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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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blinken die goldenen Statuen der Ceres, Pomona und Flora und spiegeln sich im stillen Wasser eines runden Bassins. Der König hält seinen Stock in der Hand, jener Hand eines jungen Monarchen, die über Schicksale entscheidet, über Leben und Tod…«
    »Leb wohl, mein Herz, leb wohl mein Lieb,
du meine Augenweide.
Da wir dem König Untertan,
lass scheiden uns denn beide.«
    »Großer Gott! Ist das nicht das Lied, das Cantor kürzlich in Versailles fast vor der Königin gesungen hätte! Welch dummen Streich hätte er da ohne den Abbé de Lesdiguières begangen…! Ich muss den kleinen Abbé wirklich belohnen!«
    »Die Königin ließ binden
von schönen Lilien einen Strauß.
Und der Geruch der Blumen
löscht’ der Marquise Leben aus.«
    »Arme Königin Maria-Theresia! Sie wäre nicht dazu imstande, ihren Rivalinnen vergiftete Blumensträuße zu schicken, wie es einstens Maria von Medici tat. Sie kann nur weinen und ihre gerötete Nase betupfen. Arme Königin…!«

Achtzehntes Kapitel

    Madame de Sévigné schrieb an Madame du Plessis-Bellière, um ihr von den Vorgängen am Hofe zu berichten:
»Heute hat der König in Versailles den Ball mit Madame de Montespan eröffnet. Mademoiselle de La Vallière war auch zugegen, aber sie hat nicht getanzt. Von der Königin, die in Saint-Germain geblieben ist, hört man nicht viel…«
Die traditionellen Wochenbettbesuche, die sich bis zum ersten Kirchgang der Wöchnerin hinzogen, verliehen dem Hôtel du Beautreillis ungewohnten Glanz. Die Gunstbezeigungen, mit denen der König und die Königin ihren neuen Untertan in dieser Welt willkommen geheißen hatten, regten alles, was Rang und Namen besaß, dazu an, am Bett der schönen Marquise seine Aufwartung zu machen. Angélique zeigte stolz das lilienverzierte Kästchen aus blauem Atlas, ein Geschenk der Königin, das eine große Windel aus silberdurchwirktem Linnen und zwei aus scharlachrotem englischen Tuch enthielt, außerdem ein Mäntelchen aus blauem Taft und eine Anzahl reizender Hemdchen aus Cambraileinen, bestickter Häubchen und bunter Lätzchen. Der König hatte zwei vergoldete, juwelenbesetzte Konfektdosen hinzugefügt. Monsieur de Gesvres, der Hofmarschall, hatte die Geschenke der Majestäten samt hochderen Glückwünschen persönlich der jungen Mutter überbracht, und so schmeichelhaft diese königlichen Aufmerksamkeiten auch waren, blieben sie doch durchaus im Rahmen der Etikette: die Frau eines Marschalls von Frankreich hatte Anspruch darauf.
Doch mehr war kaum nötig, um dem seit einer Weile verstummten Gerücht neue Nahrung zu geben, dass Madame du Plessis-Bellière das Herz Seiner Majestät »zwischen die Fänge« genommen habe. Ganz böse Zungen deuteten sogar an, der stämmige Säugling, der auf einem Kissen aus karmesinrotem Samt zwischen seiner Amme und seiner Wiegefrau thronte, habe das Blut Heinrichs IV. in seinen Adern. Angélique überhörte solche Andeutungen und zuckte die Schultern. Diese Leute waren verrückt, aber immerhin doch ganz spaßig! Ihr Schlafzimmer wurde nie leer. Sie empfing an ihrem Bettrand wie eine Preziöse.
Viele fast schon vergessene Gesichter tauchten bei dieser Gelegenheit wieder auf. Ihre Schwester Hortense, die Frau des Staatsanwalts, erschien mit ihrer ganzen Brut. Sie fühlte sich von Tag zu Tag erhabener über den Bürgerstand und konnte eine so in Ansehen stehende Verwandte wie ihre Schwester, die Marquise du Plessis-Bellière, nicht ignorieren. Auch Madame Scarron erschien. Zufällig war sonst niemand anwesend, so dass sie in Ruhe miteinander plaudern konnten. Die Gesellschaft der jungen Witwe war Angélique angenehm. Von stets ausgeglichenem Wesen, schien sie weder Verleumdung noch Neid, Ironie oder Übellaunigkeit zu kennen. Sie war weder langweilig noch grämlich oder gar streng. Angélique wunderte sich, dass sie ihr nicht die warmen und vertrauensvollen freundschaftlichen Gefühle entgegenbringen konnte, die Ninon de Lenclos’ Persönlichkeit in ihr auslöste. Françoise brachte es zu nichts, da sie nicht bereit war, in dem Kampf, den sie aufgenommen hatte, Tugend und Würde auf zugeben. Von peinlicher Sparsamkeit, gab sie keinen Sol unnütz aus. Trotz ihrer Armut und ihrer Schönheit erlaubte sie sich weder Schulden noch... Liebhaber. Sie beschränkte sich darauf, mit unermüdlicher Ausdauer Bittschriften zu überreichen. Den König anbetteln hieß nicht betteln. Es bedeutete, vom Königreich seinen Anteil am Leben, seinen Platz an der Sonne fordern. Bis jetzt hatte

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