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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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mit meinem kleinen Liebhaber, einem zehnjährigen Hirtenjungen. Wir hörten dem Gurren der Tauben zu, während wir uns bei der Hand hielten.«
Sie hakte ihr allzu enges Mieder auf. Angélique tat es ihr nach. Nachdem sie sich ihrer obersten Röcke und ihrer Strümpfe entledigt hatten, rollten sie sich wohlig zusammen.
»Vom Hirtenjungen zum König«, flüsterte Athénaïs.
»Was sagt Ihr zu meinem Schicksal, Liebste?«
Sie richtete sich auf einem Ellbogen auf. Das arme, fast geheimnisvolle Licht der alten Laterne belebte ihre köstliche Hautfarbe, die Weiße ihrer Schultern und ihres Busens. Sie lachte leise und wie berauscht.
»Vom König geliebt zu werden, welche Wonne!«
»Ihr scheint dieser Liebe plötzlich sehr gewiss zu sein? Vor kurzem habt Ihr noch an ihr gezweifelt.«
»Inzwischen habe ich Beweise erhalten... Gestern abend ist er bei mir gewesen... Oh, ich wusste, dass er kommen, dass es auf dieser Reise geschehen würde! Dass er die La Vallière in Versailles zurückließ, sagte genug. Zum Trost hat er ihr ein paar nette Kleinigkeiten geschenkt.«
»Kleinigkeiten? Ein Herzogtum? Eine Baronie?«
»Pah! Sie wird sich sicher davon berauschen lassen und sich einbilden, dass ihre Gunst auf dem Gipfel angelangt sei. Deshalb hat sie sich auch für berechtigt gehalten, hinter dem Hofe herzureisen. Haha! Es ist ihr schlecht bekommen... Aber ich – ich werde mich nicht mit Lappalien begnügen und mich wie ein Mädchen von der Oper behandeln lassen. Ich bin eine Mortemart!«
»Athénaïs, Ihr sprecht mit einer Selbstgewissheit, die mich erschreckt. Seid Ihr wirklich die Mätresse des Königs geworden?«
»Und ob ich seine Mätresse bin!... Ach, Angélique, wie spaßig das ist, sich über einen Mann dieses Schlages allmächtig zu fühlen! Ihn erblassen und zittern, ihn flehen zu sehen... ihn, der sonst so beherrscht ist, so fern und majestätisch! Es stimmt schon, was man sich erzählt. In der Liebe ist er ohne Hemmung – und höchst anspruchsvoll. Aber ich glaube, ihn nicht enttäuscht zu haben.«
Sie lachte ausgelassen, während sie sprach, rollte ihren blonden Kopf im Heu und dehnte sich mit schamlos-wollüstigen Bewegungen, die eine noch nahe Szene heraufzubeschwören schienen.
»Nun, dann ist ja alles in Ordnung«, meinte sie trocken. »Die Neugierigen werden endlich erfahren, wer die neue Mätresse des Königs ist, und ich bin die lächerlichen Verdächtigungen los, mit denen sie mich belästigen.«
Madame de Montespan richtete sich jäh auf.
»O nein, Liebste! Auf keinen Fall. Und vor allem kein Wort! Wir zählen auf Eure Diskretion. Noch ist für mich der Augenblick nicht gekommen, in aller Offenheit meinen Platz einzunehmen. Das würde zu viele Komplikationen erzeugen. Tut mir deshalb den Gefallen, die Rolle weiterzuspielen, die wir Euch zugeteilt haben.«
»Welche Rolle? Und wer ist ›wir‹?«
»Nun... der König und ich.«
»Wollt Ihr etwa sagen, dass der König und Ihr übereingekommen seid, das Gerücht auszustreuen, er sei in mich verliebt, um den Verdacht von Eurer Person abzulenken?«
Athénaïs beobachtete die junge Frau durch ihre langen halbgesenkten Wimpern. Ihre saphirblauen Augen leuchteten boshaft.
»Natürlich! Es half uns aus der Verlegenheit, versteht Ihr. Meine Situation war heikel. Auf der einen Seite war ich Hofdame der Königin, auf der andern intime Freundin Mademoiselle de La Vallières. Die Aufmerksamkeiten des Königs mir gegenüber hätten sehr bald die Klatschereien auf meinen Namen gelenkt. Man musste ein Gegenfeuer anzünden. Ich weiß nicht, wieso man von Euch zu reden begann. Der König hat den Gerüchten Glaubwürdigkeit verliehen, indem er Euch mit Wohltaten überhäufte. Infolgedessen behandelt Euch die Königin kalt, und die arme Louise vergeht in Tränen, wenn sie Euch nur sieht. Und niemand denkt mehr an mich. Die Sache hat also den gewünschten Verlauf genommen. Ich weiß, dass Ihr zu klug seid, um nicht von Anfang an begriffen zu haben. Der König ist Euch sehr dankbar dafür... Ihr sagt nichts? Seid Ihr etwa böse?«
Angélique gab keine Antwort. Sie fühlte sich in ihrem Innersten verletzt und kam sich törichter vor, als zu sein erlaubt ist. Was nutzte es, dass sie sich den gerissensten Kaufleuten des Königsreichs gegenüber zu behaupten verstand! Gesellschaftlichen Intrigen würde sie dank dem ihr unausrottbaren Rest bäuerlicher Naivität nie gewachsen sein.
»Warum solltet Ihr es auch sein?« fuhr Madame de Montespan honigsüß fort. »Das alles ist höchst

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