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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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der…«
»Genug«, sagte Philippe kalt. Er hob die Hand und schlug zu. Der jungen Frau flimmerte es vor den Augen. Sie fühlte, dass ihre Wange brannte.
»Aber, aber, Marquis!« sagte der Herzog von Gramont. »Werdet nicht brutal!«
Angélique hatte das Gefühl, noch nie eine solche Kränkung erlitten zu haben. Geohrfeigt! Vor den Augen ihrer Dienstboten und der Höflinge, im Verlauf einer abscheulichen Eheszene… Mit schamrotem Gesicht schickte sie Javotte und Flipot hinaus und folgte ihnen auf dem Fuße.
»So ist’s recht«, sagte Philippe. »Schlaft von mir aus, wo und mit wem Ihr wollt.«
»Seid nicht taktlos, Marquis«, mischte sich der Herzog von Gramont abermals ein.
»Monseigneur, jeder ist Herr in seinem Hause«, erwiderte der jähzornige Edelmann und warf ihm die Tür vor der Nase zu.
Angélique bahnte sich einen Weg durch die Neugierigen und bemühte sich, weder ihre geheuchelt mitleidigen Bemerkungen zu hören noch ihrem ironischen Lächeln zu begegnen. Aus einer der nächsten Türen streckte sich ein Arm und hielt sie fest.
»Madame«, sagte der Marquis de La Vallière, »es gibt keine Frau in Versailles, die nicht glücklich wäre, von ihrem Ehemann eine solche Erlaubnis zu bekommen, wie sie Euch der Eurige eben gegeben hat. Nehmt also diesen Grobian beim Wort und bedient Euch meiner Gastfreundschaft.«
Angewidert riss sie sich los.

Viertes Kapitel

    Sie wollte so rasch wie möglich hinaus. Während sie die breite Marmortreppe hinunter stieg, traten ihr Tränen der Scham und des Zorns in die Augen.
»Er ist ein Dummkopf, ein erbärmlicher Wicht, der den großen Herrn spielt... Ein Dummkopf! Ein Dummkopf!«
Aber er war ein gefährlicher Dummkopf, und sie selbst hatte die Ketten geschmiedet, die sie an ihn banden, sie hatte ihm schreckliche Rechte gegeben: die des Ehemannes über seine Frau. Entschlossen, sich an ihr zu rächen, würde er kein Erbarmen kennen. Sie ahnte, mit welcher heimtückischen Hartnäckigkeit, mit welcher Wollust er sein Ziel verfolgen würde, sie zu unterjochen, zu erniedrigen. Sie kannte nur eine verwundbare Stelle an ihm: das starke Gefühl, das er dem König entgegenbrachte, und das weder Furcht war noch Liebe, sondern unbedingte Treue, unauslöschliche Ergebenheit. Dieses Gefühl musste sie sich zunutze machen. Den König zum Verbündeten gewinnen, ein dauerndes Amt am Hof von ihm erlangen, das Philippe zwingen würde, sich ihren Verpflichtungen zu beugen, ihn ganz allmählich vor die Entscheidung stellen würde, entweder das Missfallen des Königs zu erregen oder darauf zu verzichten, seine Frau zu quälen. Und wo blieb bei alledem das Glück? Jenes Glück, von dem sie, trotz allem, zaghaft geträumt hatte, als in jener Nacht, in der Stille des Waldes von Nieul, über den weißen Türmchen des kleinen Renaissanceschlosses der Vollmond aufgegangen war, um ihre Hochzeitsnacht zu feiern …? Bittere Niederlage! Bittere Erinnerung! An seiner Seite war alles fehlgeschlagen. Sie zweifelte an ihren Reizen und an ihrer Schönheit. Wenn eine Frau sich nicht geliebt fühlt, fühlt sie sich nicht mehr liebenswert. Würde sie den Kampf weiterführen können, auf den sie sich eingelassen hatte? Sie kannte ihre eigenen Schwächen. Sie bestanden darin, dass sie ihn liebte und dass sie ihm Unrecht zugefügt hatte. Getrieben von ihrem unbeugsamen Ehrgeiz, ihrem eisernen Willen, die Widrigkeiten zu überwinden, hatte sie ihn bezwungen, in die Enge getrieben, indem sie ihm keinen anderen Ausweg gelassen hatte, als sie zu heiraten oder aber seinen und seines Vaters Namen beim König in Verruf gebracht zu sehen. Er hatte das erstere vorgezogen, aber er würde es ihr nie verzeihen. Durch ihre Schuld war die Quelle vergiftet worden, über die sie beide sich hätten beugen können, und vor der Hand, die sie ihm hätte reichen können, grauste ihm.
    Mutlos und bekümmert betrachtete Angélique ihre schmalen, zartgliedrigen und doch kräftigen Hände.
»Welche Flecken vermögt Ihr nicht von ihnen zu tilgen, bezaubernde Lady Macbeth?« fragte neben ihr die Stimme des Marquis de Lauzun. »Wo ist das Blut Eures Verbrechens?... Aber sie sind ja eisig, meine Liebe. Was tut Ihr auch in diesem zugigen Treppenhaus?«
»Ich weiß es nicht.«
»Vereinsamt? Mit solch schönen Augen? Das ist eine Sünde. Kommt doch zu mir.«
Eine Gruppe junger Frauen kam ihnen entgegen, unter ihnen Madame de Montespan.
»Monsieur de Lauzun, wir haben Euch gesucht. Habt Mitleid mit uns.«
»Wahrlich ein Mitleid, das sich ja

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