Angelique und der Koenig
leicht in meinem Herzen wecken lässt! Womit kann ich Euch dienen, meine Damen?«
»Verschafft uns ein Nachtquartier. Unser angestammtes Zimmer ist von den Malern völlig demoliert worden. Wie es scheint, will man Jupiter und Merkur in ihm unterbringen... an der Decke. Vorläufig verjagen uns die beiden Götter.«
Lauzun lachte noch über den Scherz, als ihn der Marquis de La Vallière im Vorbeigehen mahnte, nicht zum »Hemd« zu spät zu kommen. Der König begab sich in sein Schlafzimmer, und die Edelleute waren verpflichtet, dem »petit coucher« beizuwohnen, bei dem der erste Kammerdiener das Nachthemd dem Großkämmerer übergab, der es sodann Seiner Majestät weiterreichte.
Péguillin ließ mit einer Entschuldigung die Damen stehen, nicht ohne ihnen zuvor versichert zu habe, er werde ihnen trotzdem Gastfreundschaft gewähren – in seinem Zimmer, das »irgendwo da droben« läge.
Die vier jungen Frauen stiegen daher, von Javotte gefolgt, in den Dachstock hinauf, wo sie nach langem Suchen an einer niedrigen, kleinen Tür schließlich die ehrenvolle Inschrift »Für den Marquis Péguillin de Lauzun« entdeckten.
»Glücklicher Péguillin!« seufzte Madame de Montespan. »Er kann noch so viele Dummheiten machen – und bleibt trotzdem des Königs Günstling. Dabei hat er eine so unvorteilhafte Figur und ein ausgesprochenes Durchschnittsgesicht.«
»Aber er gleicht diese Mangel durch zwei gewichtige Vorzüge aus«, bemerkte Madame du Roure. »Er besitzt sehr viel Geist und ein gewisses Etwas, das bewirkt, dass keine Frau, die sich einmal mit ihm eingelassen hat, ihn um eines anderen willen freiwillig verlässt.«
Das war zweifellos auch die Ansicht der jungen Madame de Roquelaure, die man in recht mangelhafter Bekleidung im Zimmer antraf; ihre Zofe streifte ihr gerade ein mit hauchzarten Spitzen besetztes Leinenhemd über, das keinen der Reize der Schönen verschleierte. Nach einem Augenblick der Verlegenheit fasste sie sich und meinte höchst liebenswürdig, wenn Monsieur de Lauzun bereit sei, einige seiner Freundinnen bei sich unterschlüpfen zu lassen, wäre es unrecht von ihr, es ihm übel zu nehmen. Das sei doch das mindeste, was man bei einer so ungewöhnlichen Gelegenheit wie einem Aufenthalt in Versailles füreinander tun müsse.
Die Kammer hatte nur ein Dachfenster, das nach dem Wald hinausging. Das mit Vorhängen ausgestattete Bett, das die Diener eben aufgeschlagen hatten, füllte sie fast völlig aus. Als alle eingetreten waren, blieb kaum Platz genug, um sich zu bewegen. Glücklicherweise war der Raum dank seiner Kleinheit warm, und das Feuer im Kamin flackerte munter.
Athénaïs de Montespan und ihre Begleiterinnen ließen sich in ihren weiten Röcken auf die Fliesen nieder und hielten ihre hübschen Füße an die Flamme.
»Wie wäre es, wenn wir uns im Kaminfeuer Krusteln backen würden?« schlug Athénaïs vor.
Die Zofe wurde in die Küche geschickt und kam mit einem Küchenjungen in weißer Mütze zurück, der einen Korb mit rohem Teig und eine lange, zweizinkige Gabel trug und sich alsbald an die Arbeit machte.
Während sie aßen, erschien Monsieur de Lauzun und begab sich mit Madame de Roquelaure zu Bett. Nachdem sie die Vorhänge hinter sich zugezogen hatten, kümmerte sich niemand mehr um sie. Mit den Fingerspitzen ergriff Angélique das heiße Gebäck und knabberte es melancholisch, während sie an Philippe dachte. Wie konnte sie ihn zur Vernunft bringen, wie ihn besiegen oder zumindest sich seiner Rachsucht entziehen und ihn daran hindern, das so mühsam Errungene zu zerstören? Ein Amt bei Hofe – das war die einzige Lösung. Sie fragte Madame de Montespan, wie man dazu gelangen könne.
»Meine Gute, was denkt Ihr Euch!« rief Athénaïs aus. »Eine freie Stelle bei Hof? Ebensogut könnte man eine Nadel in einem Heuhaufen suchen. Alle Welt liegt auf der Lauer, und nicht einmal für Gold kann man eine bekommen.«
»Dennoch habt Ihr die einer Hofdame der Königin erworben.«
»Der König hat mich selbst dazu bestimmt. Ich habe ihn oft zum Lachen gebracht, wenn er bei Mademoiselle de La Vallière erschien. Seine Majestät meinte, ich würde die Königin zerstreuen. Es lag ihm dermaßen viel daran, dass er so zuvorkommend war, etwas zu der Summe beizusteuern, die aufzubringen mir recht schwergefallen wäre. Aber man bedarf der Protektion – und die des Königs ist nicht übel!«
»Es wird viel über die Aufmerksamkeiten geredet, die der König Euch erweist«, bemerkte Angélique. Die Gefühle,
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