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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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der biedere Andijos, dessen Stimme vor Rührung bebte, »aber ich bin nicht imstande, mich an Eurer Seite zu zeigen. Meine Uniform …«
»Darauf kommt es nicht an! Ich liebe Uniformen, die nach Krieg und Pulver riechen. Die Eure ist ruhmreich. Ich werde sie Euch neu verleihen. Ihr werdet bei den nächsten Festen den gleichen blauen Rock mit roten Umschlägen tragen, aber er wird mit Gold bestickt und nicht von Kugeln durchlöchert sein. Das bringt mich übrigens auf eine Idee... Ihr sollt wissen, Ihr Herren«, fuhr Ludwig XIV., zu seinen Vertrauten gewandt, fort, »dass ich schon seit langem plane, eine Kleidung für diejenigen zu schaffen, die sich meiner besonderen Wertschätzung erfreuen. Was meint Ihr dazu? Der Orden der blauen Röcke…? Monsieur Andijos würde sein erster Ritter sein.«
Während die Höflinge seinem Einfall applaudierten, stellte Bernard d’Andijos die drei ranghöchsten Offiziere seiner Truppe vor.
»Ich habe Anweisung gegeben, dass Eure Kompanie heute abend herzlich empfangen und aufs beste bewirtet wird«, sagte der König. »Monsieur de Montausier, nehmt Euch all dieser tüchtigen Leute an.«
Danach eilte jedermann zu seiner Kutsche. Die Nacht brach herein, und der König hatte es eilig, nach Versailles zurückzukehren.
    Angélique, die Ceres am Zügel hielt, wusste nicht, wozu sie sich entschließen sollte. Sie war noch völlig benommen von dem Schock, den das Auftauchen d’Andijos’ und der Rebellenschar aus dem Languedoc in ihr ausgelöst hatte. Die Stimme des Königs, die zu ihr gedrungen war – eine sehr schöne Stimme, die trotz ihrer Jugendlichkeit zuweilen etwas Väterliches hatte –, sie hatte sich wie Balsam auf ihr verängstigtes und schmerzendes Herz gelegt. Manche seiner Worte glaubte sie auf sich beziehen zu können. Ob sie sich d’Andijos zu erkennen geben, ob sie ihn anreden sollte? Was konnten sie einander sagen? Ein Name würde zwischen ihnen stehen. Ein Name, den sie nicht auszusprechen wagen würden. Der große, dunkle Schatten des Hingerichteten würde über ihnen schweben und das strahlende Licht der Festlampen löschen…
Doch es war schon zu spät. Als sie sich zum Gehen wandte, begegnete sie d’Andijos’ Blick. Der Toulousaner hatte sich eben von Monsieur de Montausier verabschiedet. Im Nachtwind flackerten die unruhigen Flammen der Fackeln auf, und in ihrem Schein erkannte er sie. Er trat auf sie zu. Angéliques Mund verzog sich zu einem bitteren Lächeln.
»Auch du, Brutus?« murmelte sie.
»Ihr seid es also doch, Madame«, sagte er mit bewegter Stimme.
»Vorhin im Wald zögerte ich. Ich traute meinen Augen nicht. Ihr hier... Am Hof… Ihr, Madame?«
»Wie Ihr selbst, Monsieur d’Andijos.«
»Man kämpft«, murmelte Andijos, »man schlägt zu, man tötet... Es ist wie ein Feuer, das einen verzehrt… Am Ende wird die Auflehnung zur Gewohnheit… Man kann der Feuersbrunst nicht mehr Einhalt gebieten. Und eines Tages weiß man nicht mehr, warum man hasst, noch warum man sich schlägt... Der König ist gekommen!«
Ein sechsjähriger erbarmungsloser, verzweifelter Kleinkrieg hatte sein fröhliches, kindliches Gemüt verbittert. Sechs Jahre lang hatte er das Leben des Schnapphahns geführt, des verfolgten Wildes in jenem dürren Landstrich des Südens, wo das vergossene Blut allzu rasch trocknet und schwarz wird. In die Sanddünen des Landes gedrängt, ans Meer zurückgeworfen, hatten seine Parteigänger und er diesen gütigen König kommen sehen, diesen untadeligen jungen König, der da sagte: »Meine Kinder…«
»Dieser König ist ein großer König«, sagte Andijos mit fester Stimme. »Es ist keine Schande, ihm zu dienen.«
»Ihr sprecht goldene Worte, Verehrtester«, bestätigte hinter ihnen die Stimme des Marquis de Lauzun.
Während er die eine Hand auf Angéliques Schulter, die andere auf diejenige D’Andijos’ legte, schob er sein immer lächelndes, immer spöttisches Gesicht zwischen sie.
»Erkennt Ihr mich?«
»Wie sollte ich nicht!« raunzte Andijos. »Wir haben gemeinsam unsere ersten Streiche verübt. Und danach noch manche andere. Als wir uns das letzte Malsahen…«
»… waren wir drei im Louvre, wenn ich mich recht entsinne«, murmelte Péguillin.
»Und Ihr kreuztet den Degen mit Monsieur, dem Bruder des Königs…«
»Der eben den Versuch gemacht hatte, die hier gegenwärtige Dame umzubringen.«
»Mit der Hilfe seines lieben Freundes, des Chevalier de Lorraine.«
»Meine Heldentat hat mir die Bastille eingebracht«, bemerkte Lauzun.
»Mich

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