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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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fügte sie mit einem Anflug von Ironie hinzu, »aber ich wette um hundert Pistolen, dass die Mehrzahl der Franzosen es ebensowenig weiß wie ich.«
Rakoski schüttelte melancholisch den Kopf.
»Ach, wie fern euch unsere Kümmernisse sind, euch, auf die wir voller Hoffnung unsere Blicke richten! Auch wenn man einer fremden Sprache mächtig ist, hat man noch längst nicht die Schranken zwischen den Völkern beseitigt. Ich spreche doch gut Französisch, nicht wahr?«
»Vorzüglich«, stimmte sie zu.
»Und dennoch versteht mich niemand bei euch.«
»Der König versteht Euch, dessen bin ich gewiss. Er ist über alles orientiert, was die Nationen der Welt betrifft.«
»Aber er wägt sie auf der Waage seines eigenen Ehrgeizes. Hoffen wir, dass ich nicht zu leicht befunden worden bin.«
Er unterbrach sich. Auch um sie her verstummte das Summen der Gespräche, und aller Blicke richteten sich auf den Eingang der Galerie, in dem eben Monsieur de Gesvres, der Großkämmerer, aufgetaucht war und mit lauter Stimme verkündete:
»Messieurs, der König!«
Man vernahm das dumpfe Geräusch, mit dem die Hellebarden der Wachen auf den Fußboden stießen und gleich darauf den festen Schritt des sich nähernden jungen Monarchen.
Bei seinem Erscheinen zogen die anwesenden Edelleute, sich verneigend, die Hüte, während die Damen in tiefe Reverenzen versanken. An ihren Reihen entlang schritt langsam der König, zur Linken von der Königin begleitet. Dann kamen Monsieur und Madame d’Orléans und der Fürst Condé. Ihnen folgten die Hofdamen, geführt von Madame de Montespan, und dahinter eine Reihe von Würdenträgern.
»Hier werden wir wenig sehen«, flüsterte Angélique ihm zu. »Kommt mit.«
Sie begann, sich zur Mitte der Galerie durchzudrängen, wo der königliche Zug haltgemacht hatte, während aus dem Treppenhaus schon eine seltsame, vom dumpfen Ton der Tamburine akzentuierte Musik ertönte. Zu beiden Seiten der Treppe tauchten mit langen bunten Röcken und Pelzmützen bekleidete Musiker auf. Die einen klimperten auf dreieckigen, mit drei Saiten bespannten Gitarren, die andern auf runden, mandolinenartigen Instrumenten, die dunkel und melancholisch klangen. Die Tamburine waren breit und flach und wie die der Zigeuner mit silbernen Plättchen geziert. Ein Gemurmel des Staunens erhob sich, als gemessenen Schritts eine weitere Gruppe von Männern in schweren Kaftanen aus Brokat und Samt mit goldenen und silbernen Stickereien erschien. Die Damen erschauerten beim Anblick der langen und dichten Bärte, die von den riesigen Pelzmützen bis zu den Gürteln reichten und den imposanten Gestalten etwas Gewalttätiges und Verwegenes verliehen. Die Scheiden ihrer Säbel waren in barbarischer Pracht mit riesigen Edelsteinen besetzt.
Hinter ihnen schritten Diener, die die Geschenke trugen. Dreier Männer bedurfte es, um die schweren Bärenfelle zu halten, und sechs anderer für einen einzigen der zusammengerollten riesigen Teppiche. Auf einer mit Samt ausgeschlagenen Trage funkelten Unmengen von Juwelen. Dann folgten der Pope in Messgewand und Mitra und hinter ihm ein beleibter Mann mit bartlosem Gesicht; sein Schädel war kahl rasiert, von einer langen schwarzen Strähne abgesehen, deren Spitze sich um das linke Ohr ringelte. Am rechten Ohr trug er einen schweren, in Gold gefassten Saphir. Sein massiger Oberkörper steckte in einem roten Seidenhemd, das über eine schwarzseidene türkische Pluderhose fiel. Eine gelbe Seidenschärpe war mehrfach um seine Hüften geschlungen. Ein kurzer Krummsäbel und ein Goldreif am linken Handgelenk vervollständigten seine Ausstattung. Angélique suchte vom Gesicht des Fürsten Rakoski die Antwort auf die Frage abzulesen, die sie sich stellte. Er schien wie versteinert.
»Die Moskowiter!« stieß er niedergeschmettert hervor. Dann packte er ihr Handgelenk und presste es, dass sie fast aufgeschrien hätte. Er flüsterte ihr zu:
»Wisst Ihr, wer der Mann in der Mitte ist…? Der ukrainische Hetman Doroschenko, der als erster in Budapest einzog.«
Sie spürte seine tiefe Erregung.
»Diese Schmach ist... untilgbar«, murmelte er totenbleich.
»Fürst, ich beschwöre Euch, verursacht keinen Skandal. Vergesst nicht, dass Ihr Euch am französischen Hof befindet.«
Er hörte ihr nicht zu. Er starrte den Ankommenden entgegen, als sähe er sie aus der Weite einer Steppe heranrücken, und nicht unter dem vergoldeten Deckengetäfel von Versailles. Plötzlich verschwand er zwischen den französischen Edelleuten. Angélique

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