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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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Er sah den seidigen Glanz ihrer Haut, die flaumige Frische ihrer Wangen, die fleischige Fülle ihrer Lippen. Er spürte ihren Duft, als sie mit anmutiger Bewegung eine blonde Haarsträhne von ihrer Schläfe strich. Sie strahlte eine ungemein warme Lebendigkeit aus. Jäh umfing er sie und neigte sich über ihren lächelnden Mund. Er berührte die Lippen, fand die Zähne, die ebenmäßig waren und hart wie kleine Perlen…
Angéliques Verblüffung war so groß, dass sie, den Kopf unter dem Druck des Kusses zurückgebeugt, keinen Widerstand leistete, bis die Wärme dieses Mundes sie durchdrang und sie erschauern ließ. Dann verkrampften sich ihre beiden Hände in die Schultern des Königs. Er trat einen Schritt zurück und sagte ruhig und lächelnd:
»Habt keine Angst. Ich wollte, um den Schiedsrichter spielen zu können, nur feststellen, ob Ihr etwa gefühlskalt oder widerspenstig seid und dadurch die legitime Leidenschaftlichkeit Eures Gatten lähmt.«
Doch Angélique ließ sich durch diese Entschuldigung nicht täuschen. Sie hatte genügend Erfahrung, um zu spüren, dass der König einem unwiderstehlichen Verlangen erlegen war.
»Ich glaube, Euer Majestät betreibt die Untersuchung dieser Angelegenheit mit größerer Gewissenhaftigkeit, als sie es verdient«, sagte sie lächelnd.
»Wirklich?«
»Wirklich.«
Der König ließ sich wieder hinter seinem Arbeitstisch nieder. Auch er lächelte und wirkte nicht verstimmt.
»Wenn schon. Ich bedaure es nicht, die Sache zu weit getrieben zu haben. Mein Urteil steht jetzt fest. Monsieur du Plessis ist ein größerer Tor, als ich glaubte. Er hat sein Missgeschick hundertmal verdient, und ich werde ihm das höchstpersönlich zu verstehen geben. Ich hoffe, er wird diesmal meiner Ansicht Rechnung tragen. Außerdem will ich ihn zur Strafe für eine Weile zur Armee in die Picardie schicken. Aber weint nicht mehr, Bagatellchen. Ihr sollt Euren großen Vetter bald wiederhaben.«
Drunten im Marmorhof stieg in diesem Augenblick Monsieur de Solignac, der Großkämmerer der Königin, aus seiner orangegelben Kutsche.

Dreizehntes Kapitel

    Angélique kam mit heißem Kopf heim. Diesmal fand sie im Hof ihres Hauses eine bereits ausgespannte Postkutsche vor, von der eine Unmenge Gepäck abgeladen wurde. Auf den Stufen der Freitreppe erwarteten sie Hand in Hand zwei rotbackige Jungen. Angélique fiel aus allen Wolken.
»Florimond! Cantor!«
Sie hatte den an ihren Vater gerichteten Brief vollkommen vergessen. Aber würde nach den Vorfällen der letzten Woche ihre Anwesenheit bei Hofe überhaupt noch erwünscht sein? Die Wiedersehensfreude gewann schließlich die Oberhand über ihre Besorgnisse. Beglückt küsste sie ihre Söhne und staunte über Cantors Statur, der mit seinen sieben Jahren ebenso groß wie sein älterer Bruder war. Abgesehen von ihrem üppigen Haar, das bei Florimond schwarz, bei Cantor hellbraun war, ähnelten sich die beiden in keiner Hinsicht. Florimond war ein Kind des Südens mit warmem, lebhaftem Blick. Cantors grüne Augen glichen der Angelikapflanze, die im gedämpften Licht der Sümpfe des Poitou leuchtet. Ihre Klarheit hatte etwas Undurchdringliches; sie gaben nichts preis.
Als Barbe, die Magd, die sie aufgezogen hatte, auf der Bildfläche erschien, entspannte sich die Atmosphäre vollends. Sie war selig, wieder in Paris zu sein. Es habe ihr davor gegraust, so meinte sie, noch einmal einen Winter in einem Provinzschloss zwischen schwerfälligen Bauern und zwei Lausejungen zu verbringen, die nicht mehr zu bändigen seien. Der Herr Baron, ihr Großvater, lasse ihnen in allem und jedem ihren Willen, und die alte Amme sei auch nicht besser. Es sei höchste Zeit, dass sie unter die Fuchtel eines strengen Lehrmeisters kämen, der ihnen das Alphabet beibringe, ohne von der Zuchtrute allzu sparsamen Gebrauch zu machen.
»Sie werden an den Hof gehen«, vertraute ihr Angélique mit gedämpfter Stimme an, »und Spielkameraden des Dauphin sein.«
Barbe bekam runde Augen. Sie schlug die Hände zusammen und betrachtete ihre beiden Lümmel mit wachsendem Respekt.
»Da müsste man ihnen aber erst Manieren beibringen, damit sie wissen, wie man den Degen und die Hutfeder trägt und dass man die Fragen der Damen nicht mit einem Schweinegrunzen beantwortet…«
Die vollkommene und rasche Erziehung der beiden zukünftigen Hofkavaliere stellte tatsächlich ein Problem dar. Madame de Choisy erbot sich, es lösen zu helfen. Schon am nächsten Morgen erschien sie in Begleitung eines kleinen,

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