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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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hervortauchen. Auf dem Bett kniend, löste sie ihr Haar. Die klaren Wogen einer starken animalischen Leidenschaft überfluteten sie. Er hatte alles verloren. Sie würde ihm keinen Widerstand entgegensetzen. Wollüstig ließ sie das Haar über ihren bloßen Rücken fließen. Mit zurückgebeugtem Kopf und geschlossenen Augen glättete, verteilte sie es.
Rakoski sah ihr von der Türschwelle aus zu. Dann näherte er sich ihr mit langsamen, lautlosen Schritten, und plötzlich durchzuckte es sie: seine hohe, magere Gestalt ähnelte auf verblüffende Weise der ihres ersten Mannes, des Grafen Peyrac, den man auf der Place de Grève verbrannt hatte. Er war nur ein wenig kleiner und hinkte nicht. Sie streckte die Arme nach ihm aus und rief ihn ungeduldig zu sich. Er umschlang sie von neuem. Von heller, wilder Lust erfasst, erlag sie dem süßen Bann seiner Liebkosungen.
»Ein Mann – wie gut das tut!« dachte sie.

Neununddreißigstes Kapitel

    Es war die dritte Nacht, die sie an diesen hageren, männlichen Körper geschmiegt verbrachte, in der Wärme ihres bequemen Bettes, hinter dicht zugezogenen Vorhängen. Mit unverminderter Intensität genoss sie das Bewusstsein, dass er neben ihr lag. Und wenn der Morgen nahte und der Schlaf leichter wurde, war sie die erste, die das Bedürfnis empfand, sacht über seine regungslose Hand, über sein weiches Haar zu streichen. Wenn er von ihr ging, würde sie von neuem frieren, von neuem einsam sein. Sie überlegte sich nicht, ob sie ihn liebte. Das war bedeutungslos.
Er erwachte jäh, mit der Plötzlichkeit eines Mannes, der gewohnt ist, auf der Hut zu sein. Jedes Mal war sie über dieses fremde Gesicht verblüfft: einen kurzen Augenblick verspürte sie das Entsetzen der Frauen einer besiegten Stadt, die im Bett des Eroberers aufwachen. Doch schon nahm er sie verlangend in seine Arme. Sie war nackt. Sie wurde es nie überdrüssig, nackt und fügsam zu sein. Ihr Körper schien nach Liebkosungen zu dürsten. Und der Mann, der sich nicht vorzustellen vermochte, dass sie, die Schöne, Umworbene, lange Zeit hatte einsam leben können, entdeckte verwundert, dass sie zärtlich und leidenschaftlich, unermüdlich im Genuss war, mit einer seltsam staunenden Scheu Liebe fordernd und gewährend.
»Du erschließt dich mir immer mehr«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich habe dich für stark, ein wenig gefühllos und allzu klug gehalten, um wirklich sinnlich zu sein. Und doch besitzest du die köstlichsten Gaben! Komm mit mir und werde meine Frau.«
»Ich habe zwei Söhne.«
»Wir nehmen sie mit uns. Wir machen Steppenreiter und Helden aus ihnen.«
Angélique versuchte, sich das Engelchen Charles-Henri als Märtyrer der ungarischen Sache vorzustellen, und sie musste lachen, während sie lässig ihr Haar über ihre Schultern breitete. Rakoski presste sie leidenschaftlich an sich.
»Wie schön du bist! Ich kann nicht mehr ohne dich leben. Fern von dir würde meine Kraft versiegen. Du darfst mich nicht mehr allein lassen…«
Jäh richtete er sich auf. »Wer kommt da?«
Mit einer heftigen Bewegung schob er die Bettvorhänge zurück. Er sah, wie im Hintergrund des Zimmers die Tür aufging. Péguillin de Lauzun erschien auf der Schwelle. Hinter ihm zeichneten sich die Silhouetten einiger Musketiere des Königs ab, überragt von ihren hohen Federbüschen.
Der Marquis trat näher, grüßte mit seinem Degen und sagte höflich:
»Fürst, ich verhafte Euch im Namen des Königs.«
Der Ungar starrte ihn schweigend an, dann erhob er sich ungeniert aus dem Bett.
»Mein Mantel hängt über der Lehne jenes Sessels«, sagte er ruhig. »Seid so gütig, ihn mir zu reichen. Lasst mir Zeit, mich anzukleiden, und ich werde Euch folgen, Monsieur.«
Angélique war, als ob sie träume. Die Szene glich aufs Haar der Zwangsvorstellung, die sie seit drei Nächten quälte. Wie erstarrt blieb sie liegen, ohne sich des reizvollen Anblicks bewusst zu sein, den sie bot. Lauzun betrachtete sie bewundernd, warf ihr einen huldigenden Kuss zu und straffte sich bedauernd von neuem:
»Madame, es tut mir leid, aber ich habe Befehl, auch Euch zu verhaften.«

Vierzigstes Kapitel

    Es klopfte an der Zellentür, und jemand trat mit gedämpften Schritten ein. Angélique wandte sich auf ihrem wurmstichigen Arbeitsstuhl nicht um. Gewiss war es wieder eine dieser Nonnen, die ihr mit gesenktem Blick und übertrieben unterwürfigen Gesten irgendeinen ungenießbaren Brei brachten. Sie rieb sich die von der feuchten Kälte des Raums erstarrten Hände,

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