Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
Vom Netzwerk:
plötzlich kehrte ihr die Erinnerung zurück: Philippe!
Sie sprang aus dem Bett und schlüpfte taumelnd in ihre Pantoffeln. So rasch wie möglich musste sie in Erfahrung bringen, was aus Philippe und Lauzun geworden war. Ob es dem König gelungen war, sie zu überreden, sich nicht zu schlagen? Und wenn sie sich schlugen, welches Los erwartete den Überlebenden? Festnahme, Gefängnis, Ungnade…? Von welcher Seite sie die Sache auch betrachtete, sie sah nur eine grauenhafte und ausweglose Situation.
Ein Skandal! Ein fürchterlicher Skandal!
Die Scham überwältigte sie, als sie sich vergegenwärtigte, was in Fontainebleau geschehen war. Sie sah Philippe und Péguillin vor den Augen des Königs die Degen ziehen, sah die Herren des Gesvres, de Créqui und de Montausier zwischen sie treten, sah, wie Montausier den kochenden Gascogner festhielt, und spürte aller Augen auf sich gerichtet, die mit gerötetem Gesicht wie erstarrt in ihrem prächtigen rosafarbenen, verräterisch unordentlichen Kleide dastand. Unter Aufbietung ihrer ganzen Willenskraft hatte sie es dennoch vermocht, sich dem König zu nähern, sich vor ihm wie auch vor der Königin zu verneigen und hochaufgerichtet durch ein Spalier entrüsteter Blicke, spöttischen Getuschels, verhaltenen Gelächters und am Ende in einer so tiefen und beängstigenden Stille der Tür zuzuschreiten, dass sie am liebsten mit beiden Händen ihren Rock gerafft hätte und hinausgerannt wäre…
Aber sie hatte bis zuletzt dieser Versuchung standgehalten und den Raum verlassen, ohne ihre Schritte zu beschleunigen. Dann allerdings war sie mehr tot als lebendig auf eine Bank in einem verlassenen und mangelhaft beleuchteten Flur gesunken. Kurz darauf hatte Madame de Choisy sich dort zu ihr gesellt. Ihre sittliche Entrüstung mühsam verbergend, hatte die würdige Dame die Marquise du Plessis-Bellière davon in Kenntnis gesetzt, dass Seine Majestät im Begriff sei, Monsieur de Lauzun unter vier Augen die Epistel zu lesen, dass Monsieur d’Orléans sich des gekränkten Ehemannes angenommen habe und dass man hoffe, der unerfreuliche Streit werde keine weiteren Folgen nach sich ziehen. Madame du Plessis werde indes begreifen, dass ihre Anwesenheit bei Hofe unerwünscht geworden sei, und sie, Madame de Choisy, sei vom König beauftragt, ihr zu bedeuten, sie möge Fontainebleau stehenden Fußes verlassen.
Angélique hatte den Urteilsspruch geradezu mit Erleichterung aufgenommen. Sie hatte sich in ihre Kutsche gesetzt und war die ganze Nacht durchgefahren, dem Gemurre des Kutschers und der Lakaien zum Trotz, die Angst hatten, beim Durchqueren des Waldes von Räubern überfallen zu werden.
»Ich bin schon ein rechter Pechvogel!« sagte sie sich, während sie mit bitteren Gefühlen im hohen Standspiegel ihres Ankleidekabinetts ihr Spiegelbild betrachtete, das nur zu deutlich ihre Erschöpfung verriet. »Jeden Tag und jede Nacht betrügen bei Hofe unzählige Frauen ihre Männer mit der größten Unbekümmertheit der Welt, aber wenn ich’s einmal tue, fällt gleich das Feuer des Himmels auf die Erde herab.«
Angélique war den Tränen nah. Sie läutete nach Javotte und Thérèse, die gähnend und verschlafen erschienen, und ließ sich von ihnen beim Ankleiden helfen. Dann schickte sie nach Flipot und trug ihm auf, zum Palais des Marquis du Plessis in der Rue Saint Antoine zu laufen und möglichst genaue Nachrichten mitzubringen.
Sie war mit dem Ankleiden nahezu fertig, als das Geräusch einer langsam in den Hof ihres Hauses einfahrenden Kutsche sie erschrocken aufhorchen ließ. Weshalb kam man um sechs Uhr morgens zu ihr? Und wer…? Auf leisen Sohlen lief sie ins Treppenhaus, stieg mit zögernden Schritten ein paar Stufen hinunter und beugte sich über das Geländer. Im Vorsaal erblickte sie Philippe in Begleitung La Violettes, der zwei Degen trug, und des Hausgeistlichen des Marquis. Philippe schien ihre Schritte gehört zu haben, denn er sah zu ihr auf.
»Ich habe soeben Monsieur de Lauzun getötet«, sagte er.
Angélique klammerte sich an das Treppengeländer, um nicht zu fallen. Philippe! Er lebte! Rasch lief sie hinunter und bemerkte im Näherkommen, dass die Hemdbrust und das Wams ihres Mannes blutbefleckt waren. Zum ersten Mal trug er seinen Mantel nachlässig, denn er hielt seinen rechten Arm mit der andern Hand.
»Ihr seid verletzt!« rief sie entsetzt. »Ist es schlimm? O Philippe, ich muss Euch verbinden! Kommt, ich bitte Euch!«
Sie führte ihn in ihr Schlafzimmer; offenbar war er

Weitere Kostenlose Bücher