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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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An der nächsten Kreuzung wurden die Träger durch zwei Wagen, die einander auswichen, gezwungen, für einen Moment stehenzubleiben. Als Angélique unwillkürlich noch einen Blick in die Straße zurückwarf, die sie eben verlassen hatte, sah sie zu ihrer Überraschung, dass Madame Scarron in ihrer Haustür erschien. Sie war maskiert und in einen dunklen Mantel gehüllt, aber die graziöse Gestalt der schönen jungen Witwe war eindeutig zu erkennen.
»Das ist ja ein starkes Stück«, rief Angélique aus und bedeutete den Lakaien, ohne sie ins Hôtel du Beautreillis zurückzukehren. Dann schlüpfte sie aus der Sänfte, zog ihre Kapuze tief in die Stirn und folgte, ein Geheimnis witternd, Madame Scarron. Die junge Frau ging rasch, trotz der beiden schweren Körbe, die sie unter ihrem Umhang trug. Vor den Stufen des Palais-Royal mietete sie eine jener ›vinaigrettes‹ genannten Sänften, die von einem einzigen Mann gezogen wurden. Nach kurzem Zögern entschloss sich Angélique, die Verfolgung zu Fuß fortzusetzen. Eine ›vinaigrette‹ fuhr nie rasch, und unter den Straßenpassanten fiel sie weniger auf. Sie hatte genügend Zeit, ihren Entschluss zu bereuen. Der Spaziergang nahm kein Ende. Nachdem die Seine überquert war, folgte die Sänfte einer endlos langen Straße, die sich allmählich in einen bodenlosen Weg verwandelte, um schließlich in der Gegend von Vaugirard fast ins freie Feld zu münden. Als das Gefährt um eine Ecke bog, verlor Angélique es für ein Weilchen aus den Augen, und als sie selbst die Quergasse erreichte, sah sie enttäuscht die ›vinaigrette‹ schon leer zurückkommen. Da sie den weiten Weg nicht umsonst gemacht haben wollte, lief sie dem Manne nach und drückte ihm ein Silberstück in die Hand. Für eine so fürstliche Summe war er gern bereit, ihr das Haus zu zeigen, in das er seinen Fahrgast hatte eintreten sehen.
Es war eines der neuen kleinen Häuser, die in wachsender Zahl am Stadtrand zwischen den Kohlfeldern der Gemüsegärtner und Schafweiden errichtet wurden.
Angélique betätigte den bronzenen Türklopfer. Nach einer Weile wurde das Guckloch geöffnet, und die Stimme einer Magd fragte, was man wolle.
»Ich möchte Madame Scarron sprechen.«
»Madame Scarron? Die wohnt nicht hier…«, erwiderte die Stimme, und das Guckloch wurde wieder geschlossen.
All diese Geheimnisse reizten Angéliques Neugier.
»Meine Liebe, du kennst mich schlecht«, sagte sie zu sich, »wenn du meinst, dass ich die Sache so leicht aufgebe.«
Es gab nur ein einziges Mittel, Françoise zu zwingen, sich zu zeigen, und sie würde es anwenden.

Dreiundvierzigstes Kapitel

    Von neuem begann sie aus Leibeskräften an die Tür zu trommeln, bis das Guckloch sich abermals auftat.
»Ich habe Euch doch gesagt, dass es hier keine Madame Scarron gibt«, kreischte die Magd.
»O doch. Sagt Ihr, dass ich im Auftrag des Königs komme.«
Die Hand am Gitter schien zu zögern. Schließlich klirrte eine Kette, der Riegel wurde knirschend zurückgeschoben, und die Tür öffnete sich um einen Spalt. Angélique schlüpfte ins Innere. Mit ängstlichem Ausdruck sah Françoise Scarron von der Höhe der Treppe herab.
»Angélique, um Gottes willen, was hat das zu bedeuten?«
»Ihr scheint nicht eben erfreut, mich zu sehen! Dabei habe ich mir solche Mühe gegeben, Euch aufzustöbern. Wie geht es Euch?«
Angélique stieg lächelnd die Stufen hinauf, aber die angstvolle Spannung ihrer Freundin wich auch jetzt nicht.
»Der König schickt Euch?« fragte sie. »Warum gerade Euch? Hat sich bezüglich der letzten Anweisungen etwas geändert?«
»Ich glaube nicht«, erwiderte Angélique auf gut Glück. »Aber Ihr bereitet mir einen recht merkwürdigen Empfang. Seid Ihr mir böse, weil ich Euch so lange vernachlässigt habe? Wir werden uns aussprechen. Gehen wir hier hinein.«
»Nein, nein!« rief Madame Scarron energisch und schob sich mit ausgebreiteten Armen vor die Tür des Zimmers, das Angélique betreten wollte. »Nein, klärt mich erst auf.«
»Wir werden doch nicht auf der Treppe stehenbleiben, Françoise. Was ist mit Euch? Ich erkenne Euch nicht wieder. Wenn Ihr Sorgen habt, lasst mich an ihnen teilnehmen.«
Madame Scarron wollte nichts hören.
»Sagt mir genau, was der König Euch aufgetragen hat.«
»Der König hat mit der Sache nichts zu tun, ich gestehe es ein. Ich wollte Euch sprechen, und sein Name hat mir als Sesam-öffne-dich gedient.«
Madame Scarron verbarg ihr Gesicht in beiden Händen.
»Mein Gott, das ist entsetzlich!

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