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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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Ihre Majestät sich befindet!«
Maria Theresia war in Tränen aufgelöst. Der Anlass dazu war den empörten und mitleidigen Bemerkungen der Hofdamen schnell zu entnehmen: Die Herzogin de La Vallière war nach durchreister Nacht in der Morgenfrühe eingetroffen und hatte der Königin ihre Aufwartung machen wollen.
»Die Unverschämte!« rief Madame de Montespan aus. »Gott bewahre mich davor, jemals die Mätresse des Königs zu werden! Und wenn ich schon das Unglück hätte, wäre ich gewiss nicht so schamlos, auch noch der Königin vor Augen zu treten!«
Was bedeutete diese Rückkehr? Hatte der König seine Favoritin kommen lassen? Wie dem auch sein mochte, es war nun höchste Zeit zum Aufbruch geworden.
    Während der Fahrt wies die Königin die Offiziere ihrer Eskorte an, jedermann das Überholen ihrer Kutsche zu untersagen, aus Angst, Mademoiselle de La Vallière könnte den König vor ihr erreichen. Gegen Abend entdeckte der schwerfällig über die ausgefahrene Landstraße schaukelnde Zug der Kutschen die Armee von einer kleinen Anhöhe aus. Mademoiselle de La Vallière sagte sich, dass der König dort drunten zu finden sein musste. Mit dem Mut der Verzweiflung hieß sie ihren Kutscher, spornstreichs querfeldein zu jagen.
Als die Königin es bemerkte, wollte sie in ihrem Zorn die Kutsche am Weiterfahren hindern lassen. Doch jedermann beschwor sie, sich zu beruhigen und nichts zu unternehmen, und schließlich machte die Ankunft des Königs selbst, der von einem Seitenweg her zur Königin stieß, der tragikomischen Szene ein Ende.
Er war zu Pferd, bis zu den Augen mit Schlamm bespritzt und in glänzender Laune. Er stieg ab und entschuldigte sich, dass er sich wegen des Schmutzes nicht in die Kutsche setzen könne. Nachdem er jedoch eine Weile am Wagenschlag mit der Königin geplaudert hatte, verdüsterte sich seine Miene. Von Mund zu Mund verbreitete sich die Bestätigung, dass Mademoiselle de La Vallières Erscheinen vom König weder angeordnet noch auch nur gewünscht worden war. Welche Nachricht mochte die schüchtern Liebende dazu bewogen haben, ihre gewohnte Zurückhaltung zu überwinden? Welche Befürchtungen? Welche Gewissheit?
Allein in Versailles zurückgeblieben, mit Ehren und Reichtümern überschüttet, musste sie sich ihrer Verlassenheit bewusst geworden sein und die Nerven verloren haben. Sie hatte sich in ihre Kutsche gesetzt und war Hals über Kopf nordwärts gefahren, zum ersten Mal dem König den Gehorsam verweigernd. Alles, selbst die Ungnade des Königs, war ihr lieber gewesen, als nichts zu wissen, mit verkrampftem Herzen zu hoffen, oder sich den, den sie liebte, in den Armen einer andern vorzustellen…
Zur Abendtafel der nächsten Etappe erschien sie nicht. Das Quartier war fürchterlich: ein Marktflecken, in dem es außer vier Steinhäusern nur Strohhütten gab. Angélique, die mit den Demoisellen Gilandon und ihren Zofen auf der Suche nach einer Unterkunft herumirrte, begegnete Mademoiselle de Montpensier, die in der gleichen Verlegenheit war wie sie. »Hier sind wir tatsächlich im Krieg, Kindchen«, scherzte sie.
»Madame de Montausier schläft auf einer Strohhütte in einem Kämmerchen, die Damen der Königin in einem Speicher auf einem Kornhaufen, und was mich betrifft, so werde ich mich wohl mit einem Kohlenhaufen begnügen müssen.«
Endlich fand Angélique eine mit Heu gefüllte Scheune. Sie kletterte die Leiter hinauf bis unters Dach, wo sie ruhiger schlafen würde, während ihre Mädchen unten bleiben sollten. Eine große, am Dachbalken aufgehängte Stallaterne warf ihr rötliches Licht ins Halbdunkel. Auch hier tauchten wieder gespensterhaft das von einem Turban aus dunkelroter und apfelgrüner Seide umrahmte schwarze Gesichtchen und die weißen Augen des Negerknaben Naaman auf. »Was tust du hier, du Höllenteufelchen?«
»Ich warten auf Médême Montespan. Ich haben ihr Tasche. Médême Montespan auch schlafen hier.«
Nach einer Weile erschien die schöne Marquise auch wirklich am oberen Ende der Leiter.
»Eine gute Idee, Angélique, mein ›grünes Schlafzimmer‹, wie es in der Soldatensprache heißt, mit mir zu teilen. Wir können eine Partie Piquet spielen, falls der Schlaf uns meiden sollte.«
Sie ließ sich ins Heu fallen, gähnte und streckte sich mit katzenhafter Wollust.
»Fein ist das hier! Welch köstliches Lager! Es erinnert mich an meine Kindheit im Poitou.«
»Mich auch«, bekannte Angélique.
»Dicht neben unserm Taubenschlag war ein Heuschober. Dort traf ich mich

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