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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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als... nun ja, als Schiffseigner bei der Indischen Gesellschaft mitteilen, die so ungemein gut die Aspekte der Frage beleuchten.«
Ludwig XIV war mit der ritterlichen Höflichkeit, die er jeder Frau, selbst der schlichtesten gegenüber an den Tag legte, aufgestanden, um sie zu begrüßen. Angélique wurde sich bewusst, dass sie in ihrer Verblüffung sogar den Hofknicks vergessen hatte, und verneigte sich tief, wobei sie innerlich Monsieur Colbert verfluchte.
»Ich weiß, dass Ihr nicht die Gewohnheit habt zu scherzen, Monsieur Colbert«, sagte der König, »aber ich war nicht darauf gefasst, dass sich jener Auskunftsbeamte und Wortführer der Schiffahrttreibenden, den Ihr mir ankündigtet, als eine der Damen des Hofs entpuppen würde.«
»Madame du Plessis-Bellière ist nichtsdestoweniger eine gewichtige Aktionärin der Gesellschaft«, erwiderte Colbert trocken. »Sie hat ein Schiff in der Absicht ausgerüstet, mit Indien Handel zu treiben, musste jedoch darauf verzichten. Stattdessen hat sie ihre Bemühungen auf Amerika gerichtet. Die Gründe dieses Verzichts wird sie Euch nun darlegen.«
»Offen gesagt, Herr Minister«, erwiderte Angélique verlegen, »bedaure ich, dass Ihr meinen Worten Wert beigemessen habt. Ich habe Kapitalien in den Seehandel gesteckt, das ist richtig. Der Intendant, der diese Kapitalien verwaltet, beklagt sich zuweilen bei mir über die Schwierigkeiten seines Amts, aber letzten Endes fühle ich mich auf dem Gebiet des Seehandels ebensowenig beschlagen, wie ich’s auf dem der Landwirtschaft war, als meine Bauern mir gelegentlich einer schlechten Ernte ihr Leid klagten.«
Monsieur Colberts Gesicht verfärbte sich vor Ärger.
»Hört endlich auf, Euch dumm zu stellen!« rief er barsch. »Vorhin habt Ihr Euch mir gegenüber auf die bestimmteste Weise geäußert, und jetzt versteckt Ihr Euch. Verwirrt Euch etwa die Gegenwart Seiner Majestät?«
Angélique errötete wie ein Schulmädchen und warf einen Blick auf den König, der sich wieder gesetzt hatte.
Verlegen sagte sie: »Ich weiß, dass Euer Majestät exzentrische Menschen nicht schätzt. Und als exzentrisch muss man, wie mir scheint, eine Dame der Hofgesellschaft bezeichnen, die sich mit Handel und mit Schiffen befasst. Ich befürchtete…«
»Ihr habt weder zu befürchten, mir zu missfallen, noch zu versuchen, mir zu Gefallen zu reden, indem Ihr die Wahrheit verkehrt«, unterbrach sie der König ernst. »Wenn Monsieur Colbert findet, dass Eure Auskünfte mich aufklären können, so habt Ihr Euch nicht darum zu kümmern, ob ich sie gut oder schlecht aufnehme. Redet also, Madame, und seid einzig darauf bedacht, meinen Interessen zu dienen.«
Er forderte sie nicht auf, Platz zu nehmen, um anzudeuten, dass er sie in der gleichen Eigenschaft wie seine Mitarbeiter empfing, die sich ohne Rücksicht auf ihr Alter oder ihre Stellung in seiner Anwesenheit nie setzen durften, es sei denn, er forderte sie ausdrücklich dazu auf.
»Euer Schiff hat also darauf verzichtet, mit Ostindien Handel zu treiben, obwohl Ihr den Wunsch hattet, es dorthin zu schicken, und obwohl Ihr Euch davon Gewinn verspracht. Die meisten Reeder haben ebenso gehandelt, das muss man zugeben. Unklar sind mir die Gründe dieses Verzichts…«
Angélique verbreitete sich zunächst über die Gefahr, die die an der portugiesischen und afrikanischen Küste kreuzenden Berber darstellten, deren einziges Gewerbe seit Jahrhunderten darin bestand, die einzeln segelnden Schiffe auszuplündern.
»Übertreibt Ihr die Verluste nicht, die durch diese Piraten entstehen, Madame? Mir sind zahlreiche Berichte von Indienreisen zu Ohren gekommen, die einzeln fahrende Schiffe durchgeführt haben, auch solche, die weniger bewaffnet waren als das Eurige. Sie sind ruhmreich von ihren Unternehmungen zurückgekehrt, ohne dass sie, von Stürmen abgesehen, über ernsthafte Zwischenfälle zu klagen hatten. Was andere zuwege bringen – wieso behauptet Ihr, dass Euer Schiff es nicht kann?« fragte der König.
»Weil es ein Handelsschiff ist, Sire. Vergleicht die Tonnagezahlen, und Ihr werdet hinter das Geheimnis kommen. Die Mehrzahl der Fahrzeuge, von denen man Euch berichtet hat, sind Passagierschiffe, auch wenn sie sich Handelsschiffe nennen. Sie wissen, dass man den berberischen Galeeren nur durch Schnelligkeit entrinnen kann. Sie verlassen den Hafen mit nahezu leerem Schiffsrumpf und kehren ebenso zurück. Bei der Handelsmarine liegen die Dinge jedoch ganz anders. Ein mit Waren bis zum Bord beladenes Fahrzeug

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