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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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hatte es schließlich zur Pächterin eines Spielhauses gebracht – woraus sich die andere Seite ihrer Erziehung ergab. Nacheinander den Nonnen eines Pensionats und dem guten Beispiel der Spielhölle überlassen, hatte sie dank ihrem impulsiven Wesen, ihrem hübschen Äußeren, ihrer wenn auch sehr lückenhaften Bildung Angehörige der guten Gesellschaft für sich zu interessieren verstanden, die ihr weitergeholfen hatten. Athénaïs, deren Stärke es war, Menschen ihrer Wesensart aufzuspüren, hatte sie in ihren Dienst genommen. Jetzt gehörte sie zum Hofe, aber es war ihr nicht gelungen, gewisse Gewohnheiten völlig abzulegen. Da war das Spiel…
»Ihr wisst, wie das ist, wenn es einen wieder gepackt hat. Ich kann’s mir nicht erlauben zu verlieren, ich bin zu arm. Nun, jedes Mal, wenn ich ehrlich spiele, verliere ich. Ich stecke bis über die Ohren in Schulden. Was ich neulich beim Spiel mit dem Herzog von Chaulnes gewann, hat gerade gereicht, um meinen dringendsten Verpflichtungen nachzukommen, und ich wage es nicht, mich an Madame de Montespan zu wenden. Sie hat schon oft für mich bezahlt, aber sie hat mir vor ein paar Tagen gesagt, dass es ihr jetzt reiche.«
»Wie hoch sind Eure Schulden?«
Mit abgewandten Augen nannte das Mädchen eine Zahl. Angélique warf ihr eine Börse auf die Knie. Mademoiselle Désoeillet griff mit zitternder Hand danach, aber ihre Wangen bekamen wieder Farbe.
»Madame, was kann ich für Euch tun?« wiederholte sie.
Angélique wies auf den Beutel.
»Zeigt mir, was Ihr da drinnen habt.«
Nach einigem Zögern holte die Désoeillet ein dunkelfarbiges Fläschchen hervor.
»Wisst Ihr, ob diese Mixtur für mich bestimmt ist?«
fragte sie, nachdem sie sie eine Weile betrachtet hatte.
»Was meint Ihr damit, Madame?«
»Es ist Euch doch wohl bekannt, dass Eure Herrin mich zweimal zu vergiften versucht hat. Warum sollte sie es nicht ein drittes Mal tun? Glaubt Ihr, ich hätte in der Kleinen, die Euch dieses Zeug verkauft hat, nicht die Tochter der Wahrsagerin Mauvoisin erkannt?«
Die Désoeillet wurde noch um einen Schein blasser. Schließlich erklärte sie, sie wisse von nichts. Madame de Montespan beauftragte sie, in aller Heimlichkeit von der Wahrsagerin hergestellte Arzneien abzuholen. Aber sie sei nicht orientiert.
»Nun, Ihr werdet Euch bemühen, es zu sein«, sagte Angélique kühl, »denn ich rechne darauf, dass Ihr mich künftig über alle Gefahren in Kenntnis setzt, die auf mich lauern. Sperrt die Ohren auf und haltet mich über alles mich Betreffende auf dem laufenden.«
Sie drehte und wendete das Fläschchen zwischen ihren Fingern. Mademoiselle Désoeillet streckte ängstlich die Hand aus, um es wieder an sich zu nehmen.
»Nein, ich möchte es behalten.«
»Aber das ist unmöglich, Madame. Was wird meine Herrin sagen, wenn ich ohne das Fläschchen zurückkomme? Sie wird sich an die Mauvoisin halten, und was ich auch als Erklärung vorbringe, mein Verrat wird schließlich an den Tag kommen. Sie braucht nur zu erfahren, dass Ihr mich in der Kutsche zurückgebracht habt…«
»Das stimmt... Trotzdem – ich brauche einen Beweis, irgend etwas. Ihr müsst mir helfen«, sagte sie und bohrte ihre Fingernägel in das Handgelenk des Mädchens, »oder ich werde Eurer Leben ruinieren, darauf könnt Ihr Euch verlassen.«
Angesichts ihrer zornfunkelnden Augen suchte die unglückliche Désoeillet verzweifelt nach einem Ausweg, der die Nachsicht rechtfertigte, deren sie bedurfte. »Ich glaube, ich weiß etwas…«
»Was wisst Ihr?«
»Die Arznei, die ich eben abgeholt habe, muss harmlos sein, denn sie ist für den König bestimmt. Madame de Montespan wendet sich auch an die Voisin, wenn sie ein Mittel braucht, um die Glut ihres Liebhabers anzufachen…«
»… und das Duchesne in seinen Becher gießen muss.«
»Ihr wisst einfach alles, Madame! Es ist entsetzlich. Madame de Montespan hält Euch für eine Hexenmeisterin. Ich habe es gehört, als sie heute unter vier Augen mit Duchesne sprach.«
»Ihr habt an der Tür gelauscht?«
»Ja, Madame.«
»Was habt Ihr gehört?«
»Zuerst verstand ich nicht viel. Aber allmählich wurde meine Herrin lauter, weil sie zornig war. Und da hat sie gesagt: ›Diese Frau ist eine Zauberin, oder die Voisin betrügt uns... Alle Versuche sind fehlgeschlagen. Sie scheint auf mysteriöse Art gewarnt worden zu sein. Von wem? Jedenfalls muss es ein Ende haben. Ihr werdet die Voisin aufsuchen und ihr bedeuten, dass der Spaß lange genug gedauert hat. Ich habe sie gut

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