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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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schmächtigen Abbé, der in seinem langen Rock wie ein Mädchen wirkte und unter den Löckchen seiner gepuderten Perücke Rehaugen aufschlug, im Hôtel du Beautreillis. Sie stellte ihn als Mitglied der jüngeren Linie der Lesdiguières aus der Gegend von Chartres vor, was bedeutete, dass er einer angesehenen, aber wenig begüterten Familie angehörte. Seine Eltern, mit denen sie weitläufig verwandt war, hatten Madame de Choisy gebeten, den jungen Maurice zu fördern. Ihrer Meinung nach konnte sie nichts Besseres tun, als Madame du Plessis-Bellière zu empfehlen, ihm die Erziehung ihrer beiden Söhne anzuvertrauen. Er selbst hatte eine gute Ausbildung erfahren und war Page beim Erzbischof von Sens gewesen. Madame de Choisy fügte hinzu, es müsse ihm ein Hofmeister, ein Tanzmeister, ein Stallmeister und ein Fechtmeister beigesellt werden. Sie habe auch dafür drei junge Männer an der Hand: einen gewissen Racan aus dem Hause de Bueil, der die Rechte studiert habe, aber zu arm sei, um ein Advokatenpatent zu kaufen; einen Enkel des Marquis de Lesbourg, der als Tanzmeister bestens geeignet sei, und den Angehörigen einer reichen Familie, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, Fechtlehrer zu werden, und deshalb seines Erbes verlustig gegangen sei. Er kenne sich im Gebrauch aller Waffen aus und werde den Knaben die Kunst des Ringelstechens beibringen und was sonst immer man wolle. Kurz, er sei ein trefflicher Spaßvogel und werde Malbrant Schwertstreich geheißen. Madame de Choisy empfahl außerdem zwei Demoisellen de Gilandon aus der Gegend von Chambord. Ihre Großmutter stamme aus dem Hause de Joyeuse, ihre Schwester habe den Grafen des Roches geheiratet. Sie seien keineswegs dumm, aber von wenig einnehmendem Äußeren und würden sich mit einem geringen Gehalt begnügen, da sie durch ihren Vater um Hab und Gut gebracht worden seien, als er ihre Mutter bei seiner Rückkehr aus Spanien in anderen Umständen vorgefunden habe.
»Aber was soll ich denn mit diesen Demoisellen?« fragte Angélique.
»Ihr werdet sie in Euer Gefolge aufnehmen. Man sieht Euch immer nur in Begleitung häubchentragender Zofen. Das geziemt sich nicht für eine Dame Eures Ranges.«
Sie erklärte Angélique, in einem vornehmen Hause müssten unter der Dienerschaft sämtliche Stände vertreten sein: der Klerus in der Gestalt des Hausgeistlichen und der Lehrmeister, der Adel durch den Kavalier, den Stallmeister und die Pagen, das Bürgertum durch den Intendanten, den Haushofmeister, die Kammerdiener, den Küchenchef, und schließlich das gemeine Volk durch die Lakaien und Mägde, Haus- und Küchenburschen, Post- und Stallknechte. Madame du Plessis verfüge noch über kein ihrem Ruf und ihrem Rang entsprechendes Gefolge, und sie, Madame de Choisy, verlange nichts anderes, als ihr behilflich zu sein. Sie gab dabei ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die junge Marquise genügend Ernsthaftigkeit besitze, um ihre Leute dazu anzuhalten, morgens und abends ihre Gebete zu verrichten und regelmäßig das heilige Abendmahl zu empfangen.
    Angélique war noch nicht dahintergekommen, was für eine Rolle Madame de Choisy damals in Fontainebleau gespielt hatte. Hatte sie die Anweisungen des Königs bewusst falsch ausgelegt, oder war sie nur die Überbringerin eines im ersten Impuls gefassten Entschlusses gewesen, den der Monarch später umgestoßen hatte? Jedenfalls floss sie, während sie damals höchst entrüstet getan hatte, heute von Dienstfertigkeit geradezu über. In der Angst, sie könnte ihr noch mehr Schützlinge aufdrängen, genehmigte Angélique, der von all den Namen und Fähigkeiten schon leise schwindelte, den ganzen Schwung, einschließlich der Demoisellen. Im übrigen wurde es höchste Zeit, Florimond und Cantor den für ihre Erziehung vorgesehenen Händen zu übergeben. Sie waren in dem Alter, in dem man auf allem reitet, was sich besteigen lässt. In Ermangelung der Maulesel ihres Großvaters begnügten sie sich vorerst mit dem kostbaren Holzgeländer der großen Treppe, und nachdem die erste Schüchternheit überwunden war, hallte das Hôtel du Beautreillis vom Lärm der Balgereien und Galoppaden wider. Nach ein paar Tagen solcher häuslichen Unruhe erfuhr Angélique gerüchtweise von Philippes Freilassung. Er stellte sich nicht bei ihr ein. Sie wusste nicht recht, wie sie sich verhalten sollte. Madame de Montespan redete ihr zu, aufs neue erhobenen Hauptes bei Hofe zu erscheinen.
»Der König hat Euch verziehen«, sagte sie. »Jedermann weiß, dass er

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