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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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bewundernswert zu kleiden, Ihr bezaubert oder amüsiert Eure Umgebung, sobald Ihr den Mund auftut, außerdem besitzt Ihr jenes unschätzbare Ding, das zu erwerben so viele leichtfertige Schönheiten vergeblich ersehnen…«
»Wovon sprecht Ihr?«
»Von der Seele«, sagte Madame Scarron. Die Leidenschaft in ihrem Gesicht war jäh erloschen. Sie blickte auf ihre hübschen Hände hinab, die auf ihren Knien lagen und denen trotz aller Pflege die täglichen Haushaltspflichten anzusehen waren.
»Wie wollt Ihr unter solchen Umständen vermeiden, Euch Legionen von Feinden zu schaffen, sobald Ihr erscheint?« schloss sie in einem Ton der Verzweiflung und brach in Tränen aus.
»Françoise«, sagte Angélique beschwörend, »Ihr wollt doch nicht behaupten, dass Ihr um mich oder um meine Seele weint!«
»Nein... Ich dachte an mein eigenes Los. Eine Frau zu sein, schön zu sein und eine Seele zu haben – wie bitter ist das! Wieviel Glück ist mir dadurch schon versagt geblieben!«
Ihre Offenherzigkeit überzeugte Angélique vollends davon, dass Madame Scarron nie ihre Feindin sein würde und dass sie trotz ihrer Zurückhaltung verwundbar und nun am Ende ihrer Nervenkraft war. Vielleicht hatte sie die Äußerung des Königs über sie doch tiefer getroffen, als sie es hatte zugeben wollen. Mit inneren Vorwürfen sagte sich Angélique, dass die junge Witwe sich vermutlich seit langem nicht mehr satt gegessen habe. Sie war schon im Begriff zu läuten, um ihr einen Imbiss bringen zu lassen, unterließ es aber aus Furcht, sie zu verletzen.
»Françoise«, sagte sie tröstend und nahm ihre Hand, »denkt an die Prophezeiung Eures Maurerlehrlings. Was Ihr für abträglich haltet, ist im Gegenteil ein gewichtiger Trumpf, mit dessen Hilfe Ihr es weiter bringen werdet als manche andere. Schließlich seid Ihr gewandt und habt bereits hohe und einflussreiche Gönner gewonnen. Madame d’Aumont nimmt sich Eurer an, wie ich hörte.«
»Die Damen de Richelieu und Lamoignon ebenfalls«, ergänzte Madame Scarron, die sich wieder gefasst hatte. »Drei Jahre besuche ich nun schon regelmäßig ihre Salons.«
»Recht steife Salons«, meinte Angélique und verzog ihr Gesicht zu einer kleinen spöttischen Grimasse.
»Ich fand es dort immer sterbenslangweilig.«
»Man langweilt sich, aber man kommt langsam vorwärts. Da lauert für Euch die Gefahr, Angélique. Und das ist Euer Irrtum, der gleiche Irrtum, der Mademoiselle de La Vallière ins Verderben stürzt. Seitdem Ihr am Hof verkehrt, habt Ihr noch nicht daran gedacht, Euch mit Euren Feinden zu befassen. Ihr gehört weder der Clique der Königin noch der von Madame oder der Fürsten an. Ihr habt Euch weder auf die Seite der ›Stützen des Throns‹ noch auf die der ›Halbseidenen‹, der ›Libertiner‹ oder der ›Frömmler‹ geschlagen.«
»Der Frömmler? Glaubt Ihr, sie haben viel zu sagen? Gott scheint mir nicht unbedingt am rechten Platz in dieser seltsamsten aller Welten.«
»Er ist es, glaubt mir, nicht als der nachsichtige Allvater, dessen Bild uns in unsern Gebetbüchern erfreut, sondern als der Gott der Gerechtigkeit, der Ruten in den Händen hält.«
»Ihr verblüfft mich!«
»Trägt der Geist des Bösen am Hof nicht seine gefährlichste Maske? Nur der Gott der Heerscharen vermag ihn von dort zu vertreiben.«
»Also ratet Ihr mir, zwischen Gott und dem Teufel zu wählen?«
»Eben das«, bestätigte Madame Scarron sanft. Sie stand auf, nahm ihren Mantel und ihren schwarzen Fächer, den sie nie aufschlug, um zu verbergen, wie abgenutzt er war. Nachdem sie Angélique auf die Stirn geküsst hatte, ging sie lautlos hinaus.

Neunzehntes Kapitel

    »Das ist der richtige Augenblick, um von Gott und vom Teufel zu reden, Madame. Welch schreckliches Unglück!«
Barbe schaute mit hochrotem Gesicht durch die Bettvorhänge. Sie war schon seit einer Weile im Zimmer, hatte Madame Scarron zur Tür begleitet und war nun mit verstörtem Blick zurückgekommen. Da ihr Seufzen und Schluchzen nicht die Aufmerksamkeit ihrer in Nachdenken versunkenen Herrin auf sich zu lenken vermochte, beschloss sie, das Wort an sie zu richten:
»Madame, welch schreckliches Unglück!«
»Was ist denn nun schon wieder?«
»Unser Charles-Henri ist verschwunden.«
»Welcher Charles-Henri?«
Angélique hatte sich an den Namen ihres Letztgeborenen noch nicht gewöhnt: Charles-Henri-Armand-Marie-Camille de Miremont du Plessis-Bellière.
»Das Baby, meinst du? Die Amme weiß nicht mehr, wo sie es gelassen hat?«
»Die Amme ist auch

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