Angels - Meine Rache waehrt ewig
Möglichkeit, das herauszufinden.« Ohne auf Zustimmung zu warten, lief Kristi durchs Esszimmer und die Treppe hinauf.
»Warten Sie! Sie können dort nicht hinauf!«, rief Georgia hinter ihr her. Ihre hohen Absätze klackerten über den Hartholzfußboden. »Warten Sie!« An den Priester gewandt, fügte sie mit schriller Stimme hinzu: »Was bildet sie sich nur ein?«
Kristi verschwendete keine Zeit. Sie rannte die Stufen zum zweiten Stock hinauf und gelangte zu der Tür des Zimmers, das zum Garten ging. Dort hatte sie Ariel oder eine andere Frau hinter der trüben Glasscheibe stehen sehen.
Mit schweren Schritten kam Vater Mathias die Treppen hoch. »Miss … bitte … Sie sind nicht befugt …«
Kristi drehte den Knauf, und die Tür öffnete sich – zu einem leeren Zimmer. Dem mit dem viktorianischen Puppenhaus. Niemand war darin, doch das Puppenhaus stand jetzt offen, die detailgetreu eingerichteten Räume zur Schau stellend.
»Hallo?«, rief Kristi. Ihre Stimme wirbelte Staubpartikelchen auf, sonst geschah nichts. Sie sah im Schrank nach, nur um sicherzugehen.
Leer.
Doch in der Nähe des Fensters zum Garten hing ein schwarzer Mantel mit einer weißen Tasche … wie gestern Abend, als sie das Haus durchsucht hatte.
Hatte sie sich geirrt?
Sich eingebildet, ein Gesicht zu sehen, obwohl es sich nur um diesen Mantel mit der Tasche handelte?
»Zufrieden?«, fragte Georgia, die in Begleitung von Vater Mathias hereingestöckelt kam. Ihre weiße Haut war von dem raschen Treppensteigen gerötet. »Versteckt sich niemand in der Ecke? Keine ›zu Tode erschrockene Frau‹?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kenne die Geschichten, die sich um das Haus ranken, und ja, in den frühen Dreißigerjahren wurde hier jemand umgebracht. Der Mörder ist nie gefasst worden. Ich weiß auch von der Gruppe ›Gothic Kids‹, die sich hier herumtreibt, fasziniert von der Architektur und der Geschichte des Hauses. Aber es ist wirklich nicht mehr als ein Museum voller äußerst persönlicher, wertvoller Artefakte. Das ist auch der Grund dafür, warum wir nicht gestatten können, dass irgendjemand, auch
Sie
nicht, hier kopflos durch die Gegend läuft. Wenn Sie tatsächlich Ihre Brille in diesem Haus verloren haben, was vermutlich reine Erfindung ist, kommen Sie bitte zurück, wenn Mrs Katcher anwesend ist. Sie wird Ihnen behilflich sein.«
»Gestern am späten Abend ist eine junge Frau hier ins Haus gegangen«, beharrte Kristi. »Ich habe sie beobachtet. Bin ihr gefolgt. Sie ist hineingegangen … und verschwunden. Vielleicht … im Keller?«
»
Noch
eine junge Frau? Oder etwa die zu Tode Erschrockene?«
»Eine andere.«
Georgia schnaubte verächtlich. »Im Keller? Wieso?«
»Ich dachte, das könnten Sie mir sagen.«
»Der Keller wird ausschließlich als Lagerraum genutzt.«
Vater Mathias war im Türrahmen stehen geblieben, als hätte er Angst einzutreten. »Ich war soeben im Keller«, sagte er zu Georgia. »Ich habe dort Hinweise auf Ratten gefunden. Wir sollten einen Kammerjäger rufen, aber sonst ist dort unten nichts zu sehen, außer alten Möbeln, Kisten und Schachteln.« Er griff in eine tiefe Tasche in seinem Gewand, zog ein Taschentuch heraus und tupfte sich die Stirn.
»Rufen Sie jemanden, der sich darum kümmert«, sagte Georgia desinteressiert. »Und was Sie betrifft …« Sie starrte Kristi an. »Wer sind Sie eigentlich?«
Kristi erwog zu lügen, aber das würde zu leicht auffliegen. »Kristi Bentz. Ich studiere hier.«
»Nun, Kristi, wenn Sie wirklich vergangene Nacht ins Haus eingedrungen sind, haben Sie das Gesetz übertreten.« Georgia schürzte die Lippen. »Sollten wir feststellen, dass irgendetwas fehlt, werden wir die Polizei informieren, und ich verspreche Ihnen, dass dann auch Ihr Name fällt.«
»Haben Sie denn keine Überwachungskameras?«, fragte Kristi. »Bei den ganzen wertvollen Sachen sollte es doch irgendein Sicherheitssystem geben. Schauen Sie sich die Bänder mal an.«
»Bislang war das nicht nötig«, sagte Vater Mathias kühl.
Georgia rümpfte die Nase. »Offensichtlich sollten wir das auf der nächsten Vorstandssitzung zur Sprache bringen. Und jetzt, Miss Bentz, gehen Sie bitte.«
»Ich begleite Sie hinaus«, bot der Priester an. »Ich bin ohnehin spät dran. Ich muss mich dringend auf die Messe vorbereiten.«
Es gab keinen Grund zu widersprechen, und Kristi wandte sich zur Tür.
Georgia Clovis folgte ihnen nach draußen. Als sie zu einem schnittigen schwarzen Mercedes ging,
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