»Ein Mann, der obendrein vorzüglich Persisch versteht und spricht... Ihr kamt also nicht als Abgesandte, habt aber trotzdem einen Dolmetscher mitgebracht!«»Meister Savary ist ein vielgereister Drogenhändler und…«
»Was hat Euch veranlasst hierherzukommen, Madame?«
»Die Neugier.«
Pater Richard lächelte sarkastisch.
Angélique sagte gereizt: »Ich kann Euch kein anderes Motiv nennen, mein Vater. Meister Savary, lasst den Unsinn und steht auf. Wir sind nicht in Ispahan.«
»Wir müssen gleichwohl eine Lösung finden«, sagte der Jesuit.
»Ihr haltet es hoffentlich nicht für richtig, mein Vater, dass man einen unschuldigen Menschen einzig zur Unterhaltung eines barbarischen Fürsten foltert und tötet?«
»Natürlich nicht. Aber ich bin empört über den Mangel an Höflichkeit, über das Übelwollen, die Ungeschicklichkeiten, die man sich Bachtiari Bey gegenüber bisher hat zuschulden kommen lassen. Er ist als Freund gekommen, doch nun besteht die Gefahr, dass er als Feind wieder zurückreist und den Schahinschah dahin beeinflusst, ein unversöhnlicher Gegner Frankreichs und, noch schlimmer, der Kirche zu werden. Vergeblich werden wir Ordensgeistlichen, die wir in Persien leben und dort einige zwanzig Klöster besitzen, unseren Einfluss geltend zu machen suchen. Ihr begreift, dass ich ungehalten werde, wenn ich erleben muss, wie ein paar Dummköpfe alle Bemühungen zum Scheitern bringen, die abendländische und christliche Zivilisation in jenen Ländern einzuführen.«
»Das sind schwerwiegende Probleme, ich gebe es zu, mein Vater«, sagte Monsieur de Jarnoux gelangweilt.
»Aber warum liegt ihm eigentlich soviel an dieser Hinrichtung?«
»Der Botschafter kannte diese Art der Todesstrafe nicht. Bei seinem Ausritt heute morgen kam er zufällig hier vorbei und nahm sich sofort vor, dem Schah von Persien bei seiner Rückkehr diese Folterungsmethode genauestens zu beschreiben. Nun ärgert er sich, dass ihm einige Einzelheiten entgangen sind.«
»Ich finde Seine Exzellenz recht unvorsichtig«, warf Angélique mit einem feinen Lächeln ein. Der Perser, der mit furchterregender Miene wieder sein Pferd bestiegen hatte, warf ihr einen überraschten Blick zu.
»Ich möchte sogar sagen, dass ich seinen Mut bewundere«, fuhr die junge Frau fort.
»Und warum, wenn ich fragen darf?« ließ sich der Jesuit auf einen Wink des Beys vernehmen.
»Nun, hat Seine Exzellenz nicht bedacht, dass der König der Könige versucht sein

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