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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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verstanden, Monsieur. Ich sprach von der Perücke.«
»Sire, ich ebenfalls«, erwiderte Binet und senkte die Augen.

Sechsunddreißigstes Kapitel

    In der Galerie war der Hof in großer Toilette erschienen, aber noch wusste niemand, zu wessen Ehren. Unter den Wartenden entdeckte Angélique den ungarischen Fürsten Rakoski, dem sie in Saint-Mandé begegnet war. Er trat sofort zu ihr, um sie zu begrüßen. Heute war er wie ein wohlhabender Edelmann gekleidet, trug Perücke und rote Absätze. Doch den Degen ersetzte ein Dolch mit ziseliertem und juwelenbesetztem Griff.
»Da ist ja der Erzengel«, sagte er entzückt. »Madame, könnt Ihr mir ein kurzes Zwiegespräch gewähren?«
Ob er mich wieder bitten wird, seine Frau zu werden, überlegte sie. Doch da inmitten einer solchen Versammlung kaum zu befürchten war, dass er sie auf seinem Sattel entführen würde, folgte sie ihm willig in eine nahe Fensternische, wobei sie bewundernd die blauen Steine des Dolchgriffs betrachtete.
»Euer Dolch ist sehr schön«, sagte sie.
»Er ist das einzige, was mir von meinem Reichtum geblieben ist«, sagte er in zugleich verlegenem und herausfordernd stolzem Ton. »Er und mein Pferd Hospadar. Hospadar ist stets ein treuer Kamerad gewesen. Ich habe ihn glücklich über sämtliche Grenzen gebracht, aber seitdem ich mich in Frankreich aufhalte, musste ich ihn in einem Versailler Stall unterstellen, denn wo immer die Pariser ihn sehen, verfolgen sie mich mit Spötteleien.«
»Weshalb?«
»Wenn Ihr Hospadar kennenlernt, werdet Ihr es verstehn.«
»Und was habt Ihr mir zu sagen, Fürst?«
»Nichts. Ich möchte Euch nur eine Weile anschauen. Euch aus der lauten Menge herausholen, um Euch für mich allein zu haben.«
»Euer Ehrgeiz ist groß, Fürst. Selten ist die Galerie von Versailles so überfüllt gewesen.«
»Ich sehe und bedaure es. Was habt Ihr bei diesem Karneval zu schaffen?«
Angélique starrte ihn verblüfft an. Gespräche mit dem Fremden schienen immer eine unerwartete, beunruhigende Wendung zu nehmen. Offenbar blieben ihm trotz seines ausgezeichneten Französisch die Feinheiten der Sprache verschlossen.
»Aber... ich bin Hofdame. Ich muss mich in Versailles zeigen.«
»Ist diese Rolle nicht recht nichtig?«
»Sie hat ihren Reiz, Herr Apostel. Was wollt Ihr! Frau können keine Revolutionen anzetteln. Sich zeigen, immer wieder zeigen und den Hof eines großen Königs schmücken, das liegt ihnen mehr. Ich für meine Person kenne nichts Unterhaltsameres. Das Leben in Versailles ist anregend. Jeder Tag bringt neue Festlichkeiten. Wisst Ihr beispielsweise, wen man heute erwartet?«
»Nein. Man hat mir lediglich durch einen Schweizer die Aufforderung geschickt, mich heute bei Hofe einzufinden. Ich hoffte auf eine Unterredung mit dem König.«
»Hat er Euch bereits empfangen?«
»Mehrmals sogar. Er ist kein Tyrann, Euer König, vielmehr ein edelmütiger Freund. Er wird mir die Mittel gewähren, mein Vaterland zu befreien.«
Angélique blickte sich um. Das Gedränge nahm von Minute zu Minute zu. Ihr smaragdgrünes Kleid war nicht fehl am Platze. Dem kleinen Mestizen Aliman, den sie als Pagen gekauft hatte, begannen dicke Schweißtropfen über das dunkle Gesicht zu rinnen, während er den mit schweren Silberschnüren besetzten Mantel des Kleides hielt. Sie bedeutete ihm, ihn für eine Weile loszulassen. Es war ein Fehler gewesen, einen so kleinen Knaben zu erwerben. Sie würde einen älteren, kräftigeren kaufen müssen. Oder aber einen gleichaltrigen, der zusammen mit Aliman die Schleppe tragen konnte. Ja, das war zu erwägen. Einen rabenschwarzen und einen goldbraunen, in verschiedene oder auch gleiche Farben gekleidet, das wäre höchst amüsant. Sie würde tollen Erfolg mit ihnen haben!
Da Rakoski eben innehielt, ließ sie einfließen:
»All das ist schön und gut, aber es sagt mir nicht, wen wir durch unsere Gegenwart zu ehren gebeten worden sind. Es war von einer moskowitischen Abordnung die Rede.«
Der Ausdruck des Ungarn veränderte sich, seine Augen waren nur noch zwei schwarze, zornfunkelnde Striche.
»Die Moskowiter, sagt Ihr? Niemals werde ich den Anblick der Räuber meines Vaterlandes ertragen!«
»Ich glaubte, Ihr grolltet nur dem deutschen Kaiser und den Türken.«
»Wisst Ihr nicht, dass die Ukrainer unsere Hauptstadt Budapest besetzt halten?«
Angélique gestand, dass sie nichts davon wisse und dass sie nicht einmal eine Vorstellung habe, wer die Ukrainer seien.
»Ich bezweifle nicht, dass ich ganz besonders dumm bin«,

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