Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
Vom Netzwerk:
ihrer schönen, vornehmen Handschrift und einer unmöglichen Orthographie, denn ihre Bildung war ziemlich vernachlässigt worden. »Die Persohn lebt noch immer, und der König ist ihr jeden Tag mehr zugetahn... Eure Versprechungen sind das fiele Gelt nicht wert, dass ich Euch schon gezalt habe. Über 1000 Ecus biß zum heutigen Tag für Arzneien, die weder Liebe noch den Tot bewirken... Seit Euch bewust, dass ich Euren Ruhf runieren und den Hof dafon abbringen kann, Euch zu empfangen... Übergebt meinem Boten dass Nötige. Dießmal mus es gelingen…«
»Großartig! Wunderbar!« rief Angélique atemlos aus. »Diesmal muss es gelingen... Ja, meine schöne Athénaïs, durch diesen Brief seid Ihr mir ausgeliefert.«
Unten auf der Seite war ein roter Fleck. Angélique strich mit dem Finger über ihn hin und spürte, dass er noch feucht war. Betroffen sah sie zu dem Stallmeister auf.
»Und Duchesne? Was habt Ihr mit ihm gemacht?« fragte sie mit vor Erregung heiserer Stimme. »Wo ist er?«
Malbrant Schwertstreich wandte die Augen ab.
»Wenn die Strömung stark ist, muss er jetzt irgendwo flussabwärts in der Gegend von Grenelle sein.«
»Malbrant, was habt Ihr getan! Ich habe Euch gesagt, dass ich kein Verbrechen will.«
»Stinkendes Aas muss beseitigt werden«, murmelte der Mann mit noch immer gesenkten Lidern. Plötzlich sah er ihr voll ins Gesicht. Seine dunkelbraunen Augen kontrastierten seltsam mit seinem langen weißen Haar.
»Hört mich an, Madame«, erklärte er und neigte sich zu ihr. »Was ich Euch sagen werde, mag Euch wunderlich erscheinen, da es aus dem Munde eines alten, hartgesottenen Sünders und Taugenichts kommt. Aber dieser Kleine, Euer Sohn, an dem hänge ich. Es ist nun einmal so. Ich habe alles mögliche getan in meinem Leben, Unnützes und Schädliches für mich und die andern. Die Waffen sind das einzige, auf das ich mich verstehe, weil ich mit ihnen umgegangen bin. Aber meine Geldkatze zu füllen, das hab’ ich nie fertiggebracht. Das Alter kommt, das Gebein fängt an, müde zu werden, und Madame de Choisy, die meine gottselige Tante, meine fromme Schwester und meinen Domherrn-Bruder kennt, hat zu mir gesagt:
»Malbrant, alter Strolch, wollt Ihr Euch ein gutes Lager und gute Kost verdienen, indem Ihr zwei begüterten kleinen Edelmännern das Waffenhandwerk beibringt?‹ Sag’ ich zu mir: ›Warum nicht? Gönne deinen alten Narben ein bisschen Ruhe, Malbrant.‹ Und ich bin in Euren Dienst getreten, Madame, und in den Eurer Jungen... Ich hab’ selbst vielleicht Jungen gezeugt, aber es hat mich nie interessiert, ich muss es zugeben. Florimond aber, nun, das war was anderes. Ihr wisst es vielleicht nicht, Madame, wenn Ihr auch seine Mutter seid, aber dieser Junge ist mit einem Degen in der rechten Hand geboren. Er hält das Schwert wie der Erzengel Michael selber. Und wenn ein alter Raufbold wie ich einer solchen Begabung für die Waffen, einem solchen Genie begegnet, nun ja, dann... Da begriff ich, dass ich mein Leben vertan habe und dass ich allein auf der Welt stehe, Madame. Und in diesem Kleinen sah ich den Sohn, den ich vielleicht irgendwo bekommen habe, den ich nie kennenlernen und den ich nie lehren werde, mit den Waffen umzugehen. Es schlummern Dinge in einem, von denen man nichts weiß und die plötzlich lebendig werden.« Er neigte sich noch mehr zu ihr hinunter, so dass er ihr seinen scharfen Pfeifenraucheratem ins Gesicht blies. »Und dieser Duchesne, er hat ihn umbringen wollen, unseren Florimond.«
Angélique Schloss die Augen und fühlte sich bleich werden.
»Denn vorher«, fuhr der Waffenmeister fort, »konnte man sich sagen: es ist nicht sicher. Aber jetzt ist es sicher. Er hat es gestanden, er hat es hinausgeschrien, als es ihm an den Kragen ging. ›Gewiss wollte ich diese kleine Kröte loswerden‹, brüllte er. ›Er hat mich beim König angeschwärzt, seinen Argwohn geweckt… unsere Pläne zuschanden gemacht. Madame de Montespan drohte mir, mich davonzujagen, weil es mir an Geschicklichkeit fehle.‹«
»Es stimmt also, dass er Pulver in das Getränk des Königs streute?«
»Er tat es auf Geheiß der Favoritin. Alles stimmt. Auch dass er Florimond drohte, ihn umzubringen, falls er ihn weiterhin denunziere. Und dass er Gift in ein Sorbet geschüttet hat, das für Euch bestimmt war. Und dass die Montespan die Voisin aufsuchte und ein Mittel haben wollte, um Euch aus dem Weg zu räumen. Carapert, einer der Beamten des Tafeldienstes war ihr Komplice. Er hat den Jungen mit einem

Weitere Kostenlose Bücher