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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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folgten.
»Großer Gott«, sagte eine Frauenstimme, »was sind das für Vogelscheuchen, die sich in solchem Aufzug vor dem König zu zeigen wagen?«
»Dankt dem Himmel, dass Ihr in den letzten Jahren mit diesen Vogelscheuchen nicht in allzu nahe Berührung gekommen seid«, antwortete lachend ein junger Edelmann mit kräftiger Gesichtsfarbe. »Es sind die Aufständischen aus dem Languedoc!«
Angélique traf es wie ein Blitz. Der Name! Der Name, über den sie grübelte, seitdem sie im Halbdunkel des Untergehölzes das vernarbte Gesicht des gaskognischen Edelmannes erkannt hatte, fiel ihr plötzlich ein: »Andijos!«
Es war Bernard d’Andijos, der Edelmann aus Toulouse, der immer vergnügte Schmarotzer, der seinen gesättigten Wanst von einem Fest zum andern spazierengetragen hatte. Derselbe, der danach durch das Languedoc galoppiert war, die Fackel einer der schrecklichsten Provinzrevolten jener Zeit schwingend…!
Aus ihrer Erinnerung tauchte die Gestalt jenes anderen Gefährten glücklicher Tage auf, des jungen Cerbalaud, der im schmutzigen Frührot eines trüben Morgens halb betrunken seinen Degen gezogen und gerufen hatte:
»Mondieu! Ihr kennt die Gaskogner nicht, Madame. Hört zu, ihr alle: Ich ziehe in den Krieg gegen den König!«
War auch er da, Cerbalaud, unter diesen aus längst vergangener Zeit aufgetauchten Schemen, einer Zeit, die Angélique unendlich fern schien, obwohl kaum sieben Jahre verstrichen waren seit der widerrechtlichen Verurteilung des Grafen Peyrac, die den Ursprung all dieser Misshelligkeiten gebildet hatte?
»Die Aufständischen aus dem Languedoc?« wiederholte neben ihr die ein wenig erschrockene Stimme der jungen Frau.
»Ist es nicht gefährlich, sie so nah an den König herankommen zu lassen?«
»Nein, beruhigt Euch«, erwiderte der Edelmann mit der gesunden Gesichtsfarbe, der kein anderer war als der junge Louvois, der Kriegsminister.
»Diese Herren kommen, um sich zu unterwerfen. Nach sechs Jahren des Räuberns, Plünderns und Scharmützelns mit den königlichen Truppen kann man hoffen, dass unsere schöne südöstliche Provinz endlich in den Schoß der Krone zurückkehren wird. Immerhin bedurfte es eines persönlichen Feldzuges Seiner Majestät, um Andijos von der Nutzlosigkeit seiner Rebellion zu überzeugen. Unser Herrscher hat ihm das Leben und das Vergessen seiner Vergehen zugesichert. Als Gegenleistung soll er seinen Einfluss auf die Ratsherrn der großen Städte des Südens geltend machen und sie zur Ruhe ermahnen. Ich möchte wetten, dass Seine Majestät künftighin keine treueren Untertanen haben wird.«
»Trotzdem jagen sie mir Angst ein!« sagte die zarte, kleine Frau erschauernd.
Der König war indessen vom Pferd gestiegen, und Andijos, bis auf wenige Schritte vor ihm angelangt, tat desgleichen. Seine verblichene Kleidung, seine abgetragenen Stiefel, sein von einer frischen Narbe durchfurchtes Gesicht – alles an ihm stand in schroffem Gegensatz zu der glänzenden Gesellschaft, auf die er zuschritt. Er war das Abbild des Besiegten, dem nichts als die Ehre bleibt, denn er hielt den Kopf hoch erhoben, und sein Blick wich dem des Königs nicht aus. Unmittelbar vor dem Monarchen angekommen, zog er jäh den Degen aus der Scheide. Durch die Menge der Höflinge ging eine Bewegung, als wollten sie dazwischentreten. Doch der Toulousaner, der seine Waffe gegen den Boden gestemmt hatte, zerbrach sie mit einem kräftigen Stoß und warf die beiden Hälften Ludwig XIV. vor die Füße. Darauf trat er noch einen Schritt näher, kniete nieder und berührte das Bein des Königs mit den Lippen.
»Was vorbei ist, ist vorbei, mein lieber Marquis«, sagte dieser, während er seine Hand auf die Schulter des Rebellen legte; eine Geste, die beinahe freundschaftlich war.
»Jeder Mensch begeht einmal einen Irrtum, und die Könige haben die Befugnis zu verzeihen. Als meine rebellischen Untertanen sich erkühnten, die Waffe gegen mich zu erheben, haben sie vielleicht weniger meinen Unwillen erregt als diejenigen meiner nächsten Umgebung, die mir Ehrfurcht und Ergebung bezeigten, während ich wusste, dass sie mich zur gleichen Zeit verrieten. Ich liebe das freimütige Handeln. Darum erhebt Euch, Marquis. Ich bedauere nur, dass Ihr Euren kampferprobten Degen zerbrochen habt. Ihr zwingt mich, Euch einen neuen zu schenken, denn ich ernenne Euch zum Obersten und vertraue Euch vier Dragonerkompanien an. Und nun lade ich Euch nach Versailles ein.«
»Euer Majestät erweist mir eine große Ehre«, erwiderte

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