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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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Auftrag über den im Bau begriffenen Flügel zu den Küchen geschickt. ›Fünfzehn Klafter tief‹, hab’ ich ihm ins Gesicht geschrien, fünfzehn Klafter hinunter auf einen Steinboden, in tiefster Dunkelheit! So, nun spring auch du hinunter, Mistvieh, der du einem Kind das Leben nehmen wolltest!«
Malbrant Schwertstreich hielt inne und wischte sich die Stirn. Der Zorn machte ihn heiß. Er schielte nach Angélique, deren Ausdruck starr blieb.
»Wir mussten das stinkende Aas loswerden«, wiederholte er leiser. »Er bot bei Gott keinen erfreulichen Anblick. Und was hättet Ihr gewonnen, wenn man ihn hätte laufen lassen? Einen weiteren erbitterten Feind. Es gibt deren schon genug, glaubt mir. Wenn man so was unternimmt, Madame, muss man’s bis zum Ende durchführen.«
»Ich weiß.«
»Die andern waren auch dafür. Gute Kameraden, die ihre Sache trefflich gemacht haben. Der Rotschopf Feu-Follet hatte sich mit dem Knecht der Wahrsagerin ins Benehmen gesetzt, um als Fackelträger angeheuert zu werden. Der Knecht hatte ihn ihr als idiotisch und taubstumm vorgestellt. Das erleichterte die Sache. Sie geht nicht gern allein zu einer geheimen Verabredung, und ein taubstummer Bursche, der nichts hört und nichts kapiert, aber nötigenfalls mit dem Messer umzugehen versteht, das war es, was sie suchte. So hat sie Feu-Follet mitgenommen. Wir andern, wir haben draußen aufgepasst. Dann sah ich, dass es zwischen Duchesne und der Voisin anfing schiefzugehen. Wegen des Briefs, den man nicht mehr fand. Da haben wir uns eingemischt. Die Voisin hat sich still und leise aus dem Staub gemacht, und wir haben uns den Kerl tüchtig vorgenommen. War nicht einfach... Zäh wie Leder. Das ist alles, was wir erbeutet haben: das Taschentuch, das Fläschchen, der kleine Beutel, der dem Anschein nach Zauberpulver enthält, und dann die paar Äußerungen, die ich Euch berichtet habe.«
»Gut so.« Angélique erhob sich, ging zum Sekretär und entnahm ihrer Kassette eine Börse mit Goldstücken.
»Das ist für Euch, Malbrant. Ihr habt mir einen guten Dienst geleistet.«
Der Waffenmeister ließ die Börse mit einer raschen Bewegung verschwinden.
»Zu den Ecus sag’ ich nie nein. Danke, Madame. Aber glaubt mir, wenn ich Euch versichere, dass ich es auch umsonst getan hätte. Der kleine Abbé wusste es. Wir haben uns gefragt: Was tun? Ihr steht allein im Leben, ist’s nicht so? Ihr tatet gut daran, Euch mir anzuvertrauen.«
Angélique senkte den Blick. Die Stunde war gekommen, Mitverschworene zu kaufen, Verschwiegenheit zu bezahlen, die ein ganzes Leben lang währen mußte. Von diesem Abenteurer, den sie kaum kannte, würden sie immer die Schreie Duchesnes trennen, der Fall eines Körpers, den man in die Seine wirft.
»Meine Verschwiegenheit? Ich habe sie gar vielen Menschen gegenüber bewiesen, die sie weniger verdienten als Ihr. Selbst auf dem Grund einer Flasche finde ich nicht wieder, was ich einmal habe vergessen wollen. Es liegt ein Stein drüber. Schluss.«
»Ich danke Euch, Malbrant. Morgen schicke ich Euch mit der vereinbarten Summe noch einmal zum Faubourg Saint-Denis. Dann werdet Ihr nach Saint-Cloud zurückkehren. Ich bin froh, Florimond unter Eurem Schutz zu wissen. Jetzt könnt Ihr gehen. Ruht Euch aus.«
Der Mann grüßte auf seine übliche Musketierart. Die Reste edelmännischer Erziehung vermischten sich in seinen Umgangsformen mit der mürrischen Lässigkeit, die er sich von Schenke zu Schenke, von Duell zu Duell im Verlaufe eines Daseins erworben hatte, in dem es ihm nicht gelungen war, seinen Platz zu finden. Der verfehlte Mann des Krieges, der ausgelassene Kamerad, der nicht merkte, wie die Jahre dahinschwanden, der von Degenstößen und vom Wein lebte, der nie ganz Halunke, aber auch nie ganz rechtschaffen war, er hielt nun Rückblick über die verflossene Zeit. Was war übriggeblieben? Nichts! Aber er wusste, was er nicht auch noch verlieren wollte: die Gesellschaft eines kleinen Jungen, der seine dunklen Augen zu ihm erhob und sagte: »Malbrant, zeig mir«, und den Schutz dieser gar schönen Dame, die weder geringschätzig noch vertraulich war, sondern gerade so, dass man sich ihr gegenüber als Mensch fühlte und nicht als Diener.
Ehe er die Türklinke niederdrückte, um sich zurückzuziehen, betrachtete er sie mit einer Mischung aus Bewunderung und Besorgnis. Nicht als ob sie ihm Angst einflößte. Es war vielmehr umgekehrt. Um ihretwillen war er in Sorge. Er fürchtete, sie könnte schwach werden. Es gab Dirnen, die ohne

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