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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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Ich bin verloren!«
Da sie bemerkte, dass die Bedienten aus dem Hausflur neugierige Blicke heraufwarfen, drängte sie Angélique schließlich in den kleinen Salon.
»Kommt in Gottes Namen herein, da das Unglück nun einmal geschehen ist…«
Das erste, was die Besucherin erblickte, war eine Wiege dicht am Fenster. Näher tretend entdeckte sie ein pausbäckiges Kindchen, das ein paar Monate alt sein mochte und sie freundlich anlächelte.
»Das also ist Euer Geheimnis, Françoise! Es ist entzückend, und Ihr macht Euch meinetwegen unnütze Gedanken. Ihr könnt Euch auf meine Verschwiegenheit verlassen.«
So war die unüberwindliche Tugend der jungen Witwe also doch zu Fall gebracht worden... Sie, die ihr Fortkommen auf ihren guten Ruf gegründet hatte, musste tief unglücklich sein.
»Ihr habt gewiss schwere Tage hinter Euch. Weshalb habt Ihr Euch nicht Euren Freundinnen anvertraut? Wir hätten Euch doch beigestanden.«
Françoise Scarron schüttelte müde lächelnd den Kopf.
»Nein, Angélique. Ihr vermutet falsch. Schaut Euch dieses Kind genau an. Dann werdet Ihr begreifen.«
Der Säugling starrte sie aus saphirblauen Augen an, die ihr tatsächlich vertraut vorkamen. »Blau wie das Meer«, dachte sie. Plötzlich begriff sie. Sie hatte den Sohn Madame de Montespans und des Königs vor sich.
»Ja, so ist es«, sagte Madame Scarron, ihre Gedanken erratend. »Ihr seht nun, in was für einer Situation ich mich befinde! Nur um des Königs willen habe ich die Aufgabe übernommen, mich insgeheim um dieses Kind zu kümmern, von dessen Existenz kein Mensch erfahren darf. Nach Recht und Gesetz könnte der Marquis de Montespan es beanspruchen. Er wäre durchaus dazu fähig. Ihr könnt Euch vorstellen, was für einen Skandal das gäbe! Ach, ich lebe überhaupt nicht mehr…« Sie nötigte Angélique auf ein Kanapee. Nachdem der erste Ärger verflogen war, empfand sie es nun im Grunde ihres Herzens als eine Erleichterung, sich ein wenig aussprechen zu können. Sie schilderte, wie Louvois sie dem König empfohlen hatte, als im Augenblick der Geburt des königlichen Bastards die Notwendigkeit aufgetaucht war, eine ebenso fähige wie verschwiegene Betreuerin für ihn zu finden. Madame Scarron war für geeignet befunden worden und hatte eingewilligt.
»Der König war mit dieser Wahl zunächst nicht einverstanden. Ich glaube, er mag mich nicht sehr, er hat mich zu häufig gesehen. Aber Monsieur de Louvois und Athénaïs und ich sind seit langem verbunden. Sie weiß genau, was sie von mir erwarten kann, und da sie viel für mich getan hat, wäre es undankbar gewesen, wenn ich mich geweigert hätte. Seitdem lebe ich zurückgezogener, als wenn ich den Schleier genommen hätte. Wenn ich dabei wenigstens Ruhe fände! Aber ich muss mich hier um das Haus kümmern, muss die Amme, die Wiegefrau, die Bedienten überwachen, die weder wissen, wer ich bin noch wer das Kind ist. Und gleichwohl muss ich mich weiterhin zeigen und daheim mein Leben weiterführen, damit niemand von meiner neuen Stellung etwas ahnt. Ich trete durch eine Tür ein und gehe heimlich durch eine andere hinaus, und wenn ich meine Freundinnen besuche, lasse ich mich zuvor vorsichtshalber schröpfen, um nicht zu erröten, wenn ich die Fragen, die man mir stellt, mit Lügen beantworten muss. Der Herr möge mir vergeben! Lügen! Das ist nicht das geringste Opfer, das der Dienst am König mir abverlangt.«
Sie sprach in dem humorvollen Ton, mit dem sie immer ihre Klagen zu mildern verstanden hatte. Angélique vermutete, dass ihr gewichtiges Amt sie im Grund beglückte. Die Stellung war trotz aller Schwierigkeiten beneidenswert, da sie ihr eine Hauptrolle im Leben des Königs verschaffte.
Da das Kindchen zu plärren begann, stand Françoise auf, um nach ihm zu sehen. Sie glättete die Decken und das Kopfkissen mit jenen knappen Hausfrauenbewegungen, die ihr bei allen Verrichtungen eigen waren. Ihrem Wesen lag es fern, über den Charme des Kleinen in Rührung zu geraten; dergleichen überließ sie der Amme. Aber man konnte sicher sein, dass sie für die gesunde Entwicklung seines Körpers, seines Verstandes und seiner Seele sorgen würde. Sie war eine vollkommene Erzieherin.
»Seine Gesundheit lässt zu wünschen übrig«, erklärte sie Angélique. »Er ist mit einem leicht verkümmerten Bein auf die Welt gekommen. Man befürchtet, er könnte einmal hinken. Ich habe mit dem Arzt des Königs darüber gesprochen, der in das Geheimnis eingeweiht ist. Er meint, die Quellen von Bareges

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