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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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die Empfindlichkeit Eurer Königlichen Hoheit nicht ein klein wenig übertrieben?« fragte Angélique.
»Der König kann doch nicht froh sein über…«
»O doch! O doch! Ich kenne ihn genau. Es ist recht vorteilhaft für einen Regenten, wenn die, die ihm von Geburt nahestehen, im Laster versinken. Die eigene Größe tritt dadurch nur um so strahlender hervor. Die ›mignons‹ meines Gatten stellen keine Bedrohung der königlichen Macht dar. Sie verlangen nur nach Geld, Geschenken und einträglichen Ämtern. Der König gewährt freigebig. Monsieur de Lorraine bekam alles von ihm, was er wollte. Er verbürgte sich für die Treue Monsieurs. Der König brauchte nicht zu befürchten, dass er sich in einen Frondeur verwandeln könnte wie sein Onkel Gaston von Orléans. Aber diesmal habe ich nicht locker gelassen. Ich habe darauf hingewiesen, dass ich die Tochter eines Königs bin und einen Bruder besitze, der mich rächen werde.«
Sie holte tief Atem und legte die Hand auf ihr heftig pochendes Herz.
»Endlich habe ich gesiegt, und dennoch ist meine Angst nicht geschwunden. Ich bin von soviel Hass umgeben. Monsieur hat mir wiederholt gedroht, mich zu vergiften.«
Angélique zuckte zusammen.
»Madame, Ihr solltet Euch nicht solch krankhaften Vorstellungen hingeben.«
»Krankhafte Vorstellungen? Ich möchte meinen, dass man es eher einen klaren Blick für Tatsachen nennen kann. Man stirbt leicht heutzutage!«
Angélique musste an Florimond und die Mahnungen des kleinen Abbé denken. Sie wurde von einer jähen Angst gepackt.
»Wenn das die Überzeugung Euer Hoheit ist, sollte sie alles tun, um sich zu schützen, und ihren Verdacht der Polizei mitteilen.«
Madame starrte sie an, als habe sie den absonderlich aussehenden Bewohner einer unbekannten Welt vor sich, dann brach sie in Gelächter aus.
»Ihr reagiert auf eine primitive Art, die ich von Euch wahrhaftig nicht erwartet hätte! Die Polizei? Meint Ihr damit jene ungeschliffenen Kerle, die Monsieur de La Reynie unter sich hat, diesen Desgray beispielsweise, der beauftragt war, meinen Ratgeber, den Bischof von Valence, zu verhaften? Meine Liebe, ich kenne sie nur zu gut, und sie sind es bestimmt nicht, die ihre langen, roten Nasen in unsere Angelegenheiten stecken werden.«
Sie stand auf und strich mit einer raschen Bewegung ihr Kleid aus grobem, blaugrauem Seidenstoff glatt.
»Denkt daran, dass es bei Hof keine andere Möglichkeit gibt, als sich selbst zu schützen... oder zu sterben«, schloss sie in ruhigem Ton.
Schweigend kehrten sie zum Schloss zurück. Der Park war schön anzusehen mit seinen weiten, grünen Rasenflächen und exotischen Bäumen, deren Kronen der Wind bewegte. Die prunkvolle, abgezirkelte Strenge der Gärten von Versailles war hier nicht zu finden. Madame hatte ihn im englischen Stil anlegen lassen, und das war vielleicht der einzige Punkt, in dem Monsieurs und ihr Geschmack übereinstimmten. Wenn der König nach Saint-Cloud kam, litt er unter dem, was er »diese scheußliche englische Unordnung« nannte.
Die junge Prinzessin lächelte melancholisch. Nichts vermochte sie mehr von dem dunklen Angstgefühl abzulenken, das sie Tag und Nacht beherrschte.
»Wenn Ihr wüsstet«, murmelte sie. »Wie gern, ach, wie gern möchte ich in England bleiben und nie wieder hierher zurückkehren!«
Die Kranken drängten sich in den Empfangsräumen des Hôtel du Beautreillis. Dass Angélique sich für ihr Erscheinen vor dem König einsetzen wollte, erschien ihnen bereits sichere Gewähr für ihre Heilung. Sie versprach ihnen, dass sie am kommenden Sonntag an der Zeremonie teilnehmen würden. Sie hatte sich erkundigt und wusste, was für Schritte zu unternehmen waren, aber da ihre Vorbereitungen für die Rückkehr zum Hof sie voll beschäftigten, kam sie auf den Gedanken, Madame Scarron um die Freundlichkeit zu bitten, ihren kleinen Trupp zum Arzt des Königs zu führen. Dabei wurde sie sich bewusst, dass sie die junge Witwe lange nicht mehr gesehen hatte. Das letzte Mal... ja, das war bei jenem Fest in Versailles im Jahre 1668 gewesen. Zwei Jahre! Was mochte aus Françoise inzwischen geworden sein? Mit schlechtem Gewissen stieg Angélique vor der Tür des bescheidenen Hauses in der Rue Babette, in dem Madame Scarron seit Jahren ihre Armut verbarg, aus ihrer Sänfte.
Sie klopfte umsonst. Gleichwohl glaubte sie an verschiedenen Anzeichen zu erkennen, dass sich jemand im Hause befand. Eine Magd vielleicht? Aber warum öffnete sie nicht? Schließlich gab Angélique es auf.

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