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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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wollte – schön, dann würde man sie eben kreuzen. Danach würde die Situation klarer sein. In völliger Gelassenheit wartete sie ab, ihr Blick ruhte auf der Marquise de Montespan, der Madame Scarron eben die Seidenstrümpfe heruntergestreift hatte. Leise Verächtlichkeit lag in Angéliques Augen und eine lässige Grazie in ihrer Haltung, die nur ihr eigen war. Madame de Montespans zorngerötetes Gesicht wurde bleich. Sie spürte, dass es ihr nichts half, ihre Rivalin zu beschimpfen. Ihre Stimme klang erregt.
»›Die un-ver-gleich-li-che Haltung der Madame du Plessis-Bellière... So müssen Königinnen schreiten… Und dieses Geheimnisvolle, das sie umgibt und sie unter uns zu etwas Besonderem macht…‹ – so spricht der König von Euch. ›Habt Ihr bemerkt‹, sagte er zu mir, ›wie selten sie lächelt? Und dennoch kann sie vergnügt sein wie ein Kind. Aber der Hof ist ein trübseliger Ort!‹ Der Hof! Ein trübseliger Ort!... Zu solchen törichten Äußerungen bringt Ihr den König. Durch Euer träumerisches Wesen, Eure Naivität, Euer zimperliches Getue habt Ihr ihn bezaubert. ›Ihr Geheimnis‹, habe ich ihm einmal gesagt, ›liegt darin, dass sie sich vor ihrer Ehe mit du Plessis wer weiß wo herumgetrieben und ihre Reize in üblen Spelunken verkauft hat.‹ Wisst Ihr, wie er reagierte? Er hat mich geohrfeigt.« Sie brach in hysterisches Gelächter aus.
»Es war Zeit, dass er mich ohrfeigte. Am nächsten Morgen überraschte man Euch mit diesem schnurrbärtigen asiatischen Banditen im Bett. Hab’ ich gelacht... Hahahah!«
Der königliche Säugling schreckte aus dem Schlaf und begann von neuem zu plärren. Madame Scarron nahm ihn aus der Wiege und trug ihn zu seiner Amme. Als sie zurückkam, weinte Madame de Montespan in ihr Taschentuch.
»Zu spät!« schluchzte sie. »Seine Liebe hat diesen Schlag überstanden, den ich für tödlich hielt. Er bestrafte Euch und sich zugleich, und ich musste die Auswirkungen seiner üblen Laune über mich ergehen lassen. Man könnte meinen, ohne Euch ginge das Königreich zugrunde. ›Ich hätte gern Madame du Plessis um Rat gefragt‹, sagte er bei jeder Gelegenheit. Es war mir einfach unerträglich. Er verachtet die Frauen, kümmert sich nicht im geringsten um ihre Ansichten, ist im höchsten Grade besorgt, dass man sagen könnte, er habe dies oder jenes getan, weil eine Frau es ihm anempfahl. Wenn er mir eine Gunst gewährt, die Beförderung irgendeines meiner Schützlinge, tut er, als sei es ein Schmuck, den er mir schenkt, um mich für meinen Titel als königliche Mätresse zu entlohnen, nicht weil er etwas auf mein Urteil gibt. Während sie... sie hat er nach ihrer Ansicht über Probleme der Politik gefragt... der internationalen Politik«, kreischte Madame de Montespan, als verschlimmere dieses Beiwort die Sache noch. »Er behandelt sie wie einen Mann.«
»Das müsste Euch eigentlich beruhigen«, sagte Angélique kühl.
»Nein. Denn Ihr seid die einzige Frau, die er jemals so behandelt hat.«
»Unsinn! Ist nicht eben erst Madame d’Orléans mit einer wichtigen diplomatischen Mission in England betraut worden?«
»Madame ist die Tochter eines Königs und die Schwester Karls II. Doch wenn sie sich einbildet, durch ihre Dienste seine Freundschaft und womöglich seine Liebe zurückzugewinnen, täuscht sie sich gewaltig. Der König bedient sich ihrer, aber verachtet sie, weil sie intelligent ist. Er mag keine intelligenten Frauen.«
Madame Scarron mischte sich ein, um die Atmosphäre zu entspannen.
»Welcher Mann liebt intelligente Frauen?« seufzte sie. »Meine Lieben, Ihr streitet Euch sehr zu Unrecht. Der König braucht Abwechslung, wie alle Männer. Gesteht ihm diese verbreitete Schwäche zu. Mit der einen mag er am liebsten plaudern, mit der andern schweigen. Eure Stellung ist beneidenswert, Athénaïs. Schätzt sie nicht gering ein. Wer alles will, läuft Gefahr, alles zu verlieren, und Ihr werdet eines schönen Tages höchst überrascht feststellen, dass der König Euch aufgegeben hat, um einer Dritten willen, die ihn herumgekriegt hat, ohne dass Ihr Euch dessen versaht.«
»Ganz richtig«, stimmte Angélique zu. »Vergessen wir nicht, Françoise, dass Ihr es seid, die der König eines Tages heiraten wird. Und wir werden uns schön dumm vorkommen, Athénaïs und ich, weil wir so böse Worte gewechselt haben.«
Während sie ihren Mantel raffte, um zur Treppe zu gehen, schloss sie in versöhnlichem Ton: »Lassen wir es dabei bewenden, Madame. Wir sind noch vor

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