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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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kurzem Freundinnen gewesen.«
Wie von der Tarantel gestochen, fuhr Athénaïs de Montespan hoch, stürzte sich auf Angélique und packte sie an den Handgelenken.
»Glaubt nicht, dass das, was ich eben sagte, ein Eingeständnis der Niederlage ist und dass ich Euch den Sieg überlassen werde. Der König gehört mir. Ihr werdet ihn nie bekommen! Ich werde ihm diese Liebe aus dem Herzen reißen. Und wenn es mir nicht gelingt, dann werde ich Euch aus dem Leben reißen. Kein Mann liebt den Schatten einer Toten.«
Sie bohrte ihre Nägel in die Unterarme der jungen Frau, und in ihren Augen loderte kalter Hass auf. Angélique hatte zuweilen in ihrer Umgebung die zerstörerischen Wirkungen dieses ätzenden Gefühls beobachtet, aber nie war es ihr in einem solchen Maße begegnet. Der Abscheu, den sie Madame de Montespan einflößte, ergoss sich wie glühende Lava über sie, und eine tiefe Erbitterung keimte in ihr auf, die sich in Wut verwandelte. Sie riss sich los und versetzte der Mätresse des Königs eine kräftige Ohrfeige.
Athénaïs kreischte auf. Madame Scarron warf sich zwischen sie.
»Hört auf!« sagte sie. »Ihr entwürdigt Euch, Mesdames. Denkt daran, dass wir Landsmänninnen sind. Wir stammen alle drei aus dem Poitou.«
Ihre Stimme hatte etwas überraschend Gebieterisches. Auch später konnte sich Angélique nie erklären, warum diese Anspielung auf die Bande der Heimat ihren Zorn mit einem Schlag gelöscht hatte. Sie verließ den Raum und stieg zitternd vor Erregung die Treppe hinunter. Die Krallen der Furie hatten an ihren Armen tiefe violette Spuren hinterlassen, in denen sich Blutstropfen zu bilden begannen. Sie blieb im Vorplatz stehen, um sie abzutupfen. Madame Scarron kam ihr nach. Sie war zu klug, diejenige ohne ein versöhnliches Wort gehen zu lassen, die morgen vielleicht die neue Favoritin von Versailles sein würde.
»Angélique, sie hasst Euch!« flüsterte sie. »Seht Euch vor. Und wisst, dass ich Euch zugetan bin.«
»Eine Verrückte«, sagte Angélique vor sich hin, um sich zu beruhigen. Aber es war viel schlimmer. Sie wusste genau, dass es sich nicht um eine Verrückte handelte, sondern um eine Frau von sehr klarem Verstand, die zu allem fähig war und die sie hasste. Niemand hatte sie bisher gehasst. Philippe allenfalls, in den kurzen Augenblicken, in denen er gegen die Anziehungskraft angekämpft hatte, die sie auf ihn ausübte. Aber das war nicht jener erstickende, vielfache Hass gewesen, der sie nun wie der betäubende Hauch giftiger Blumen umschloss. Und in dem Wind, der über die sandigen Hügel von Vaugirard blies, glaubte sie die schwermütige Stimme des Pagen zu hören.
    »Die Königin ließ binden
von schönen Lilien einen Strauß.
Und der Geruch der Blumen
löscht’ der Marquise Leben aus.«

Vierundvierzigstes Kapitel

    Der König hatte vormittags die Kranken berührt und dabei an die Schützlinge Angéliques außer der üblichen Geldspende neue Kleider verteilen lassen. Danach war er mit dem Hof zu einem Rundgang durch die Gärten aufgebrochen, um die neuesten Anlagen seines Gartenkünstlers Le Nôtre zu bewundern. Während dieses Spaziergangs hatte die Gesellschaft die Kunde erreicht, dass im Lustwäldchen des Marais Erfrischungen auf sie warteten, und man hatte sich alsbald dorthin auf den Weg gemacht.
Obwohl Angélique sich bewusst im Hintergrund hielt, waren sich die in der Auslegung königlicher Stimmungsschwankungen und sonstiger Zeichen erfahrenen Höflinge längst darüber klargeworden, dass sich ihre Ungnade in einen Triumph verwandelt hatte.
Das ins Grünliche spielende Blau ihres Kleides glich dem Himmel, wie man ihn über der Ile-de-France im Frühling sieht. Ihre Wangen hatten den frischen Glanz des Lenzes. Als von der Liebe eines gekrönten Hauptes angerührte Frau, erwählt, ausgezeichnet von einem Gott, von Hass, Neid und Eifersucht umgeben, schien sie allen fast einschüchternd schön. Man wagte kaum, sie anzusprechen. Madame de Montespan dagegen suchte sich in einem sprühenden Hin und Her witziger Worte den Anschein strahlender Laune zu geben. Nichts an ihr verriet ihre Beunruhigung. Von einer Schar beflissener Höflinge umflattert, wandelte sie unter einem mit goldenen und silbernen Spitzen besetzten Sonnenschirm aus rosa und blauem Taft dahin, den ihr Negerknabe über sie hielt. Die kleinen Hunde der Königin purzelten mit schrillem Gekläff die Treppe der Latona herunter hinter ihr her. Ihnen folgten die Zwerge, traurig und hässlich, und diesen wiederum mit

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